Coronavirus

Das Ende der Restriktionen: Worauf wir jetzt achten müssen

Das Ende der Restriktionen: Worauf wir jetzt achten müssen

Das Ende der Restriktionen: Worauf wir jetzt achten müssen

Odense/Apenrade
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Auf der Pressekonferenz am Mittwochabend verkündete Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) das Ende der Corona-Restriktionen zum 1. Februar. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Am Dienstag laufen die Corona-Restriktionen aus. Damit ist das Virus allerdings nicht verschwunden. „Der Nordschleswiger“ hat mit Hans Jørn Kolmos, Professor für Klinische Mikrobiologie an der Süddänischen Universität, über die Entscheidung der Regierung und mögliche Folgen gesprochen.

Als Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) am Mittwochabend vor die Presse trat, um das Ende aller Corona-Restriktionen ab Dienstag zu verkünden, öffnete sie damit auch die Möglichkeit, dass die Menschen wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren können und nicht mehr länger von zu Hause aus arbeiten müssen.

Doch was bedeutet die Entscheidung für die künftige Entwicklung der Corona-Pandemie? Riskieren wir, dass sich demnächst viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer krankmelden und dann für die Dauer ihrer Corona-Infektion gar nicht mehr arbeiten können?

Hans Jørn Kolmos ist Professor für Klinische Mikrobiologie an der Süddänischen Universität und erläutert im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ seine Sichtweise über die Entscheidung der Regierung und die daraus erwachsenden Konsequenzen.

Die Situation wird sich in den kommenden Wochen ausgleichen. Jetzt hat die Regierung einen Beschluss gefasst, der zuvor von den besten Experten des Landes bewertet wurde.

Hans Jørn Kolmos, Professor für Klinische Mikrobiologie an der Süddänischen Universität

Keine Frage ob, sondern lediglich wann man lockern sollte

Der Experte pointiert zunächst, dass es die Wirtschaft und die Unternehmen waren, die darauf gedrängt haben, die Restriktionen so bald wie möglich zu lockern oder abzuschaffen. Insbesondere die Quarantänedauer stand mit zunehmenden Infektionszahlen im Fokus der Kritik, da sie als zu unflexibel galt.

Zwar hätte man nach Ansicht von Hans Jørn Kolmos noch ein klein wenig mit Lockerungen warten können, auf der anderen Seite sei das Ende der Restriktionen mit den daraus resultierenden steigenden Infektionszahlen ein vorübergehendes Problem, so der Experte. Deswegen sei es auch keine Frage, ob man lockern sollte, sondern lediglich wann.

„Die Situation wird sich in den kommenden Wochen ausgleichen. Jetzt hat die Regierung einen Beschluss gefasst, der zuvor von den besten Experten des Landes bewertet wurde“, zeigt er sich optimistisch.

Herdenimmunität zum Frühjahr wahrscheinlich

Je weiter wir in den Frühling hineinkommen, umso mehr Menschen werden sich infiziert haben, und irgendwann gebe es dann kaum noch jemanden, der sich überhaupt noch anstecken könne. Kolmos rechnet deswegen damit, dass wir relativ schnell einen Sättigungspunkt erreichen, an dem man dann von Herdenimmunität sprechen könne.

Das Virus, dem wir im Herbst gegenüberstehen, kann sehr wohl neue Varianten beinhalten, gegen die wir nicht notwendigerweise immun sind. Aber das bedeutet nicht, dass wir wieder ganz von vorne anfangen.

Hans Jørn Kolmos, Professor für Klinische Mikrobiologie an der Süddänischen Universität

Allerdings weisen Experten auch darauf hin, dass eine solche gesamtgesellschaftliche Immunität nicht von Dauer ist. Doch das sei völlig normal, denn ein Virus entwickele sich nun einmal konstant weiter, gibt Hans Jørn Kolmos zu bedenken.

