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Dänemark bekommt seine erste Fahrradversicherung

Dänemark bekommt seine erste Fahrradversicherung

Dänemark bekommt seine erste Fahrradversicherung

ghe
Kopenhagen
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Fahrradfahrende
Weil Fahrräder immer teurer werden, wird ein Diebstahl nicht immer von der eigenen Hausratversicherung abgedeckt. Hier kommt eine Fahrradversicherung ins Spiel. Foto: Sabine van Erp

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37.000 Fahrräder werden jedes Jahr in Dänemark gestohlen. Gleichzeitig wächst der Markt mit teuren E-Bikes. Weil Hausratversicherungen die hohen Summen bei Diebstählen oft nicht abdecken, gibt es erstmals in Dänemark eine Kaskoversicherung für Fahrräder. Der dänische Radfahrerverband begrüßt die Idee und hofft, dass weitere Versicherer nachziehen.

Immer mehr Pedelecs sind auf dänischen Straßen unterwegs. Weil die E-Bikes meist teurer sind als herkömmliche Fahrräder ohne Antrieb, reicht bei einem Diebstahl die Deckung der Hausratversicherung oftmals nicht aus. 10.000 bis 50.000 Kronen kostet ein Pedelec in der Regel. Die Hausratversicherung deckt Fahrraddiebstahl in der Regel mit 5.000 bis 10.000 Kronen. 

Fahrrad dem Auto gleichstellen

Wer auf seinem Schaden nicht sitzen bleiben möchte, der kann sein Fahrrad zusätzlich versichern. In Deutschland und auch den Niederlanden ist das schon länger möglich. In Dänemark schaute man bislang in die Röhre. Nun haben die Fahrradhandelskette Bike&Co und der Versicherer Vejle Brand auch hierzulande eine Fahrradversicherung ins Leben gerufen.

„Im Jahr 2021 wurden mehr als 62.000 neue Elektrofahrräder verkauft, doppelt so viele wie vor drei Jahren. Viele Familien sind heute genauso auf ihr Fahrrad wie auf ihr Auto angewiesen, um sich und ihre Kinder zur Arbeit, zur Schule oder in die Kita zu bringen“, sagt Jens Leth, Geschäftsführer von Bike&Co. Es sei daher höchste Zeit gewesen, das Fahrrad in Bezug auf die Versicherung dem Auto gleichzustellen. 

Fast jedes Fahrrad kann versichert werden

Die neue Fahrradversicherung kann für jedes Rad abgeschlossen werden – auch für solche, die bereits auf den Straßen unterwegs sind und nicht durch Bike&Co verkauft wurden. Ein Pedelec im Wert von 25.000 Kronen kann so zum Beispiel für 34 Kronen im Monat gegen Brandschäden und Diebstahl versichert werden. Wer etwas mehr ausgibt, der bekommt sogar eine Kaskoversicherung mit einer Selbstbeteiligung von 1.250 Kronen. Dann sind zusätzliche Ausrüstung ­− zum Beispiel ein Display am E-Bike ­­­− und Zubehör am Fahrrad (beispielsweise ein Helm) mitversichert sowie Schäden gedeckt, die etwa durch einen Verkehrsunfall, Stürze oder Vandalismus entstanden sind. 

Kenneth Øhrberg Krag, Chef des dänischen Radfahrerverbandes (Cyklistforbundet), begrüßt die Idee der Fahrradversicherung ausdrücklich. „Wird einem das Fahrrad gestohlen, ist das eine ärgerliche und oftmals teure Angelegenheit. Wir unterstützen daher alle Initiativen, die die Situation für Radfahrende verbessern können, darunter auch die Einführung einer Kaskoversicherung in Dänemark.

 Die Einführung spiegelt die Tatsache wider, dass Dänemark bei der Entwicklung von Fahrrädern in Bezug auf die Versicherung hinterherhinkt.

Kenneth Øhrberg Krag, Chef des Radfahrerverbands
Claus Lomholdt Poulsen von der Versicherung Vejle Brand und Jens Leth, Chef der Fahrradhandelskette Bike&Co.
Claus Lomholdt Poulsen von der Versicherung Vejle Brand (links) und Jens Leth, Chef der Fahrradhandelskette Bike&Co. Foto: Bike&Co

Pedelecs und andere teure Fahrräder seien auf dem Vormarsch und ein Verkehrsmittel, auf das sich viele Menschen im Alltag verlassen. Er habe sich daher schon häufiger gewundert, warum es hierzulande bislang keine eigene Versicherung für Fahrräder gab, so Øhrberg Krag. Alles vom Auto bis zum Hund habe seine eigene Versicherung. Um die vielen Diebstähle einzudämmen, arbeitet der Verband an der Einführung einer digitalen Fahrradidentifikationsnummer. 

Versicherung kann mehr als die Hausratversicherung

Weil mehr und mehr Menschen das Pedelec als alternatives Transportmittel wählen, der Wert der Räder hoch sei und bisherige Hausratversicherungen an ihre Grenzen stoßen, sei die Versicherung ein Vorteil, sagt Claus Lomholdt Poulsen, administrativer Direktor von Vejle Brand. Aus versicherungstechnischer Sicht sei neu, dass die monatliche Rate mit zunehmendem Alter des Fahrrads und abnehmendem Versicherungsschutz sinkt.


 

 

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In der Regel gelten geschlossene Versicherungsverträge für ein Jahr und können unter Einhaltung der gesetzlichen Fristen (meist ein Monat vor Ablauf) von beiden Vertragspartnern gekündigt werden. Manche Fahrradversicherungen erfordern den Kauf eines Fahrradschlosses bestimmter Sicherheitskategorie, mit denen das Rad gesichert werden muss. 

Auch nach bei einer Schaden- oder Verlustmeldung können Versicherer sowie Versicherungsnehmende den Vertrag meistens kündigen. Hier gilt oft nur eine Frist von 14 Tagen. Manche Versicherer kündigen den Vertrag einseitig, wenn wiederholt Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden. 

Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann sein Rad auch mit zusätzlichen Sicherheitsfeatures ausrüsten ­− etwa GPS-Tracker oder AirTags. Diese lassen sich mittlerweile dank vieler Hilfsmittel gut am Fahrrad verstecken (etwa als Klingel, im Steuersatz oder versteckt im Rahmen). 

Es ist auch möglich, sich für eine Haftpflichtversicherung zu entscheiden, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher spezielle Fahrradtypen ­− etwa ein S-Pedelec (Unterstützung bis 45 km/h) − versichern möchten.

Der Radfahrerverband unterstreicht die Bedeutung einer umfassenden Fahrradversicherung, die sich an den Bedürfnissen der Radfahrenden orientiert. Kenneth Øhrberg Krag befürwortet viele Wahlmöglichkeiten und hofft, dass mehr Versicherungsunternehmen mit ähnlichen Angeboten auf den Markt kommen werden.

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