E-Mobilität

Zulassung, Ladesäulen und Kabelsalat: Was Elektroauto-Neulinge wissen müssen

Umstieg aufs E-Auto: Was Neulinge wissen müssen

Umstieg aufs E-Auto: Was Neulinge wissen müssen

Apenrade/Aabenraa
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Eine E-Ladestation von Clever
Eine Schnellladestation von Clever hinter Føtex in Apenrade Foto: Karin Riggelsen

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An E-Mobilität Interessierte können beim Kauf eines Elektroautos in Dänemark nur noch wenige Jahre ordentlich bei der Zulassungssteuer sparen. Wer sich dafür entscheidet, muss sich im Vergleich zum Verbrenner ordentlich umgewöhnen, denn das Aufladen mit Strom ist nicht so einfach wie das Tanken an der Zapfsäule. Was es zu beachten gilt.

Die Zahl der Elektroautos auf den Straßen nimmt stetig zu. Weil sie allerdings einige Unterschiede zu Verbrennern haben, müssen sich Interessierte vorab informieren. Was kostet die Zulassung? Welche Arten von Ladesäulen gibt es? Und warum gibt es verschiedene Ladestecker? „Der Nordschleswiger“ gibt Antworten im Teil 2 der E-Auto-Serie. 

Hier geht es zum ersten Teil: 

Wie teuer ist die Registrierung eines E-Autos in Dänemark?

Wer sich in Dänemark ein E-Auto zulegt, der kommt bei der Registrierung weit günstiger weg als mit einem Verbrenner. Auch 2023 gibt es noch große Rabatte für die Zulassung eines Elektroautos. 

Die Kosten für die Registrierung basieren zunächst, wie auch bei allen anderen Personenkraftwagen, auf dem Kaufpreis inklusive der Mehrwertsteuer. Bei einem E-Auto wird der steuerpflichtige Wert vorab jedoch durch einen Batterierabatt gemindert. 2023 sind das laut skat.dk 900 Kronen pro Kilowattstunde bis zu einer Batteriekapazität von 45 Kilowattstunden. 2024 werden es noch 500 Kronen sein, 2025 gibt es keinen Rabatt mehr. 

Nach dem Abzug fällt die Zulassungssteuer an. Diese setzt sich 2023 aus drei Einzelsteuern zusammen. 25 Prozent Steuern fallen bis zu den ersten 67.800 Kronen an, die das Auto wert ist. 85 Prozent werden von 67.800 bis 210.600 Kronen fällig und 150 Prozent für den restlichen Preis des E-Autos. Steht die Berechnung, gibt es für alle Fahrzeuge einen Grundabzug (Bundfradraget) von 22.600 Kronen. Nun steht die fällige Zulassungssteuer.

Wer ein E-Auto zulassen will, bekommt derzeit noch weitere Rabatte. Bis Ende 2025 beträgt der Rabatt auf die Registrierung noch 60 Prozent, 2026 fällt er auf 52 Prozent, 2027 auf 44 Prozent. Somit werden derzeit nur 40 Prozent der berechneten Steuer gezahlt, wenn das Fahrzeug vor 2026 zugelassen wird. Bis 2035 wird der Rabatt schrittweise gesenkt, sodass am Ende wieder 100 Prozent Steuern bezahlt werden müssen.

Um die grüne Umstellung weiter zu forcieren, bekommen emissionsfreie Fahrzeuge außerdem einen weiteren hohen Grundabzug bei der Zulassung. Dieser beträgt 2023 165.000 Kronen. Auch der Grundabzug sinkt mit den Jahren weiter.

Wie kann ich die Steuer vorab ausrechnen?

Für eine Beispielrechnung lässt sich etwa der Rechner von elbilviden.dk nutzen: Für einen Hyundai Ioniq 5 in der Ausstattungsvariante Essential werden 370.715 Kronen inklusive Mehrwertsteuer fällig. Für die Batteriegröße von 58 Kilowattstunden (kWh) gibt es Rabatt für die ersten 45 kWh in Höhe von 900 Kronen je Kilowattstunde – in diesem Fall 40.500 Kronen. Der Preis beträgt nun 330.215 Kronen.

Jetzt folgt die Zulassungssteuer. 25 Prozent bis 67.800 Kronen, 85 Prozent bis 210.600 Kronen und 150 Prozent für den restlichen Fahrzeugwert. Das entspricht bei unserem Modell zusammengerechnet 317.753 Kronen. 

Davon werden noch 22.600 Kronen Grundrabatt abgezogen. Von den übrig bleibenden 295.153 Kronen Zulassungssteuer für das Elektroauto werden nur 40 Prozent fällig. Die Zulassungssteuer schrumpft so bereits auf 118.061 Kronen. Zuletzt greift der zweite Grundabzug von 165.000 Kronen. Die Zulassungssteuer wird negativ, der Hyundai lässt sich 2023 somit steuerfrei zulassen. Lediglich die jährliche Besitzsteuer von 740 Kronen wird noch fällig.