Im Herbst nicht wieder bei Null anfangen

„Das Virus, dem wir im Herbst gegenüberstehen, kann sehr wohl neue Varianten beinhalten, gegen die wir nicht notwendigerweise immun sind. Aber das bedeutet nicht, dass wir wieder ganz von vorne anfangen. Dann haben wir vielleicht noch 50 Prozent Immunität. Der Anteil an immunisierten Personen wird aller Wahrscheinlichkeit nach konstant fallen, allein schon, weil sich das Virus die ganze Zeit weiterentwickelt“, sagt Hans Jørn Kolmos.

Und dagegen können wir schlichtweg nichts tun. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Corona zum Frühsommer hinweg fast verschwindet, da es dann wesentlich schwieriger für das Virus wird, Infektionsketten zu bilden. So wird es wohl auch in diesem Jahr wieder sein.

Es geht hier um die Kunst des Möglichen. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns an die Regeln der Gesundheitsbehörde halten.

Hans Jørn Kolmos, Professor für Klinische Mikrobiologie an der Süddänischen Universität

Obacht ist weiterhin geboten

Allerdings hat Hans Jørn Kolmos eine klare Botschaft an uns alle: Die Aufhebung der Restriktionen bedeutet nicht, dass das Virus gar nicht mehr da ist. Deswegen müssen wir weiterhin Obacht walten lassen.

„Niemand sollte auf der Arbeit erscheinen, wenn er oder sie Krankheitssymptome hat. Es geht hier um die Kunst des Möglichen. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns an die Regeln der Gesundheitsbehörde halten, wann man wieder zur Arbeit kommen kann, wenn man positiv auf das Coronavirus getestet ist“, mahnt Hans Jørn Kolmos.

Aktuell gilt, dass man nach einem positiven PCR-Test vier Tage lang symptomfrei sein muss, ehe man die Quarantäne beenden und damit auch wieder auf der Arbeit erscheinen kann. Außerdem sollten wir auch weiterhin den Empfehlungen der Gesundheitsbehörde bezüglich Hygiene, Lüften und Abstandhalten folgen. Auch sei es sinnvoll, sich im Zweifelsfall weiterhin einem Test zu unterziehen.

Verantwortung fällt jetzt jedem Einzelnen zu

Vor allem die Menschen, die einer Risikogruppe angehören und deshalb besonders gefährdet sind, müssen Acht geben. Nach Auffassung von Hans Jørn Kolmos sollten diese Menschen auch weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn sie beispielsweise im Supermarkt einkaufen.

Man soll niemals nie sagen. Wenn wir etwas aus dieser Pandemie gelernt haben, dann, dass man nicht sicher sein kann.

Hans Jørn Kolmos, Professor für Klinische Mikrobiologie an der Süddänischen Universität

„Nachdem wir kollektive Restriktionen für die Gesellschaft als Ganzes gehabt haben, gehen wir jetzt dazu über, die Verantwortung an jeden Einzelnen abzugeben“, pointiert Hans Jørn Kolmos.

Keine Garantie

An neue Restriktionen für den Herbst glaubt er nicht unbedingt, verweist allerdings darauf, dass eine vierte Impfung insbesondere für Menschen aus einer Risikogruppe erforderlich werden könne. Das könne dann möglicherweise bereits mit einem Impfstoff geschehen, der besser an die neuen Virusvarianten angepasst ist.

Garantien jedoch gibt es keine.

„Man soll niemals nie sagen. Wenn wir etwas aus dieser Pandemie gelernt haben, dann, dass man nicht sicher sein kann. Vielmehr müssen wir darauf eingestellt sein, dass die Entwicklung in die falsche Richtung gehen kann. Wir sollten uns auf das ungünstigste Szenario vorbereiten, aber es ist wichtig, dass wir robuste Pläne haben, sodass das Virus nach Möglichkeit nicht in Richtung neuer gefährlicher Varianten mutiert“, lautet die Einschätzung von Hans Jørn Kolmos.

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