Tourismus
Fahrradknotenpunkte: Neues Netzwerk in Dänemark nimmt Fahrt auf
Fahrradknotenpunkte: Neues Netzwerk nimmt Fahrt auf
Fahrradknotenpunkte: Neues Netzwerk nimmt Fahrt auf
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In Dänemark soll in naher Zukunft ein Freizeit-Netzwerk von Fahrradrouten Menschen auf das Rad und in die Natur locken. Das sogenannte Knotenpunktnetzwerk soll eine leichtere Routenplanung ermöglichen und befindet sich derzeit in Teilen des Landes in der Erprobung. Auch die vier Kommunen Nordschleswigs sind mit im Boot.
Ein Netzwerk von Fahrradknotenpunkten soll in naher Zukunft nicht nur Nordschleswig, sondern ganz Dänemark zu einem attraktiven Erholungsgebiet für Radtouren und -reisen durch die Natur machen. Etwas sperrig heißt das Vorhaben auf Dänisch „cykelknudepunktsnetværk“. Vorbild sind die Niederlande und Belgien, wo es ein nummeriertes Knotenpunktsystem bereits länger gibt. Und auch am Niederrhein in Deutschland wurde ein solches System eingerichtet.
Gemeint ist die Verbindung von naturnahen Fahrradstrecken in ganz Dänemark, die an bestimmten Knotenpunkten aufeinandertreffen und mit Wegweisern versehen werden, die auf den aktuellen und andere Rundkurse hinweisen, die sich dort überlappen. So sollen Radfahrbegeisterte in naher Zukunft noch einfacher durch die Natur radeln können − ohne zwingend eine Navigationsapp oder Kartenmaterial nutzen zu müssen.
„Es ist jedoch wichtig, zwischen dem Knotenpunktsystem und den Radrouten zu unterscheiden, da dies zwei verschiedene Dinge sind“, sagt Gerda Bouma, Pressesprecherin von „Destination Sønderjylland“ auf Nachfrage.
Fahrradrouten und Knotenpunktsystem
„Fahrradrouten sind eine Kombination von Routen, die man mit dem Fahrrad fahren kann und die zusammen eine Route von A nach B oder einen Rundweg bilden – zum Beispiel unsere lokalen und die nationalen Fahrradrouten. Das Knotensystem hingegen visualisiert alle fahrradfreundlichen Routen in einem Gebiet. Diese Routen kreuzen sich, und wo sie sich kreuzen, entsteht ein Knotenpunkt.“
Diese Knotenpunkte ermöglichen es Radfahrenden, ihre eigene Radroute zu erstellen, je nachdem, wie weit sie mit dem Rad fahren wollen, anstatt auf eine einzige Radroute „beschränkt“ zu sein, so Bouma.
In einem Video wird das System in Belgien erklärt. Es ist zwar in niederländischer Sprache, ist aber auch anhand der Bilder zu verstehen:
Radstrecken durch die Natur
Die Naherholungsstrecken sollen große Hauptstraßen und Verkehrslärm umgehen und stattdessen durch die Natur und an lokalen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen.
Das Besondere: Die neuen Radverkehrsnetze sind ein Bruch mit der traditionellen Planung von Radverkehrswegen in Dänemark. Denn der Schwerpunkt entwickelt sich mit dem neuen Ansatz weg von einem routenbasierten zu einem knotenbasierten Netz.
Gearbeitet wird derzeit an zwei Projekten. Am KNUD-Projekt sind neben dem Wirtschaftsfonds „Dansk Kyst og Naturturisme“ auch der dänische Radfahrerverband (Cyklistforbundet) und die Ingenieursfirma Niras sowie einige niederländische Expertinnen und Experten beteiligt. Hier sind auch die vier Kommunen Nordschleswigs im Boot.
An der Spitze eines weiteren Projekts namens FREM steht „Dansk Cykelturisme“. Vier Routen, im Süden von Bornholm, bei Sønder Omme, Vejle und am Præstø Fjord, werden derzeit getestet und verschiedene Beschilderungen für das künftige Knotenpunktnetzwerk ausprobiert.
Erste Strecken sind fertig geplant
Im Januar 2022 waren insgesamt neun Kommunen versuchsweise zusammengegangen, um zu untersuchen, wie die fahrradfreundlichsten Strecken anhand von Knotenpunkten miteinander verbunden werden können, um für bessere Erlebnisse auf dem Drahtesel zu sorgen.
Schon seit der Pilotphase des KNUD-Projektes ist Nordschleswig mit dabei. Einer der drei kommunalen Verbände besteht aus den Kommunen Apenrade (Aabenraa), Hadersleben (Haderslev), Sonderburg (Sønderborg) und Tondern (Tønder). Koordiniert wird die Zusammenarbeit vom Zusammenschluss der vier Kommunen für die Stärkung der touristischen Zusammenarbeit, „Destination Sønderjylland“.
Kommunen warten auf Genehmigung
Konkret wird es in der Kommune Apenrade. „Wir haben einen Vorschlag für ein Fahrradnetz in Loijtland (Løjtland) ausgearbeitet, und im Laufe des Sommers werden in dem Gebiet Fahrradzählungen durchgeführt. Die Aufstellung von Schildern muss noch von der dänischen Straßenbaubehörde genehmigt werden“, sagt Kasper Stoof, Pressesprecher der Kommune, auf Nachfrage vom „Nordschleswiger“.
