Reisebericht

Ab auf die Ahorninsel? So läuft die kostenlose Fährfahrt

Ab auf die Ahorninsel? So läuft die kostenlose Fährfahrt

Ab auf die Ahorninsel? So läuft die kostenlose Fährfahrt

Fünenshaff/Fynshav
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Die Fahrt mit der Fähre „Ellen“ führt vorbei an Ærøs schöner Küste. Foto: Sara Eskildsen

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Kostenlos mit der Fähre von Alsen auf die Insel Ærø fahren – das ist noch bis September möglich. Wie eine Reise mit der strombetriebenen „Ellen“ funktioniert und wer hinter den Kulissen die Strippen zieht – „Der Nordschleswiger“ ist an Bord gegangen.

Auf nach Søby auf der Insel Ærø – dieses Ziel habe ich mir für diesen Donnerstagvormittag gesetzt. Seit Juli und noch bis September sind die Fährtickets für Spaziergänger und Fahrradfahrer unter der Woche kostenlos – ein Corona-Hilfspaket der dänischen Regierung macht es möglich.

Dieses Angebot möchte ich an diesem Sommertag einmal selbst ausprobieren. Mit Dänemarks erster E-Fähre auf die Ahorninsel, wie Ærø mit den Worten „Ær“ (Ahorn) und „Ø“ (Insel) übersetzt heißt.

Geld wird automatisch erstattet

Am Abend vorher buche ich mir ein Ticket für die strombetriebene Fähre – der erste Abgang um 7.10 Uhr scheint mir reichlich früh. Ich wähle die Abfahrt um 9.40 Uhr. Der Betrag wird zwar abgebucht – doch das Geld erhalte ich nach der Tour automatisch zurück auf mein Konto.

Fünfmal fährt die Fähre „Ellen“ unter der Woche von Fünenshaff nach Ærø – seit zwei Jahren mit der Kraft von Lithiumbatterien.

Gleich geht es los: Blick auf den Fährhafen von Fünenshaff. Foto: Sara Eskildsen
Normalerweise verkehrt die Fähre zwischen Fünenshaff auf der Insel Alsen und Søby auf Ærø. Doch wegen des Feuers im Batterieraum wurden alle Abgänge für Woche 28 abgesagt. Foto: Sara Eskildsen

Die erste Reise von Fünenshaff nach Søby liegt somit bereits hinter der Crew, als die Fähre „Ellen“ im Hafen von Fünenshaff ankommt. Vor mir hat sich eine lange Schlange aus Radfahrern und Spaziergängern gebildet. Die Radfahrer gehen als Letzte an Bord,  nach Fahrzeugen und Fußgängern. Kontrolliert wird am Eingang von Hand. Jeder muss seine Buchung vorzeigen, ausgedruckt oder auf dem Mobiltelefon.

Tagesausflug mit dem Fahrrad

Anja und Ralf Menke gehen mit mir an Bord – zusammen mit ihrem Hund Lira, der im Fahrradanhänger mitreist. Das Paar aus der Nähe von Bremen campt auf dem Campingplatz in Fünenshaff und macht einen Tagesausflug auf die Insel. „Wir fahren das erste Mal auf die Insel. Wir haben gehört, dass es dort so schön sein soll“, sagt Anja Menke. „Deswegen fahren wir morgen auch mit unserem Camper rüber, heute machen wir schon mal einen Tagesausflug.“

Anja und Ralf Menke mit Hund Lira im Hänger Foto: Sara Eskildsen

Die beiden sind seit Jahren überzeugte Dänemark-Urlauber und kennen das Land gut. „Hier ist die Landschaft ganz anders als in Jütland“, sagt Anja Menke, „viel hügeliger und malerischer, mit all den alten Häusern.“ „Hügeliger und hyggeliger“, fügt ihr Mann lachend hinzu, bevor die Urlauber an Bord der Fähre gehen.

