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SønderjyskE kämpft um seine Kultur

SønderjyskE kämpft um seine Kultur

SønderjyskE kämpft um seine Kultur

Hadersleben/Haderslev
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Assistenztrainer Henrik Hansen gibt bei SønderjyskE die Richtung an. Foto: Karin Riggelsen

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Die Drehtür im Haderslev Idrætscenter hat sich in den letzten Monaten munter bewegt.

Leistungsträger, Führungsspieler und Kulturträger wie Tommy Bechmann, Johan Absalonsen, Pierre Kanstrup, Nicolaj Madsen, Marin Skender, Marc Dal Hende, Janus Drachmann, Jakob Michelsen und Peter Enevoldsen haben in den letzten sechs Monaten den Verein verlassen und lassen die Sorge wachsen, dass die berühmt, berüchtigte SønderjyskE-Kultur verloren gehen kann. Eine Kultur, die die Hellblauen seit Jahren über sich hinaus wachsen lässt.

„Nein, ich bin um unsere Kultur nicht besorgt. Wir sind uns aber bewusst, dass wir unseren Fokus auch auf diesen Bereich richten müssen. Ich habe den Spielern auch gerade bei meiner Ansprache in der Umkleidekabine erzählt, was SønderjyskE für ein Klub ist, wieso sie hier sind und welche Rolle sie haben“, sagt SønderjyskE-Sportchef Hans Jørgen Haysen, während er die erste Trainingseinheit der Saisonvorbereitung verfolgt.

Der Blick auf den Kader verrät aber, dass die beiden dienstältesten SønderjyskE-Profis Marc Pedersen und Troels Kløve sind. Beide sind gerade einmal zwei Jahre im Verein und feierten am 17. Juli 2015 ihr Superliga-Debüt. Der Superliga-Einstand von Mikael Uhre (März 2013) sowie Silas Songani und Jeppe Simonsen (beide Februar 2014) liegt noch weiter zurück, doch alle waren zwischendurch bei anderen Klubs. Aus der Startelf, die am 29. Mai 2016 mit einem Sieg in Brøndby sensationell die Vizemeisterschaft sicherte, ist nur noch Marc Pedersen übrig – Kees Luijckx und Troels Kløve waren zu dem Zeitpunkt verletzt.

„SønderjyskE hatte schon immer eine gute Umkleidekabine. Hier wird man gut aufgenommen. Der Klub hat auch stets gute Scouting-Arbeit geleistet und Leute gefunden, die vom Typ her gut reinpassen. Es ist aber klar, dass sich Dinge ändern, wenn Leute, die in der Hierarchie ganz oben standen, den Klub verlassen und andere die Führungsrollen übernehmen“, meint Troels Kløve, der als einer der dienstältesten SønderjyskE-Profis Verantwortung übernehmen will: „Vom Typ her bin ich kein Leitwolf, aber dennoch werde ich einer der Spieler sein, die dafür Sorge tragen werden, dass die Kultur weitergeführt wird. Ich werde mit harter Arbeit vorangehen. Der Zugang ist bei SønderjyskE der gleiche geblieben und wird auch der gleiche bleiben. Man hat auch schon bei der ersten Trainingseinheit gemerkt, dass die Stimmung wie immer gut ist.“

Bei der Weiterführung der Kultur wird auch Henrik Hansen eine tragende Rolle spielen. Der heutige Assistenztrainer hatte schon zu seiner aktiven Zeit ein gutes Auge für ein harmonisches Arbeitsklima, kümmerte sich jahrelang als Kapitän um die Neuzugänge. Mehr als in anderen Vereinen üblich.

„Die neuen Spieler merken vom ersten Tag an, wie wir bei SønderjyskE die Dinge angehen, und ich werde auch zu den Leuten gehören, die Dinge im Alltag zu prägen“, so Henrik Hansen, der seinen ersten Arbeitstag bei SønderjyskE im Sommer 2005 hatte und nach Abstechern zu AC Horsens (2007-08) und OB (2008-2010) wieder zu den Hellblauen  zurückkehrte und nach seinem Karriereende im Jahr 2015 erst A+-Trainer wurde und seit dem Jahresbeginn Assistenztrainer ist.

„Die Kultur ist über die Jahre nicht immer die gleiche gewesen, aber im Kern und von den Grundwerten her sind die Unterschiede nicht groß. Die vier Werte von  SønderjyskE (Harte Arbeit, Zusammenhalt, Demut und Verantwortungsbewusstsein, Anm. d. Red.) sind unsere Grundlage. In der Umkleidekabine ist die Stimmung locker und gelöst, und das kann sie auf dem Trainingsplatz auch sein, aber wenn wir trainieren, dann geht es zur Sache. Da herrscht eine Siegermentalität. Wir haben aber Respekt vor den Stärken und Schwächen des einzelnen Spielers. Wenn einer beispielweise nur ganz schlecht Kopfstöße kann, muss er das nicht ständig hören und niedergemacht werden. Dann hat er andere Stärken, die er einbringen kann, damit wir ein starkes Team bilden können“, meint Henrik Hansen: „Wir haben gute Leute verloren, aber auch sehr gute Leute neu hinzubekommen. Wir haben mit Niels Lodberg auch einen weiteren Assistenztrainer hinzubekommen, der mit seiner Vergangenheit in diesem Klub auch Garant dafür sein wird, dass die Kultur nicht verloren geht.“

Der neue Platzhirsch und Kapitän werden noch gesucht. Das Mannschaftsgefüge wird mit Sicherheit anders sein, wenn SønderjyskE am 15. Juli gegen Randers FC in die neue Superliga-Saison geht. 

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