In der Kommune Hadersleben wurde ebenfalls eine Demo-Route für das künftige Netzwerk ausgearbeitet, die auch startklar ist, wie Verkehrsplanerin Vita Rich Dethleffsen auf Nachfrage berichtet. Die Rundtour führt von Hadersleben in Richtung der Insel Aarö (Arø) und über Süder Wilstrup (Sønder Vilstrup) zurück nach Hadersleben.
In künftigen Fahrradknotenpunkten könnten die Projektrouten der beiden Kommunen miteinander verbunden werden, so wie beim niederländischen Vorbild. „Die Verkehrsbehörde muss die neuen Schildertypen erst genehmigen“, sagt die Verkehrsplanerin. Danach müsse die Kommune einen Markierungsplan entwickeln und festlegen, wo die Wegweiser aufgestellt werden müssen. „Es sind andere Schilder als die in Dänemark bekannten blauen Tafeln“, so Rich Dethleffsen.
Wenn der Versuch abgeschlossen ist, wird eine Evaluierung vorgenommen. Das Vejdirektorat wird dann auf Basis des Berichts Stellung nehmen, ob die Beschilderung permanent und in die Kennzeichnungsvorschriften der Straßenverkehrsordnung aufgenommen wird.
Mette Eklund Jakobsen, Projektleiterin der Verkehrsbehörde
Projektversuch endet im Juni
Mette Eklund Jakobsen, Projektleiterin bei der Verkehrsbehörde, berichtet auf Nachfrage des „Nordschleswigers“, dass auf den vier bestehenden Demo-Routen verschiedene Beschilderungen noch bis Juni 2023 getestet werden. „Wenn der Versuch abgeschlossen ist, wird eine Evaluierung vorgenommen. Das Vejdirektorat wird dann auf Basis des Berichts Stellung nehmen, ob die Beschilderung permanent und in die Kennzeichnungsvorschriften der Straßenverkehrsordnung aufgenommen wird.“
Weil noch offen ist, ob etwa Buchstaben oder Zahlen für die Knotenpunkt-Beschilderung kommen oder die neuen Schilder überhaupt genehmigt werden, müsse man abwarten, sagt Rich Dethleffsen. Sollte es keine Entscheidung der Behörde geben, könne man die Demo-Route in der Kommune alternativ auch mit den in Dänemark bekannten blauen Hinweisschildern ausweisen.
Es sei möglich, dass es bis zu den Sommerferien eine Entscheidung gibt. „Möglicherweise aber auch erst im Herbst oder im kommenden Jahr.“ Erst dann könne man auch entsprechende Schilder in Auftrag geben.
Weil die Frage der Beschilderung noch nicht geklärt ist, sollen in diesem Jahr auf verschiedenen Strecken, die Teil des Knotenpunktnetzes sind als auch außerhalb davon, Zählungen durchgeführt werden, so Gerda Bouma.
Wir haben einen Vorschlag für ein Fahrradnetz in Loijtland (Løjtland) ausgearbeitet, und im Laufe des Sommers werden in dem Gebiet Fahrradzählungen durchgeführt. Die Aufstellung von Schildern muss noch von der dänischen Straßenbaubehörde genehmigt werden.
Kasper Stoof, Pressesprecher der Kommune Apenrade
Auch die Kommune Tondern ist in dem Prozess nicht weiter gekommen als bis zur Ausweisung eines Abschnitts, der in das Pilotprojekt einbezogen werden soll. Hier wird ebenfalls auf die Freigabe der Wegweiser durch die Verkehrsbehörde gewartet. „Der Versuch ist daher in der Gemeinde noch nicht sichtbar“, so Verkehrsplanerin Sonja Svendsen.
Kommune Sonderburg sucht Fahrradbeauftragte/n
In der Kommune Sonderburg liegt der Radverkehr momentan auf Eis, weil die Stelle der oder des Radverkehrsbeauftragten vakant ist. Ob das Netz in der gesamten Kommune ausgerollt werden kann, sei noch offen, sagt Pressesprecher Morten Jacobsen. Eine Entscheidung werde wohl erst nach der Auswertung des Pilotprojekts getroffen. Daher sei man beim Fahrradknotenpunkte-Projekt derzeit nicht aktiv.
Fahrradknotenpunkte in ganz Dänemark
Das Knotenpunktnetzwerk soll im besten Fall in ganz Dänemark ausgerollt werden. „Nachdem im Rahmen des KNUD-Projekts die Formel für die Schaffung und Überarbeitung eines Beta-Netzes in einer Kommune gefunden wurde, können nun alle Kommunen in Dänemark Mittel für die Einführung des Knotensystems in ihrer Kommune beantragen“, sagt Bouma.
Der Wirtschaftsfonds „Dansk Kyst og Naturturisme“ ermöglicht es, Hilfen zu beantragen, um lokale Knotenpunkt-Strecken auszuloten. Interessierte Kommunen können noch bis zum 17. Mai Förderung für die Entwicklung des Beta-Netzwerks in ein realisierbares Fahrradnetzwerk beantragen. Insgesamt stehen 1,5 Millionen Kronen zur Verfügung. Je Kommune kann ein Betrag von 150.000 Kronen fließen. Das Geld kann etwa für Beratungsleistungen oder befristete Projektmitarbeit genutzt werden.
Am Ende des Jahres sollen die Kommunen dann ihre Knotenpunkte in der gemeinschaftlichen Database GeoFA registrieren. So sollen 20.000 Kilometer fahrradfreundliche Infrastruktur auf einer Karte zusammengetragen und 5000 Knotenpunkte festgelegt werden. Die Daten können anschließend digital auf Drittanbieter-Plattformen genutzt werden.