Ende der Restriktionen

Hohe Impfquote ermöglicht Öffnung

Hohe Impfquote ermöglicht Öffnung

Hohe Impfquote ermöglicht Öffnung

Kopenhagen
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Trotz hoher Infektionszahlen halten Virologen die Öffnung für vertretbar. Foto: Karin Riggelsen

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Die Kombination von vielen Impfungen und der Omikron-Variante bedeutet laut Virologen, dass in Dänemark schon bald eine hohe Immunität erreicht sein wird. Die Anzahl der ernsten Erkrankungen ist bereits seit Wochen rückläufig.

Die bislang höchsten Infektionszahlen während der gesamten Pandemie – und trotzdem teilte Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) vergangenen Mittwoch mit, sämtliche Corona-Restriktionen bis auf die Einreiseregeln fallen am 1. Februar weg. Im Ausland hat der Schritt teilweise Verwunderung ausgelöst.

„Wir sind durch die kritischste Phase durch“, sagte die Regierungschefin.

Daher wird Covid-19 nun nicht mehr als gesellschaftlich kritische Erkrankung eingestuft. Laut Epidemiegesetz bedeutet das, Folketing und Regierung können jetzt keine Beschränkungen mit Hinweis auf Corona mehr anordnen.

Krankenhäuser entlastet

Nach Einschätzung der Behörden droht nämlich nicht mehr eine Überlastung der Krankenhäuser. Die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Corona, die auf eine Intensivstation eingewiesen sind, ist seit Wochen stark rückläufig. Anfang Januar waren es noch 80 Personen, am Montag waren es 32. Von diesen sind laut dem Staatlichen Serum Institut (SSI) ungefähr ein Viertel nicht aufgrund einer Corona-Infektion eingewiesen, sondern neben einer anderen Erkrankung auch angesteckt.

Bei der Pressekonferenz am Mittwoch nannte Frederiksen, was Regierung und Behörden als Grund für die positive Entwicklung sehen: Die Impfungen hätten sich tatsächlich die „Superwaffe“ herausgestellt.

Zwar konnten sie die Ausbreitung der Omikron-Variante nicht verhindern, dafür aber viele ernste Erkrankungen und damit Todesfälle.

Immunität absehbar

Die Kombination von Impfung und den vielen Ansteckungen mit der Omikron-Variante bedeutet laut Virologen, dass schon bald ein hohes Maß an Immunität erreicht sein wird.

„Wir nähern uns jetzt der Herdenimmunität, die wir seit Beginn der Epidemie anstreben. Viele von uns haben sogar eine Kombination von Impfung und Ansteckung durch Omikron, und das gibt uns meiner Einschätzung nach mindestens ein halbes Jahr lang einen hohen Schutz“, sagt der Immunologe und Vakzinforscher Peter Lawætz Andersen zu „Politiken“.

Das SSI meldet am Dienstag, dass sich die von der Omikron-Variante am härtesten betroffenen Regionen dieser Situation nähern. Dort sinkt die Zahl der Neuinfektionen seit Ende vergangener Woche.

Die Professorin für Epidemiologie an der Universität Roskilde, Lone Simonsen, meint ebenfalls, Corona sei nun eher als eine „normale“ Erkrankung einzustufen.

„Ich glaube, es ist vorbei“

„Wir haben es jetzt mit einer Krankheit zu tun, bei der wir nur wenige ernste Fälle erleben. Daher ist es eine natürliche Entwicklung, dass wir sie als Gesellschaft anders betrachten. Das muss zu irgendeinem Zeitpunkt geschehen“, sagt sie gegenüber „Politiken“.

Zwar habe sie sich gewünscht, dass man noch ein bis zwei Wochen gewartet hätte, doch insgesamt meint sie, wir hätten das Schlimmste hinter uns.

„Ja, ich glaube, es ist vorbei. Ich habe viel über historische Pandemien wie die Spanische Grippe geforscht, die nach zwei Jahren den Atem verlor. Es ist typisch für Pandemien, dass sie in Wellen kommen und zwei bis drei Jahre dauern, und wir sind jetzt im zweiten Jahr der Corona-Pandemie. Es ist natürlich, dass sie allmählich überstanden ist. Zukünftig wird das Coronavirus mutieren und in der Gesellschaft als Wintergrippe existieren“, lautet Simonsens Einschätzung gegenüber der Zeitung.

Harter Februar steht bevor

Während sich einige Experten die Öffnung ein wenig später gewünscht hätten, ist der Virologe Allan Randrup Thomsen von der Universität Kopenhagen der Ansicht, es sei sinnvoll, bereits jetzt voll und ganz zu öffnen.

„Logisch gesehen, kommen wir so schneller durch die Epidemie. Auf längere Sicht ist es besser, es hinter sich zu bringen, da wir Corona nicht mehr als gesellschaftlich kritische Erkrankung betrachten“, sagt er zu „Berlingske“.

Randrup Thomsen ist einer der Berater der Epidemie-Kommission der Regierung.

Regierung und Behörden erwarten, dass noch ein Februar mit vielen Infektionen und Dienstausfällen bevorsteht.

Impfungen im Herbst

Im Frühling und im Sommer ist die Erwartung, dass Corona kaum eine Rolle spielen wird. Im Herbst kann dann eine neue Welle mit neuen Varianten kommen. Staatsministerin Frederiksen setzt darauf, diese mit Impfungen und ohne neue Restriktionen zu meistern.

Virologe Lawätz Andersen teilt die Einschätzung. Möglicherweise müsse man breit impfen, doch es könne auch sein, dass es ausreiche, Risikogruppen zu impfen.

Laut SSI waren am Montag 80,8 Prozent der Bevölkerung fertig geimpft. 60,6 Prozent haben zudem eine Boosterimpfung erhalten. In der Altersgruppe über 60 Jahre haben mehr als 90 Prozent den dritten Piks bekommen.

Laut RKI sind in Deutschland am Dienstag 74 Prozent der Bevölkerung geimpft. Die Boosterimpfung haben 53 Prozent erhalten. Der Anteil der über 60-Jährigen, die fertig geimpft sind, beträgt 88,1 Prozent. In dieser Altersgruppe sind 74,2 Prozent geboostert.

 

 

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