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Was die Feuerwehr über brennende E-Autos denkt

Was die Feuerwehr über brennende E-Autos denkt

Was die Feuerwehr über brennende E-Autos denkt

Sonderburg/Sønderborg
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Die kommunale Feuerwehr rückte am 1. Januar in Richtung Norburg/Hagenberg aus, um ein E-Auto zu löschen. Foto: Sønderborg Brand og Redning

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Wie geht die Feuerwehr vor, wenn ein E-Auto Feuer fängt? Und was wäre, wenn die E-Fähre Ellen brennt? Der Einsatzleiter der Sonderburger Feuerwehr gibt Einblicke.

Als am ersten Tag des Jahres 2023 im Süden Norburgs ein E-Auto ausbrannte, rückte die Feuerwehr zu einer Premiere aus: Es war der erste E-Auto-Brand in der Geschichte der kommunalen Feuerwehrgemeinschaft „Sønderborg Brand og Redning“.

Wie löscht man brennende E-Autos, und vor welchen Herausforderungen stehen die Feuerwehrleute, wenn sie brennende Stromspeicher mit Wasser löschen?

„Der Nordschleswiger“ hat den operativen Leiter der Sonderburger Rettungsbereitschaft „Sønderborg Brand og Redning“ besucht und bei Jan-Erik Rasmussen nachgefragt.

Immer mehr Menschen fahren E-Autos, die Feuerwehr hat also in steigendem Maße mit E-Autos zu tun. Wie habt ihr euch auf diese Herausforderung vorbereitet?
„Die dänische Bereitschaftsbehörde hat grundlegende Wegweisungen und Lehrbücher zum Thema Brand bei E-Autos und E-Installationen geliefert. Zudem haben alle unsere rund 90 Teamleiter im vergangenen Jahr eine Schulung zum Thema durchlaufen. Wir haben gelernt, was Löscharbeiten an einem E-Auto fordern, was man tun kann, wo Gefahren liegen. In diesem Jahr haben wir eine größere Übung geplant, bei der unsere Feuerwehrleute sich mit den praktischen Aspekten auseinandersetzen können. Das ist unser Ausbildungsniveau im Augenblick.“

Jan-Erik Rasmussen ist operativer Leiter der Sonderburger Rettungszentrale. Foto: Sara Eskildsen

In der Kommune Sonderburg gibt es 14 Feuerwehrstationen, neben den freiwilligen Feuerwehren in den Dörfern gibt es eine Berufsfeuerwehr für die Stadt Sonderburg. Auch die vier Einsatzleiter in der Kommune haben eine Fortbildung zum Thema durchlaufen.

Wie läuft das Prozedere, wenn ein E-Auto brennt?
„Zunächst fahren die Feuerwehren raus, löschen den Brand und kühlen die Batterie. Ganz normal mit Wasser. Das Besondere bei E-Autos: Selbst, wenn das Feuer im Auto selbst gelöscht ist, kann sich die Batterie erneut entzünden. Daher muss die Batterie 24 Stunden lang gekühlt und beobachtet werden. Hier liegt eine gewisse Mehrarbeit für die Feuerwehr. Das ganze Auto wird in einen Container gehoben, in den Wasser eingelassen wird, bis die Batterie bedeckt ist. So kühlt die Batterie 24 Stunden aus, und das Wasser sickert in die Batterie.“

Warum kann eine Autobatterie sich erneut entzünden?
„Eine Autobatterie kann man sich vorstellen wie mehrere AA-Batterien nebeneinander, nur in groß. Es entsteht eine große Packung Batterie. Die Herausforderung im Auto ist, dass die Batterie in Metall eingekapselt ist. Gesichert gegen Stöße und Wärme. Fängt eine Batterie Feuer, ist das oft nur in einem kleinen Teil der Batterie. So kann das Feuer von einer Zelle in die nächste kriechen. Brennt eine Batterie, dann brennt sie ohne Zufuhr von Sauerstoff. Sie erzeugt sozusagen eigenen Sauerstoff. Auf diese Weise kann ein Brand zunächst ins Stocken geraten – und dann wieder aufflammen. Das ist bis zu 24 Stunden später möglich. Daher die Kühlung.“

Alle 90 Teamleitenden der Bereitschaft haben an einer Ausbildung zum Thema E-Autos und Löscharbeiten teilgenommen. Als operativer Leiter sorgt Jan-Erik Rasmussen dafür, dass neben dem Fachwissen auch in Sachen notwendige Ausstattung nachgerüstet wird. Foto: Sara Eskildsen

Ich denke, das Herausfordernde ist, dass es etwas Neues ist.

Jan-Erik Rasmussen, operativer Leiter

Wasser und Strom sind keine gute Kombination. Wie kann die Feuerwehr eine Autobatterie, also einen Stromspeicher, mit Wasser löschen?
„Ja, da gibt es Sicherheitsregeln zu beachten. Egal, ob wir ein E-Auto löschen, das gerade an einer Aufladestation hängt, oder nicht. Strom ist immer vorhanden. Zum einen muss man den Sicherheitsabstand einhalten, zum anderen kommt es darauf an, wie man den Strahl benutzt. Wenn man einen sehr breit gefächerten Strahl benutzt, geht es. Man muss es absolut korrekt machen. Besondere Herausforderungen haben wir, wenn das Auto an eine Aufladestation angeschlossen ist. Da müssen wir in Ausstattung investieren, mit der wir das Kabel durchtrennen können und die 1.000 Volt aushalten kann.“