Hochbetrieb in der Kantine

Dort ist auf den Sonnendecks und im Salon jede Menge Platz. Die Gäste verteilen sich an den vielen Tischen und Bänken, und in der Kantine hat Mitarbeiterin Veronica Højmark buchstäblich alle Hände voll zu tun. Die Reisenden bestellen sich Kaffee, belegte Brote und kalte Getränke, die Angestellte der Fährgesellschaft sorgt mit ihrem Kollegen für Verpflegung und Nachschub.

Veronica Højmark arbeitet auf der Fähre, in der Kantine oder als Einweiserin, wenn die Reisenden an Bord kommen. Foto: Sara Eskildsen

Unbedingt das Seefahrtmuseum in Marstal und das Museum in Ærøskøbing besuchen. Und das beste Eis der Insel gibt es im Café Aroma in Ærøskøbing. Die machen all ihr Eis selbst, und es schmeckt einfach fantastisch.

Veronica Højmark, Mitarbeiterin

Veronica Højmark lebt seit sechs Jahren in Marstal auf Ærø. Abends kehrt sie mit der letzten Fähre zurück auf die Insel. „Es ist eine tolle Arbeit, und der Tag vergeht wie im Fluge“, erzählt sie in einer kurzen Pause.

Tipp: Eisessen bei Aroma in Ærøskøbing

„Man ist mit Menschen zusammen, die meistens gut gelaunt sind, weil es Urlauber sind. Und im Team herrscht eine tolle Stimmung“, sagt sie.

Ihre Geheim-Tipps für einen Ausflug auf Ærø: „Unbedingt das Seefahrtmuseum in Marsdal und das Museum in Ærøskøbing besuchen. Und das beste Eis der Insel gibt es im Café Aroma in Ærøskøbing. Die machen all ihr Eis selbst, und es schmeckt einfach fantastisch!“

Einfahrt in den Hafen von Søby Foto: Sara Eskildsen
Die „Schnauze“ der Fähre öffnet sich, noch bevor das Schiff in Søby anlegt. Foto: Sara Eskildsen

Nach knapp einer Stunde schippert die Ellen in den Hafen von Søby ein, wo sich Segelboote, Fischerboote und Stand-up-Paddler das Wasser teilen. Die Autos verlassen das Schiff als erstes – und Bettina und Henrik Christensen aus Norburg (Nordborg) bringen ihre Fahrräder in Ausfahrposition.

Von Norburg nach Ærø: Das Ziel ist Marstal

„Es ist viele Jahre her, dass wir auf Ærø waren. Daher haben wir uns für einen Tagesausflug entschieden“, verrät Bettina Christensen. Das Paar hat das Auto in Fünenshaff stehen gelassen und will mit dem Fahrrad nach Marstal radeln. „Und dann mal sehen, was wir alles schaffen. Wir nehmen um 17 Uhr die letzte Fähre zurück“, sagt Henrik Christensen.

Tagestourist Henrik Christensen kurz vor der Ankunft auf Ærø Foto: Sara Eskildsen
Das Tourismusbüro in Søby auf Ærø ist unbemannt. Broschüren und Karten geben Auskunft über Insel und Umgebung. Foto: Sara Eskildsen

Als alle Reisenden von Bord und auf Ærø sind, hat Skipper Henrik von Sydow Zeit, um mir für eine kurze Stippvisite die Kapitänsbrücke zu zeigen. Ganz oben auf dem Schiff leuchten große Monitore – elektronische Seekarten, Videoüberwachung und Stromanzeigen.

Über Nacht laden die Batterien auf

„Jedes Mal, wenn wir in Søby liegen und kurz Pause machen, laden wir die Batterien ein bisschen auf. Über Nacht werden die Batterien voll aufgeladen“, verrät Henrik von Sydow und zeigt in Richtung des Stromladeterminals, das am Hafen von Søby neben der Fähre liegt.

