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Nationale Fahrradrouten in Dänemark werden aufgewertet – Start mit neuer Webseite

Neue Webseite für nationale Fahrradrouten in Dänemark

Neue Webseite für nationale Fahrradrouten in Dänemark

Kopenhagen
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Fahrradtouristen
Die elf nationalen Fahrradrouten sollen bekannter und besser werden, um mehr Menschen aufs Rad zu bringen. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Die elf nationalen Fahrradrouten in Dänemark haben eine eigene Webseite bekommen. Damit soll es für Einheimische und Gäste einfacher werden, ihren Urlaub mit dem Rad zu planen. 2023 soll zudem eine Strategie für die Strecken ausgearbeitet werden. Dabei blickt Dänemark auch nach Deutschland, wo der Radtourismus boomt.

Die nationalen Fahrradrouten in Dänemark haben ihre eigene Webseite bekommen und sollen so Fahrradtouristinnen und -touristen ins Land ziehen. Das geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der Straßenverkehrsbehörde (Vejdirektoratet) und Dansk Cykelturisme hervor. Die Seite heißt ruter.dk, kann in dänischer, deutscher und englischer Sprache navigiert werden und soll Menschen zu Touren inspirieren. Dabei kann Dänemark offenbar noch von Deutschland lernen, wie zwei Berichte zeigen. 

Viele Menschen aus dem Ausland machen ihren Urlaub in Dänemark zunehmend auch per Rad. Besonders Touristinnen und Touristen aus Deutschland hätten Dänemark als Fahrraddestination für sich entdeckt, heißt es. Mit der neuen Webseite soll es leichter werden, Informationen über die elf nationalen Fahrradrouten zu finden, die seit den 1990er-Jahren entwickelt wurden.

Transportminister Thomas Danielsen (Venstre) betont, dass es nun noch leichter werde, Routen von zu Hause aus zu erforschen und nach eigenen Bedürfnissen zu planen. „Es gibt knapp 5.000 Kilometer nationale Fahrradrouten in Dänemark, und das gibt vielfältige Möglichkeiten für schöne Reiseerlebnisse auf dem Rad“, wird Danielsen in der Pressemitteilung zitiert.

Webseite richtet sich an Radreisende und Familien

Die neue Webseite richtet sich an Radreisende ebenso wie an Familien mit Kindern, die zum ersten Mal Fahrradferien machen. Zu finden sind dort Tipps zur Planung des Urlaubs sowie Sehenswürdigkeiten entlang der einzelnen Etappen. Darüber hinaus ist es einfach, Pausenplätze und andere interessante Points of Interest (POI) zu finden – etwa Übernachtungsmöglichkeiten. Die Routen lassen sich als GPX-Datei auf entsprechende Fahrradcomputer laden. 

 

Für die Einzeletappen des Heerweges gibt es beispielsweise Informationen zu Highlights und zur Wegbeschaffenheit. Foto: Screenshot/ruter.dk

„Der Gedanke hinter den nationalen Fahrradrouten ist, dass Radfahrende in allen Teilen des Landes auf attraktiven Radwegen auf Abenteuerreise gehen können – mit hohem Serviceniveau und spannenden Erlebnissen entlang der Strecken“, sagt Abteilungsleiterin Marianne Foldberg Steffensen von der Verkehrsbehörde.

Die neue Webseite ermögliche einen einfacheren Zugang zu guten Fahrraderlebnissen. „Wir waren sehr darauf bedacht, es so einfach wie nur möglich zu gestalten, damit alle die Information finden können, die sie benötigen.“ Das gelte unabhängig davon, ob man plane, kreuz und quer durch Dänemark zu radeln, oder ob man sich als Familie einige Tagestouren im Umkreis des Ferienortes herauspickt. 

Fahrradrouten
Auf der Webseite ruter.dk kann man sich etwa für den Heerweg die Übernachtungsplätze in der Nähe anzeigen lassen – aber auch mögliche Kultur- und Naturerlebnisse. Foto: Screenshot/ruter.dk

Die meisten Radtouristinnen und -touristen kommen aus Deutschland

Jesper Pørksen, Chef von Dansk Cykelturisme, sagt: „Fast jede zweite Fahrradtouristin und jeder zweite Fahrradtourist in Dänemark kommt aus Deutschland. Die Menschen sind vor allem von der Möglichkeit angetan, entlang der dänischen Küsten zu radeln und einige der weltweit führenden Fahrradstädte zu erleben. In unserem südlichen Nachbarland steckt noch viel Potenzial.“ 

Mehrere der elf nationalen Fahrradrouten mit etwas über 5.000 Kilometern Länge gehören zu einem großen europäischen Netzwerk von Fahrradrouten, die unter dem Namen „EuroVelo“-Routen den Großteil Europas untereinander verbinden. 

Der Gedanke hinter den nationalen Fahrradrouten ist, dass Radfahrende in allen Teilen des Landes auf attraktiven Radwegen auf eine Abenteuerreise gehen können – mit hohem Serviceniveau und spannenden Erlebnissen entlang der Strecken.

Marianne Foldberg Steffensen, Abteilungsleiterin bei der Verkehrsbehörde
Fahrradrouten in Dänemark
Die elf Fahrradrouten in Dänemark Foto: Vejdirektoratet

Die deutsche Tourismusindustrie unterstützt die Routen in Deutschland sehr, weil sie Arbeitsplätze schaffen, Gebiete außerhalb der Großstädte entwickeln und die Wirtschaft stärken. Für jeden Euro, den die Deutschen in den Radtourismus investieren, erhalten sie 3 Euro zurück.

