Mobilität

Allianz fordert Steuererleichterungen für das Radfahren

Allianz fordert Steuererleichterungen für das Radfahren

Allianz fordert Steuererleichterungen für das Radfahren

Apenrade/Aabenraa
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Viele Unternehmen würden gerne Autos durch Fahrräder ersetzen, um Geld zu sparen. Doch die bisherigen Steuergesetze machen die Anschaffung unattraktiv. Foto: Rådet for Sikker Trafik

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Weil es, anders als bei E-Autos, keine Steuervorteile beim Kauf eines umweltfreundlichen Fahrrads oder E-Bikes gibt, fordert eine „Allianz für fahrradfreundliche Steuergesetzgebung“ in einem offenen Brief mehr Engagement der Regierung. Insbesondere Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollen es ihrer Belegschaft leichter ermöglichen, ein Jobrad zu finanzieren.

Wer aktuell ein Elektroauto kauft, der spart in Dänemark dank großer Rabatte ordentlich bei der Zulassung. Weil aber ein E-Auto genauso im Stau steht, wie ein herkömmliches, ist das Fahrrad für kurze innerstädtische Distanzen eine zeitsparende Alternative, und mit dem Pedelec lassen sich auch weitere Distanzen problemlos bewältigen. Doch Steuervorteile gibt es beim Kauf eines umweltfreundlichen Fahrrads oder E-Bikes nicht. Damit sich das ändert, fordert eine „Allianz für fahrradfreundliche Steuergesetzgebung“ in einem offenen Brief mehr Engagement der Regierung und von Steuerminister Jeppe Bruus (Sozialdemokratie).

Die derzeitigen Steuervorschriften hinderten mehr Menschen daran, das Rad zu benutzen, dabei sei der gesamtgesellschaftliche Nutzen groß, würden mehr Menschen sich im Alltag dafür entscheiden. Das sagen der dänische Fahrradverband Cyklistforbundet, die Handelskammer Dansk Erhverv, der Industrieverband Dansk Industri, die dänischen Regionen (Danske Regioner), die Klima-Denkfabrik „Gate 21“, die Gewerkschaft IDA, die Organisation Kræftens Bekæmpelse und der Rat für Grüne Umstellung (Rådet for Grøn Omstilling). Ziel der Allianz sind veränderte Steuervorschriften, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den Umstieg aufs Fahrrad erleichtern.

Weniger Bürgerinnen und Bürger auf dem Rad

Hintergrund sind Zahlen, wonach der Anteil der Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen ist. Dieser Trend müsse umgekehrt werden – und zwar nicht nur im Sommer, sondern auch an grauen Wintertagen.

Zahlen der dänischen Verkehrsbehörde Vejdirektoratet aus 2022 zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger sogar weniger Rad fahren als noch vor 20 Jahren. Im Jahr 2000 wurde die Anzahl der Fahrräder auf den Straßen gezählt und auf einen Index von 100 gesetzt. 2021 war der sogenannte Fahrradindex auf 94,3 gefallen. Im vergangenen Jahr wurde der Trend aber offenbar umgekehrt. Demnach gab es 2022 8,5 Prozent mehr Radfahrten als im Vorjahr.

 

Die derzeitige Gesetzgebung begünstigt in erster Linie das Autofahren und den öffentlichen Verkehr.

Aus dem offenen Brief

Infrastruktur-Milliarden reichen nicht

In der Infrastrukturvereinbarung wurden 3 Milliarden Kronen bereitgestellt. „Investitionen allein reichen jedoch nicht aus, um diesen Trend umzukehren. Es bedarf vielschichtiger Anstrengungen an vielen Fronten, um mehr Menschen dazu zu bringen, im Alltag das Fahrrad zu benutzen – sowohl auf dem Weg zur und von der Arbeit als auch während der Arbeitszeit“, heißt es in dem Brief. 

Der Arbeitsplatz könne hier eine einzigartige Rolle spielen, wenn es um die Motivation der Arbeitnehmenden gehe, vom Auto auf das Rad umzusteigen. Sichere Fahrradabstellplätze, attraktive Umkleide- und Duschmöglichkeiten oder die Beteiligungen an Fahrradkampagnen wie „Vi cykler til arbejde“ seien Möglichkeiten. „Aber sie können es nicht allein tun. Sie fordern bessere Bedingungen, um ihren Mitarbeitenden den Zugang zu einem guten Fahrrad ermöglichen – vielleicht sogar ein Elektrofahrrad“, heißt es in dem Brief.

„Dies erfordert jedoch eine Änderung der Steuervorschriften, da die derzeitige Gesetzgebung in erster Linie das Autofahren und den öffentlichen Verkehr begünstigt.“

Bisher kein Fahrradleasing in Dänemark

Anders sieht es in Schweden, den Niederlanden oder Deutschland aus. Hier werden Steuergesetze genutzt, um das Fahrradfahren durch Arbeitgeber zu fördern. In Deutschland ist es etwa möglich, über den Arbeitgeber ein Rad zu leasen. Vom Lohn wird dann ein steuerfreier Betrag einbehalten – quasi eine Monatsrate. Die Anbieter heißen etwa „Jobrad“ oder „Jobbike“.  Dänemark ist eines der wenigen EU-Länder, in dem es keine gezielten Steuerinitiativen zur Förderung des Radfahrens gibt. 

