Sportart gewechselt

Jan Paulsen hat ein zweites Mal Hobby zum Beruf gemacht

Jan Paulsen hat ein zweites Mal Hobby zum Beruf gemacht

Jan Paulsen hat ein zweites Mal Hobby zum Beruf gemacht

Aarhus
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Jan Paulsen im 6.000 Quadratmeter großen Padelcenter mit 18 Hallenplätzen in Lisbjerg bei Aarhus. Foto: DN

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Drei Jahrzehnte lang verdiente der 50-jährige Sonderburger seinen Lebensunterhalt mit Handball, erst lange Jahre als Profi im Ausland und später als Trainer. Nun hat seine Liebe zum Padel zum Sportartenwechsel geführt. Jan Paulsen lässt aber für den Handball noch eine Hintertür offen.

Jan Paulsen lächelt übers ganze Gesicht und zögert nicht mit seinem „Ja“ bei der Frage, ob das ein glücklicher Mensch ist, der dort auf seinem Stuhl in der Lounge das Padelcenters in Lisbjerg bei Aarhus sitzt. 

„Mir haben schon viele Freunde gesagt, dass ich meinen Mund halten soll, wenn ich ab und zu schlecht gelaunt bin und ein klein wenig herum meckere. Die sagen mir, dass ich lange von meinem Hobby gelebt habe und jetzt ein neues Hobby bekommen habe, von dem ich auch lebe. Ich beschwere mich auch nicht“, sagt Jan Paulsen im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Endstation Tondern

Der 50-jährige Sonderburger hat drei Jahrzehnte lang im Handball seine Brötchen verdient. In seiner aktiven Zeit warf er 123 Tore in 72 Länderspielen und nahm für Dänemark an den Europameisterschaften 1996 und 2000 teil. Der Wandervogel spielte in den besten Ligen von Dänemark, Norwegen, Deutschland, Frankreich und Italien, bevor er ins Trainergeschäft einstieg.

TM Tønder war die vorerst letzte Trainerstation von Jan Paulsen. Foto: Karin Riggelsen

Der Sonderburger begann seine Trainerkarriere als Assistent von Kent-Harry Andersson bei der SG Flensburg-Handewitt. Er wurde danach Cheftrainer der Frauen von Team Esbjerg und führte sensationell die Männer von Mors-Thy Håndbold ins Halbfinale um die dänische Meisterschaft, bevor er Assistenztrainer bei Ribe-Esbjerg HH arbeitete. Seine vorerst letzte Trainerstation war von November 2019 bis Dezember 2020 als Cheftrainer von TM Tønder in der 1. Division.

„Corona hat dafür gesorgt, dass es eine harte Zeit war. Ich musste selbst das Licht in der Halle anmachen, alle haben Masken tragen müssen und auf der Hinfahrt habe ich fünf oder sechs Absagen bekommen. Das war kräftezehrend, so weit für so wenig zu fahren, und da ist die Lust ein wenig verschwunden“, erzählt der seit Jahren in Aarhus lebende Paulsen.

Gespräche mit TTH Holstebro

Die Rolle als Handball-Trainer auf höchstem Niveau hat er vorerst geparkt, doch für die erste große Liebe lässt er noch eine Hintertür offen.

„Du wirst mich nie dazu bringen, dass ich sage, dass ich mit dem Handball fertig bin. Ich bin Handballer durch und durch. Ich hätte nie geglaubt, dass ich die Spur wechseln würde, und es mag sein, dass ich beruflich nicht in den Handball zurückkehren werde, aber der Handball ist so tief in mir verwurzelt. Ich stand auch kurz davor einzuspringen, als TTH Holstebro in der vergangenen Saison für ein paar Monate einen Trainer brauchte“, sagt der 50-Jährige.

Jan Paulsen umarmt Cousin Lars Christiansen nach einem seiner 72 Länderspiele für Dänemark. Foto: Ernst van Norde/Ritzau Scanpix

Viermal in der Woche unterrichtet er weiterhin Handball an der Sporthochschule in Aarhus und hilft als Trainer bei der U15-Mannschaft seines Sohnes bei HEI aus.