Ist das Auto gekauft, kommt der praktische Alltag mit dem neuen Fahrzeug. An die Tankstelle zur Zapfsäule zu fahren, das gehört der Vergangenheit an. Neu-E-Mobilistinnen und -mobilisten müssen sich vielmehr mit verschiedenen Ladesäulen, Ladegeschwindigkeiten und Ladekabeln auseinandersetzen. Wie sich der Verbrauch berechnet und warum der Strompreis an der Tankstelle nicht angezeigt wird, gibt es hier zum Nachlesen.  

Wie weit komme ich mit einem Elektroauto?

Käuferinnen und Käufer eines Elektrofahrzeugs können seit 2017 durch den Prüfstandtest WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) einen recht transparenten Eindruck davon bekommen, wie groß die Reichweite ihres neuen Autos ist. Die Prozedur ist deutlich näher an der Realität als das seit 1992 verwendete NEFZ-Verfahren, da der Pkw unter verschärften Alltagsbedingungen getestet wird. 23,25 statt 11 Kilometer legt das Elektroauto in 30 statt bisher 20 Minuten zurück. Dabei beträgt das Durchschnittstempo 47 km/h (vorher 34) und die Höchstgeschwindigkeit 131 km/h (vorher 120). Auch die Standzeit wurde von 25 auf 13 Prozent verkürzt.

Dazu kommen viele Brems- und Beschleunigungsvorgänge, und es wird Rücksicht auf das Fahrzeuggewicht und die Ausstattung genommen. Zwar bleibt es ein Richtwert, doch Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten einen besseren Vorgeschmack auf die tatsächliche Reichweite. So kam etwa der Opel Ampera-E nach NEFZ auf 520 Kilometer Reichweite, mit dem WLTP-Verfahren nur noch auf 423 Kilometer.

Der Verbrauch wird vom Hersteller in Kilowattstunden (kWh) je 100 Kilometer angegeben, und zusätzlich ist meistens die kombinierte Reichweite zu finden. 

Worin unterscheiden sich die Ladesäulen?

Es gibt zwei Systeme von Ladesäulen, die entweder mit Wechselstrom (AC) oder Gleichstrom (DC) laden. Der aus dem Stromnetz kommende Strom ist immer Wechselstrom. Eine E-Autobatterie kann aber nur Gleichstrom aufnehmen. 

DC-Ladepunkte sind in der Regel öffentlich zugänglich und deutlich teurer als AC-Ladesäulen, weil ein leistungsstarker Anschluss an das Stromnetz nötig ist. Bei DC-Ladern befindet sich der Umwandler direkt in der Ladesäule. Sie ist dadurch größer, ermöglicht aber auch einen schnelleren Ladevorgang, weil sie den Umrichter im Fahrzeug übergeht und direkt die Batterie speist. Die Säulen dieses Typs finden sich oft an Autobahnen. 

AC-Ladesäulen sind häufiger zu finden, da sie günstiger sind und Wechselstrom an jeder Steckdose zur Verfügung steht. Sie nutzen den Bordlader im Fahrzeug, um den Strom zunächst umzuwandeln und ihn danach der Batterie zuzuführen. Dadurch laden sie langsamer. Die Säulen stehen etwa auf Supermarktparkplätzen, bei der Arbeit oder zu Hause als Ladebox im Carport.

Wie funktioniert das Laden zu Hause?

Wer sein E-Auto zu Hause laden möchte, der besorgt sich am besten eine Wallbox. Diese kann man entweder selbst kaufen und den normalen Strompreis zahlen oder man mietet eine Ladebox.

Generell wird dazu geraten, eine Ladebox mit Abo und festem Preis zu nehmen, wenn man mehr als 50.000 Kilometer im Jahr fährt. Liegen die Jahreskilometer im Schnitt zwischen 5.000 und 50.000 Kilometern, wird in der Regel zu einem Abo mit (Refusion) oder Servicevertrag (Serviceaftale) geraten. Dabei handelt es sich im Prinzip um das Gleiche. Hier bekommt man einen Teil des Stroms, den man zum Laden des Elektroautos verwendet, zurückerstattet. 

Auch ohne Abo kann man eine Ladebox betreiben. Sie lohnt sich vor allem für Menschen, die weniger als 5.000 Kilometer jährlich fahren.

Des Weiteren wird mit dem monatlichen Abopreis auch der Service bezahlt – also etwa notwendige Reparaturen an der Ladebox. Da es eine Vielzahl an Anbietern gibt, unterscheiden sich Serviceangebot und Preise. Hier lohnt ein Vergleich auf Portalen wie etwa „Tjeklader“ oder „Bilopladning“. 

Welche Steckertypen gibt es?

