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„Ein Ende der Ungewissheit bei SønderjyskE“

Ein Ende der Ungewissheit bei SønderjyskE

Ein Ende der Ungewissheit bei SønderjyskE

Hadersleben/Haderslev
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Die SønderjyskE-Fußballer wollen hoch hinaus und in vielen Bereichen in die Spitze der Superliga vordringen. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

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Jetzt haben wir endlich das bekommen, wonach Medien, Fans, Sponsoren und alle im Umfeld seit der Übernahme von Platek lauthals geschrien haben. Ein Ende der Ungewissheit, eine Richtung, in die man gehen will, und Ziele, die man mit dem Geld des reichen Onkels aus Amerika im Rücken anpeilen will. Ein Kommentar von Sportredakteur Jens Kragh Iversen.

Mitten in der bedrohlichsten sportlichen Lage seit dem Superliga-Aufstieg 2008 hat SønderjyskE eine neue Strategie vorgestellt, die bis Ende der Saison 2025/26 umgesetzt werden soll. Eine mehr als ehrgeizige Strategie, die dafür sorgen wird, dass man vielerorts die Augen aufsperren wird.

Über das Timing der Veröffentlichung lässt sich streiten. Sportlich steckt SønderjyskE in der Fußball-Superliga tief im Sumpf. Der erste Abstieg aus dem Oberhaus seit 14 Jahren bahnt sich an, dennoch will man hoch hinaus. Und aus dem Sumpf nach oben zu springen, ist nicht gerade leicht.

Doch jetzt haben wir endlich das bekommen, wonach Medien, Fans, Sponsoren und alle im Umfeld seit der Übernahme von Robert Platek lauthals geschrien haben. Ein Ende der Ungewissheit, eine Richtung, in die man gehen will, und Ziele, die man mit dem Geld des reichen Onkels aus Amerika im Rücken anpeilen will. Einiges erscheint für so manchen in der aktuellen sportlichen Situation übers Ziel hinausgeschossen, und so manches Ziel wird nicht erreicht werden, aber es ist gut zu wissen, wonach man strebt.

 

SønderjyskE will um den Einzug in die europäischen Wettbewerbe mitspielen. 2016 scheiterte man in der Qualifikation zur Europa League an Sparta Prag, 2020 an Viktoria Plzen. Foto: dpa

SønderjyskE will in Zukunft nicht nur in der Superliga unten herumkrebsen und sich Jahr für Jahr über den Klassenerhalt freuen, sondern in die Spitze vordringen, und zwar in vielen Bereichen. Der Plan ist visionär und soll auf dem Fundament der Werte verwirklicht werden, die über Jahre SønderjyskE zu dem gemacht haben, was es vor der Übernahme der Platek-Familie war. SønderjyskE will fortan aber nicht nur Baustein für Baustein zulegen, sondern mit dem Geld der Amerikaner im Rücken große Schritte nach vorne machen.

Die Strategie ist nicht von den Amerikanern entwickelt worden, sondern von den neuen, lokal verankerten Kräften, die seit November im Tagesgeschäft das Sagen haben. Und ist von Robert Platek abgestempelt worden.

Platek sitzt weiterhin am Tischende, überlässt aber das Tagesgeschäft lokal verankerten Führungskräften. Die Schwerpunkte der Strategie dürfen getrost als weiteres Zeichen dafür betrachtet werden, dass der US-Amerikaner nicht auf das schnelle Geld oder auf den schnellen Erfolg aus ist, sondern SønderjyskE als langfristiges Projekt sieht.

Die ersten anderthalb Jahre sind turbulent gewesen, und die Popularitätswerte sind im Umfeld von SønderjyskE nicht die besten für den Vereinseigentümer, doch im Gegensatz zu anderen Beispielen mit ausländischen Investoren im dänischen Fußball gibt es keinen Anlass, Plateks Intentionen zu bezweifeln.

Andrew Ramsey und Nishant Tella – hier neben Gynther Kohls und Klaus Rasmussen – hatten 2021 bis zum Sommer bzw. bis November das Sagen, spielen bei SønderjyskE aber keine Rolle mehr. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

Platek scheint länger bleiben und SønderjyskE von Grund auf aufbauen zu wollen. Kritik muss er sich dennoch anhören, denn bei der Auswahl seiner vertrauten Mitarbeiter hat er im ersten Anlauf aufs falsche Pferd gesetzt.

Allen voran Andrew Ramsey und Nishant Tella haben das Fußballgeschäft in Dänemark unterschätzt und auch nicht verstanden, was für ein Typ Fußballklub SønderjyskE ist. Alles wurde für nicht gut genug befunden, was über viele Jahre aufgebaut wurde, und alles wurde respektlos umgekrempelt. Es ist aber Platek hoch anzurechnen, dass er den Fehler eingesehen und daraus gelernt hat.

Die ersten Schritte der Wiederaufbauarbeit sind gemacht worden, kommen in der laufenden Saison aber womöglich zu spät. Ein Umweg über die 1. Division droht und könnte die Umsetzung der Strategie verzögern. Es ist unrealistisch zu glauben, dass die massiven Investitionen in die Akademie und in die Anlagen bis zum Ende der Saison 2025/26 schon Früchte tragen. Das Fundament für die Zukunft ist jedoch gelegt.

Papier ist geduldig, und ein Vorhaben kann recht einfach und zu jeder Zeit zu Papier gebracht werden. Die Umsetzung der Strategie wird eine Mammut-Aufgabe.

Erfrischend ist aber, dass man sich in einem Landesteil, wo oft Vorsicht waltet, traut, sich weit aus dem Fenster zu lehnen und klare Ziele zu formulieren, nach denen man streben will.

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