Was benötigen die Feuerwehren an neuer Ausstattung?
„Wir haben unseren ATV und den Container. Der war nicht ganz dicht und wird gerade von einem Schmied entsprechend abgedichtet. Das haben wir bei unserem ersten Einsatz in Norburg herausgefunden. In diesem Jahr wollen wir außerdem in eine Feuerdecke investieren und in eine spezielle Speerspitze, mit der man die Batterie öffnen und Wasser einleiten kann.“

Kommt auf die Feuerwehr mit den E-Autos mehr Arbeit zu?
„In Zukunft gibt es mehr E-Autos und daher mehr Unfälle oder Brände mit E-Autos. Der Löschprozess dauert länger, weil die Batterie sich, wie zuvor besprochen, neu entzünden kann. Ich denke, das Herausfordernde ist, dass es etwas Neues ist. So wie damals, als Solaranlagen auf Dächern mit ins Spiel kamen. Das ist heute ganz normal. So wird das auch mit den E-Autos sein.“

 

Mit diesem umgebauten Gelände-Fahrzeug kann die Feuerwehr E-Autos aus Kellergaragen ziehen. Foto: Sønderborg Brand og Redning

Wie sieht es in Sachen Umweltverschmutzung beim Löschen von E-Autos aus? Ich denke an das Auslaufen von Stoffen, die in der Batterie vorhanden sind.
„Das gilt es noch zu untersuchen, und das ist eine Problematik, die wir aufmerksam beobachten. Was beinhaltet das Löschwasser eigentlich, oder auch das Wasser aus dem Container, in dem die Autobatterie gekühlt wird? Beim Brand in Norburg haben wir sowohl das Löschwasser aus der Kanalisation aufgesaugt als auch das Wasser aus dem Container. Da muss man herausfinden: Kann man das Wasser einfach so in eine Kläranlage auslassen oder muss es gesondert entsorgt werden? Das sind Fragen, auf die wir noch Antworten finden müssen.“

Was, wenn das E-Auto in einem Parkkeller steht?
„Unsere Freiwillige Feuerwehr Schwenstrup hat einen kleinen ATV-Geländewagen, der eigens dazu ausgebaut wurde. So können sie ein Auto mithilfe von Rollen aus dem Keller ziehen. Brennt ein Auto in einem Parkkeller, löschen wir zunächst das Feuer, ziehen das Auto dann mit dem ATV aus dem Keller und kühlen es im Freien in unserem Container.“

Sind E-Autos brandanfälliger und somit gefährlicher als Autos mit Verbrennungsmotoren?
„Statistiken und Daten aus Norwegen, wo es schon viel mehr E-Autos gibt, zeigen, dass E-Autos anteilig weniger häufig brennen. Hier im Land gibt es aus Kopenhagen Zahlen, dass es rund 30 Brände mit E-Autos gab. Aber da lag die Ursache für das Feuer in den allermeisten Fällen nicht in der Batterie. Sie wurden beispielsweise angezündet, oder es gab andere Gründe, weshalb Feuer entstand. Generell gibt es also tendenziell weniger Brände, die aufgrund der Technik in E-Autos entstehen.“

 

 

 

Das System ist so eingerichtet, dass wir genug Zeit haben, um mit der Fähre an Land zu gelangen.

Frank Pedersen, Sicherheitsbeauftragter der „Ærøfærgerne“

Was wäre, wenn auf der E-Fähre „Ellen“ zwischen Fünenshaff (Fynshav) und Ärö (Ærø) ein Feuer ausbricht? Immerhin wiegen die Batterien an Bord 56 Tonnen.

„Wir haben an Bord ein eigenes, zertifiziertes Sicherheitssystem. Ein Schaumlöschprogramm, das sozusagen in den Batterien eingebaut ist“, sagt Frank Pedersen von den „Ærøfærgerne“.  Er ist verantwortlich für die Sicherheit an Bord der „Ellen“.

„Man kann sich das so vorstellen: Die Batterie ist in 20 Regale aufgeteilt, und in jedem dieser Regale ist dieses Spezialschaum-System bereits eingebaut. Zwei Dinge müssen zusammenkommen, damit das System aufgelöst wird: Wenn eine Batterie zu warm wird und wenn Rauch entsteht“, erläutert Pedersen.

Das Strom-Ladeterminal im Hafen von Ärö, hier lädt die Fähre auf. Foto: Sara Eskildsen

Der Schaum kann 40.000 Volt vertragen. Zusätzlich zum Schaum gibt es eine Sprinkleranlage im Batterieraum, die zerstäubtes Wasser verteilt.

 „Das System ist so eingerichtet, dass wir genug Zeit haben, um mit der Fähre an Land zu gelangen. Der Befehl zum Löschen erfolgt automatisch, kann aber auch manuell ausgelöst werden. Auf diese Weise hätten wir einen Batteriebrand unter Kontrolle, bis alle von Bord sind“, sagt Pedersen.

Feuerwehrübung in Sachen E-Fähre

Wie auf anderen Fähren auch gibt es darüber hinaus auf der gesamten Fähre Sprinkleranlagen und automatische Brandlöschkanonen auf dem Autodeck.

Gelangt die Fähre brennend an Land, übernehmen die Rettungsbereitschaften der jeweiligen Kommune, entweder von Ærø oder von Sonderburg. Im Laufe des Jahres 2023 wird sich die Sonderburger Rettungsbereitschaft mit einer Übung auf einen möglichen Brand der E-Fähre im Hafen von Fünenshaff vorbereiten.

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