Radfahren macht die Gesellschaft reicher und die Radelnden gesünder

Eine Analyse des dänischen Industrieverbands zeigt, dass Dänemark als Land jedes Jahr 267.000 Krankheitstage einsparen könnte, wenn nur 10 Prozent mehr Menschen mit dem Rad fahren würden als heute. Die eigenen Zahlen des Verkehrsministeriums zeigen, dass die Gesellschaft reicher wird, wenn mehr Menschen Rad fahren. Jeder Kilometer, der mit einem normalen Fahrrad zurückgelegt wird, bringt einen volkswirtschaftlichen Gewinn von knapp 8 Kronen. Das liegt zum einen daran, dass durch mehr körperliche Aktivität Geld im öffentlichen Gesundheitshaushalt gespart wird, zum anderen aber auch daran, dass die Straßen weniger verstopft sind, wenn mehr Menschen auf dem Fahrrad statt im Auto unterwegs sind.

Zahlen des Umweltbundesamtes von 2014 zeigen, dass ein normales Fahrrad auf einer Distanz von fünf Kilometern im Stadtverkehr von Tür zu Tür genauso schnell ist (23,6 Minuten) wie das Auto (23,45). Mit dem Vorteil, dass man mit dem Rad meist keinen Parkplatz mehr suchen muss. Angenommen wird eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 15,3 km/h für das Fahrrad, beim Auto 24,1 km/h. Mit dem Pedelec (18,5 km/h) ist eine neun Kilometer lange Strecke in 33,16 Minuten zu bewältigen, mit dem Auto in 33,41 Minuten. Bis zu einer Distanz von neun Kilometern kann das Fahrrad damit auch schneller als der ÖPNV sein.

Nach Untersuchungen in deutschen Großstädten führen mehr als 40 Prozent der Autofahrten über eine Strecke von weniger als fünf Kilometern Länge. Sie liegen damit in einem Entfernungsbereich, in dem das Fahrrad das schnellste Verkehrsmittel ist.

Arbeitgeber sehen große Kosteneinsparungen

Sowohl öffentliche als auch private Arbeitgeber sehen ein großes Potenzial in der Nutzung von Fahrrädern, insbesondere von Elektrorädern, zur Erledigung von Aufgaben, die normalerweise mit dem Auto gemacht werden. Dabei kann es sich um Besprechungen in der Stadt, Besuche bei Bürgerinnen und Bürgern, die Lieferung von Waren oder Dienstleistungen handeln, bei denen es schneller, nachhaltiger und gesünder ist, das Rad anstelle des Autos zu benutzen. 

Die derzeitige Besteuerung schrecke jedoch viele Menschen ab. Zwar werde man nicht besteuert, wenn man das Fahrrad nur bei der Arbeit benutzt, sobald aber Arbeitnehmende ihr Fahrrad zu Hause abstellen, weil etwa die Aufgaben in der Nähe ihrer Wohnadresse liegen und es daher bequemer ist, dort zu beginnen und zu enden, werden sie auf den vollen Wert des Fahrrads besteuert – auch wenn das Rad nicht privat genutzt wird.

„Viele Arbeitgeber stellen fest, dass das große Potenzial für einen klimaneutralen Verkehr verschwindet, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zeit und möglicherweise Kraftstoff für das Abholen und Abgeben des Fahrrads am Arbeitsplatz aufwenden müssen“, heißt es in dem Schreiben an Bruus. 

Allianz hat drei Forderungen

Die Kommune Aarhus möchte 2030 klimaneutral sein. Um das Ziel zu erreichen, sollen unter anderem E-Bikes angeschafft werden, mit denen Mitarbeitende während der Arbeitszeit fahren können. So soll sowohl die Zahl der Autos in der Stadtverwaltung als auch die Zahl der mit dem eigenen Auto gefahrenen Kilometer reduziert werden, wenn Fahrten unter 20 Kilometern mit dem Pedelec zurückgelegt werden. Ein Viertel der Autofahrerinnen und Autofahrer, die bei der Kommune angestellt sind, würden ein vom Arbeitsplatz zur Verfügung gestelltes E-Fahrrad in Betracht ziehen, wenn es möglich ist, den Arbeitstag von zu Hause aus zu beginnen und zu beenden. Die Kommune ist laut dem Brief enttäuscht, dass die Steuervorschriften verhindern, dass der Verkehr nachhaltiger wird. 

Daher sei laut Allianz jetzt entschlossenes Handeln nötig, um die als große Barriere für Arbeitsplätze erlebten Steuerregelungen zu verändern. 

Die „Allianz für fahrradfreundliche Steuergesetzgebung“ hofft nun, dass die Regierung die Vorschriften so ändert, dass die Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden in größerem Umfang bei der Nutzung des Fahrrads unterstützen können. Laut dem offenen Brief hat sich Jeppe Bruus bereits zu einer Prüfung der Steuergesetze bereiterklärt, um zu klären, inwieweit die verstärkte Nutzung von vom Arbeitgeber bezahlten Fahrrädern ermöglicht werden kann. Die Allianz stehe gerne für Gespräche über konkrete Änderungen zur Verfügung, heißt es abschließend. 

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