„Ich liebe es, in einer Halle zu stehen, und möchte dies auch weiter tun. Ich hatte aber das Glück, dass ich das Angebot bekommen habe, diesen Job hier anzunehmen. Aber es hat verdammt noch mal auch Mut erfordert, den Sprung zu wagen, denn was würde hier auf mich zukommen“, fragte sich Jan Paulsen bei seinem Spurwechsel vor anderthalb Jahren.

Padel die neue Liebe

Der 50-Jährige wurde als neuer Geschäftsführer von PadelPadel Aarhus eingestellt, einem 6.000 Quadratmeter großen Padelcenter in Lisbjerg vor den Toren von Aarhus, unweit von Ikea. Auf drei Hallen verteilt befinden sich hier 18 Padelplätze auf World-Tour-Niveau. Seit dem 1. Januar ist er in die Rolle des Sportchefs gewechselt.  Neben dem Elitetraining für Erwachsene und Junioren ist er auch für die Turniere verantwortlich, die jedes Wochenende in einem der vier Arenen von PadelPadel in Aarhus, Aalborg, Odense und Kopenhagen stattfinden. 

In Aarhus sind zwei Trainer aus Spanien bzw. Argentinien angestellt, wo die hierzulande noch junge Sportart weitaus größere Tradition hat, aber Jan Paulsen steht oft auch selbst auf dem Court, um Einzelstunden zu geben. So auch an diesem Freitag, wo er höflich gebeten hat, den Interview-Termin mit dem „Nordschleswiger“ um eine halbe Stunde vorzuziehen. Und für seinen „Padel-Schüler“ Tom Kristensen, dem neunfachen Le-Mans-Champion, verschieben wir doch gerne.

Jan Paulsen begann seine Trainerkarriere als Co-Trainer bei der SG Flensburg-Handewitt. Foto: Staudt

Jan Paulsen hatte nicht nur im Handball, sondern auch im Padel ein gutes Auge für das Spiel. Der 50-jährige hat bereits bei der EM in Portugal, der WM-Qualifikation in Dublin und bei der WM in Las Vegas in seiner Altersklasse teilgenommen.

„Wenn man dort beim Frühstück im Hotel rumläuft und Ungarn oder Brasilien auf dem Rücken der Trainingsanzüge sieht, erinnert mich das an meine aktive Zeit als Handballer. Es ist ein Privileg über alle Grenzen hinaus, dass ich im fortgeschrittenen Alter noch eine neue Sportart bekommen habe“, sagt er über seine neue Liebe, obwohl er anfangs alles andere als verliebt war.

Anfangs nicht begeistert

„Ich bin oft bei La Santa auf Lanzarote gewesen, und habe mich vor zehn Jahren gefragt, was denn das für ein Käfig ist, der dort stand. Ich habe damals ein Einzel versucht und war nicht sonderlich begeistert, habe aber immer mehr Interesse daran gefunden, als ich die Taktik besser verstand und auch bei einem Freund in Malaga sah, wie die richtig Guten das Spiel spielen“, erzählt der Sonderburger.

Jan Paulsen geht auch als Trainer auf den Court. Foto: DN

„Ich habe in meiner Jugend Badminton gespielt, in meiner Zeit als Schüler der Sporthochschule in Aarhus Squash und seitdem auch viel Schaumtennis mit Jesper Holmris. Wenn man diese drei Sportarten kombiniert, kommt dabei Padel heraus. Ich habe gespürt, dass ich Flair für dieses Spiel habe, und bin immer bessesener geworden, je mehr ich gespielt habe“, sagt Jan Paulsen und schwärmt von der Sportart und dem Milieu in den Padelhallen.

Noch ein Auge auf den Handball

Ob es noch einmal eine Rückkehr zu seiner alten Liebe gibt, steht in den Sternen.

„Ich habe mich auch gefragt, was erforderlich ist, um noch einmal zum Handball zurückzukehren. Ich genieße meine jetzige Rolle und habe den Sprung keineswegs bereut. Gegebenenfalls muss es mit meiner jetzigen Rolle kombiniert werden. Ich verfolge aber den Handball weiter sehr genau, sehe mir alle Spiele am Bildschirm an und weiß, was sich tut. Handball ist meine Identität“, so Jan Paulsen, der auch dabei ist, wenn sein 14-jähriger Sohn Louie in die Fußstapfen seines Vaters tritt und auf der Spielmacher-Position auf Torejagd geht.

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Jens Kragh Iversen
Jens Kragh Iversen Sportredakteur
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