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Deutschfeindliche Gesänge tun beim großen Helden weh

Deutschfeindliche Gesänge tun beim großen Helden weh

Deutschfeindliche Gesänge tun beim großen Helden weh

Sonderburg/Sønderborg
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Thorsten Fries verriegelte zeitweise seinen Kasten. Foto: Karin Riggelsen

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Einen neuen Rückschlag im Kampf um die Meisterschafts-Endrunde haben die SønderjyskE-Handballer erlebt. Den Weg in die Top 8 scheint ausgerechnet ein ehemaliger Torwart der Hellblauen verbaut zu haben. Der große Held des Abends ärgert sich über die deutschfeindlichen Gesänge der eigenen Fans.

Die Meisterschafts-Endrunde wird mit großer Wahrscheinlichkeit ohne die Handballer von SønderjyskE stattfinden. Der Einzug in die Top 8 ist wieder in weite Ferne gerückt, nachdem die Hellblauen das Schlüsselspiel gegen den direkten Konkurrenten aus Fredericia mit 22:27 verloren haben.

Thorsten Fries hat seinem ehemaligen Verein nicht nur über die 60 Minuten den Zahn gezogen, sondern auch im Rennen um den Einzug in die Top 8. Der Torwart wurde nach Spielende zu Recht von den eigenen Fans gefeiert.

„Alle hassen Deutschland“

Die berüchtigten Fredericia-Fans in der einen Ecke von Skansen machten sich von Anfang an lautstark bemerkbar. Die SønderjyskE-Spieler und Zuschauenden wurden wegen der Grenznähe als „Deutsche“ bezeichnet, mit Sicherheit nicht im positiven Sinne. 

Noah Gaudin und seine Mannschaftskameraden scheiterten immer wieder an Thorsten Fries. Foto: Karin Riggelsen

„Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei“, „Alle hader Tyskland“ (Alle hassen Deutschland) und „Tyskersvin“ (Deutsche Schweine), skandierte eine Gruppe von Fredericia-Fans. Man kann über solche Gesänge meinen, was man will. Man kann bestenfalls nur darüber müde lächeln, wenn man bedenkt, dass ihr großer Held an diesem Abend einen deutschen Hintergrund hat.

Thorsten Fries stammt aus der deutschen Minderheit in Nordschleswig, hat die deutsche Schule besucht und bei der SG West in Tondern (Tønder) das Handballspielen erlernt.

Gesänge tun weh

„Ich bin froh, dass ich es nicht gehört habe. Ich höre nur Lärm von den Rängen, aber wenn du mir das so erzählst, tut das schon ein wenig weh. Ich bin derjenige, der hier am meisten mit Deutschland zu tun hat. Meine Eltern sind auch in der Halle. Die sind auch deutsche Minderheit und werden dadurch getroffen. Das ärgert mich“, sagt Thorsten Fries zum „Nordschleswiger“.

Andreas Lang spielte gemeinsam mit Thorsten Fries bei Ricoh HK in Schweden. Foto: Karin Riggelsen

„Ich werde das unseren Fans gegenüber erwähnen. Es kann auch zu viel werden. Es gibt eine Grenze, wenn es persönlich wird oder gegen eine ganze Bevölkerung geht. Unsere Fans machen gute Stimmung und dürfen auch aggressiv sein, aber nicht gehässig“, fügt der 30-Jährige aus Seth (Sæd) hinzu.

Quote von 48 Prozent

Thorsten Fries war mit 20 Paraden der überragende Mann auf dem Spielfeld und konnte eine Quote von 48 Prozent aufweisen, zwischenzeitlich lag sie sogar über 50 Prozent, als das Spiel in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit entschieden wurde.

Aus einem 14:14 (31.) wurde eine 22:17-Führung für die Gäste, von der sich die Gastgeber nicht mehr erholten. 

SønderjyskE hatte eigentlich kein schlechtes Spiel gemacht. Die Hellblauen standen stark in der Deckung, hatten in Kasper Larsen einen guten Torhüter und erspielten sich auch viele gute Chancen, scheiterten aber immer wieder an Thorsten Fries.

Endrundenchancen gesunken

„Es ist nicht mein Wunsch, SønderjyskE den Endrunden-Traum zu nehmen. Ich mag hier sehr viele Leute, habe unter anderem mit Oliver Eggert hier und mit Andreas Lang in Schweden gespielt. Die Endrundenchancen von SønderjyskE sind gefallen, dafür sind unsere gestiegen“, freut sich der Fredericia-Torwart: „Ich war zum ersten Mal wieder hier und war ziemlich nervös. Ich habe schlecht begonnen, aber aus dem Nichts einige Bälle gehalten und mich reingesteigert.“

Noah Gaudin (6), Tobias Møller (6), Sebastian Augustinussen (3), Kristian Stranden (2), Andreas Lang (2), Jacob Bagersted (1), August Wiger (1) und Morten Bjørnshauge (1) erzielten die SønderjyskE-Tore.