Zunächst unterscheidet man Mode-1-, Mode-2-, Mode-3- und Mode- 4-Ladekabel

Das Mode-1-Kabel mit haushaltsüblichem Schuko-Stecker gilt als veraltet, sehr risikoreich und ist in einigen Ländern sogar verboten, da es bei Nutzung zu Überlastungen und in der Folge zu Schäden oder Bränden kommen kann. Das Mode-2-Kabel wird meistens vom Hersteller mitgeliefert und eignet sich zum Anschluss an eine gewöhnliche Haushaltssteckdose (Schuko-Stecker). Eine zwischengeschaltete Kontroll-Box gewährleistet die Kommunikation zwischen E-Auto und Ladeanschluss und macht es sicherer als das Mode-1-Kabel. Es ist dennoch ausdrücklich als Notladekabel deklariert und sollte daher auch nur im Notfall genutzt werden. Hinzu kommen die langen Ladezeiten. 

Das Mode-3-Ladekabel ist hingegen ein Verbindungskabel zwischen Ladestation oder privater Wallbox und E-Auto. Es verfügt meist über den Typ 2-Stecker, seltener auch den Typ 1-Stecker.

  • Typ 1-Stecker: Er kommt vor allem in Automodellen aus dem asiatischen Raum vor und ist in Europa eher unüblich. Er ermöglicht Ladeleistungen bis maximal 7,4 Kilowatt (kW), weil er nur einphasig ist.
  • Typ 2-Stecker (Mennekes): Er ist im europäischen Raum und damit auch in Dänemark am weitesten verbreitet und wurde 2013 als Standard (EN 62196) festgelegt. Im privaten Raum sind mit ihm Ladeleistungen bis zu 22 kW möglich, an öffentlichen Ladestationen bis zu 43 kW, weil der Strom durch den dreiphasigen Stecker schneller fließen kann. Es zählt zu den Schnellladekabeln.

Die meisten öffentlichen Ladesäulen hierzulande sind mit dem Steckertyp 2 ausgestattet. An ihm lässt sich das Mode 3-Ladekabel anschließen, weshalb Elektroautos sowohl mit Typ 1- oder Typ 2-Stecker geladen werden können. Das Mode-4-Ladekabel findet sich meistens fest verbaut an DC-Schnellladestationen.

Für die Schnellladung mit Gleichstrom hat sich hierzulande der CCS- oder Combo-Stecker etabliert. Er ergänzt den Typ 2-Stecker um zwei weitere Leistungskontakte und unterstützt AC- und DC-Laden mit bis zu 170 kW. Die meisten Elektrofahrzeuge verfügen heute über ein CCS-System. In der Praxis liegt die Ladeleistung bei etwa 50 kW, da nur wenige Fahrzeuge bisher höhere Stromaufnahmen unterstützen.

Der Chademo-Stecker (Charge de Move) ist eine Entwicklung aus Japan und ermöglicht die Ladung des E-Autos mit Gleichstrom bis 100 kW. Das System kommt etwa in Modellen von Toyota, Nissan oder Mitsubishi zum Einsatz, die es mit entwickelt haben. Außerdem auch in Fahrzeugen von Citroën, Honda, Mazda und Kia. Da in der EU das CCS-System zum Standard geworden ist, wird der Chademo-Stecker in Zukunft wohl seltener zu finden sein. 

Tesla hat mit dem Supercharger einen eigenen Ladestecker. Er ähnelt dem Typ 2-Stecker und ermöglicht eine Ladeleistung von 120kW. 

Ebenfalls laden kann man sein Auto mit den einphasigen CEE-Campingsteckern (bis 3,7 kW) oder den dreiphasigen CEE-Industriesteckern (CEE16 bis 11 kW, CEE32 bis 22 kw).

Wann sollte man am besten laden?

Zu Hause kann man den günstigsten Strompreis abwarten und dann laden. Dies kann man mit entsprechenden Apps regelmäßig prüfen. Generell können Lithium-Ionen-Akkus immer geladen werden, denn sie haben keinen Memory-Effekt. Sie verlieren also auch dann keine Kapazität, wenn man sie nur teilweise auflädt. Je geringer die Ladeleistung, desto schonender ist das für den Akku. Wer zu Hause etwa mit einer Wallbox lädt, tut seinem Akku sogar etwas Gutes.

Um lange Freude an der Batterie zu haben, sollte das Fahrzeug generell zwischen 30 und 80 Prozent geladen sein, wenn es länger steht und auch im Kurzstreckenbetrieb sollte der Akku nicht zu mehr als 80 Prozent geladen sein.

Viele Hersteller geben an, nach wie vielen Jahren die Batterie noch mindestens 70 Prozent ihrer Kapazität besitzt. Je nach verwendeter Technologie haben die Batterien auch nach mehreren Hunderttausend Kilometern noch 75 bis 90 Prozent ihrer Kapazität.

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