Marianne Foldberg Steffensen

Radtourismus ist in Deutschland ein großes Geschäft

Zwei neue Berichte der dänischen Straßenverkehrsbehörde zeigen, dass Dänemark viel von der deutschen Tourismusbranche lernen kann, wenn es um den Radtourismus und die Nutzung des Potenzials der nationalen Radwege geht. Beide Berichte unterstützen die Bemühungen, die nationalen Radwege in Dänemark zukunftsfähig zu machen und sie sowohl für dänische und ausländische Radtouristinnen und -touristen als auch für Freizeitradlerinnen und -radler besser zugänglich zu machen.

Im Sommer 2022 führte das Vejdirektorat eine Umfrage zu den Routen durch, um mehr darüber zu erfahren, wer die Strecken nutzt, wofür sie genutzt werden und wie oft Menschen auf den Routen fahren. 73 Prozent der Befragten waren dänische Bürgerinnen und Bürger, 15 Prozent deutsche. 

Das Ergebnis: Der typische Radfahrer auf einer dänischen nationalen Radroute ist ein dänischer Mann im Alter von 50 Jahren oder älter. Er ist hauptsächlich ein Radtourist, kann aber auch ein Sport- oder Alltagsradler sein. Er fährt meist ein klassisches Fahrrad.

Die Kartierung des Radtourismus in Deutschland zeichnet hingegen ein Bild des „Radtouristen“ als deutsches Ehepaar mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren, das zumeist mit Trekkingrädern unterwegs ist. In den vergangenen zehn Jahren hat Deutschland eine steigende Zahl von Radtouristinnen und -touristen zu verzeichnen. Der Bericht zeigt auf, wie Deutschland den Radtourismus fördert. Die dänische Behörde will nun prüfen, ob es Initiativen gibt, die Dänemark bei seiner Arbeit mit den nationalen Radwegen umsetzen sollte.

Marianne Foldberg Steffensen sagt dazu in einer Pressemitteilung: „Die deutsche Tourismusindustrie unterstützt die Routen in Deutschland sehr, weil sie Arbeitsplätze schaffen, Gebiete außerhalb der Großstädte entwickeln und die Wirtschaft stärken. Für jeden Euro, den die Deutschen in den Radtourismus investieren, erhalten sie 3 Euro zurück.“

Die Bundesländer stellen die Mittel zur Verfügung; die regionalen Tourismusorganisationen entwickeln, gestalten und vermarkten die Routen. Oft sind die Routen mit einem natur- oder geschichtsträchtigen Thema verknüpft.

„Wir wollen mehr Däninnen und Dänen dazu ermutigen, ihr Fahrrad zu benutzen – und zwar nicht nur für die tägliche Radtour. Deshalb schauen wir uns an, was wir von Deutschland lernen können, damit die nationalen Radwege zu einem qualitativ besseren Radtourismus beitragen können“, so Foldberg Steffensen.

Verpflegung und Beschilderung sind wichtig

Einer der Schwerpunktbereiche in beiden Berichten sind die Einrichtungen, die radelnde Gäste auf ihren Reisen nutzen. Etwa ein Drittel der dänischen Radtouristinnen und -touristen ist nur einen Tag lang unterwegs, der Rest reist mehrere Tage. Die meisten nutzen die Tische und Bänke an den Routen, gehen in nahe gelegene Cafés und suchen Naturerlebnisse entlang der Routen.

Der deutsche Fahrradclub ADFC klassifiziert eine Radreisende oder einen Radreisenden als eine Touristin oder einen Touristen auf dem Fahrrad, die bzw. der mehr als drei Nächte bleibt. Deutsche Radtouristinnen und -touristen bleiben in der Regel sechs bis sieben Tage und interessieren sich vor allem für Attraktionen entlang der Strecke, eine gute und sichere Fahrradinfrastruktur sowie gutes Essen und Trinken.

Sowohl für dänische als auch für deutsche Radtouristinnen und -touristen ist es sehr wichtig, dass die Routen gut ausgeschildert sind. Ein Projekt, das sich der besseren Ausschilderung widmet, wurde bereits im Winter vergangenen Jahres gestartet. Die Idee dahinter ist es, mit einfacher Beschilderung und Pfeilen, sogenannten „Fahrradknotenpunkten“, den Radrouten folgen zu können, ohne dabei Karten oder Mobiltelefon bemühen zu müssen.

Nordschleswig beteiligt sich mit seinen Kommunen Apenrade (Aabenraa), Hadersleben (Haderslev), Sonderburg (Sønderborg) und Tondern (Tønder) an dem Projekt unter Koordination von Destination Sønderjylland. Die Tourismusagentur „Dansk Kyst og Naturturisme“ hatte im Vorfeld interessierte Kommunen für das Testprojekt gesucht. Nach der Testphase mit insgesamt neun Kommunen soll das Projekt nun auf das ganze Land ausgeweitet werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Kommunen können sich um eine Förderung von 150.000 Kronen bewerben. Ein zunächst digital erstelltes Netzwerk von Knotenpunkten soll dann nach und nach etabliert werden. 

2023 soll neue Strategie für nationale Radwege erarbeitet werden 

Im Jahr 2023 wird die dänische Straßenverkehrsbehörde in enger Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Arbeitsgruppe und unter Einbeziehung anderer Interessengruppen eine Strategie für die nationalen Radwege ausarbeiten. Beide Berichte sind Teil der Wissensbasis, auf der die Strategie entwickelt werden soll.

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