Skipper Henrik von Sydow auf der Brücke der Fähre, der Kommandozentrale Foto: Sara Eskildsen
Das Strom-Ladeterminal im Hafen von Ärö, hier lädt die Fähre auf. Foto: Sara Eskildsen

Die E-Fähre „Ellen“

  • Die strombetriebene Fähre „Ellen“ wurde über das Projekt „Horizon 2020“ der Europa-Kommission in Zusammenarbeit mit der Kommune Ærø finanziert. Die Kommission bewilligte 113 Millionen Kronen, während Ærø 105 Millionen für die Fähre und den Umbau des Hafens beisteuerte.
  • „Ellen“ kann bis zu 31 Pkw und 147 Personen befördern. Die Überfahrt dauert eine Stunde und wird mit 14 Knoten pro Stunde (knapp 26 km/h) zurückgelegt.
  • Søby Værft auf Ærø baute die Fähre, die 59,50 Meter lang und 12,8 Meter breit ist. Ein Hauptantrieb, bestehend aus zwei 750 kW-Elektromotoren, treibt die Schrauben direkt an. Die Batterien werden beim Aufenthalt in Søby im Laufe von 20 bis 40 Minuten schnell geladen, über Nacht laden die Batterien voll auf.

„Wir fahren immer mit aufgeladenen Batterien, die eine doppelte Tour schaffen könnten. Zur Sicherheit, falls wir mal vom Kurs abweichen müssten.“ Mitten in der Segelsaison muss der Skipper ein waches Auge auf all die Segelschiffe halten, die derzeit auf dem Kleinen Belt unterwegs sind. „Wir lassen die Fähre nach einer vorgegebenen Route fahren, aber man muss immer mitgucken und mal ausweichen, falls ein Segelboot unsere Fahrt kreuzt.“

„Da kommt die Kraft auf Knopfdruck“

Die Batterie der Fähre liegt ganz unten im Schiff – quasi unter dem Parkdeck. Sie liefert 2.000 PS und ist spürbar – der Zug, mit dem die „Ellen“ aus dem Hafen fährt, ist deutlich kräftiger, als bei Fähren mit Verbrennungsmotor. „Das ist wie bei den E-Autos“, sagt Henrik von Sydow, „da kommt die Kraft auf Knopfdruck.“

Von der Kommandobrücke aus wird das gesamte Schiff überwacht, auch die Batterieräume. Foto: Sara Eskildsen
Die Hafeneinfahrt in Søby Foto: Sara Eskildsen

Morten Brandt ist der Steuermann auf der Fähre und muss wieder hinunter auf das Parkdeck – die nächste Fuhre Reisende wartet. Morten Brandt kontrolliert die Tickets von Lastwagen und Autofahrern und schickt als Erstes einen großen Lkw an Bord.

Zehn Minuten später sind auch Autos, Radfahrer und Spaziergänger auf der Fähre platziert, und die „Ellen“ verabschiedet sich mit dreimal Hupen aus dem Hafen von Søby. Die Rückreise beginnt, und in die frische Meeresbrise mischt sich der Stallgeruch von Ferkeln – der Lkw an Bord lässt grüßen.

Zwischen zwei Leuchttürmen zurück nach Fünenshaff

Vorbei an den beiden Leuchttürmen am Steinwall zum Hafen geht es wieder hinaus auf den Kleinen Belt – die Segelboote rechts und links der „Ellen“ wirken aus der Ferne wie Spielzeugschiffe. Die Sonne knallt vom Himmel und lässt die Wasseroberfläche glitzern, Ærø wirkt aus der Ferne mit ihren Feldern, Wäldern und Klippen wie eine verwunschene Insel aus einem Märchenbuch. Wäre da nicht der weniger traumhafte Schweinegeruch …

24 Kilometer sind es bis ins Städtchen Marstal. Foto: Sara Eskildsen
Blick auf die Küste von Ærø Foto: Sara Eskildsen

In der Kantine ist Veronica Højmark einmal mehr dabei, die Verpflegung aufzufüllen, bevor die Reise in Fünenshaff von vorne beginnt. Getränke und Eis werden nachgefüllt und kühl gestellt, Tische abgewischt und Brötchen bereitgelegt. Für die Gäste, die gleich auf Alsen an Bord gehen werden,beginnt die Reise. Für Veronica und ihr Team geht der Arbeitstag weiter.

Kostenlose Tickets montags bis freitags

Die Fährgesellschaft „Ærøfærgerne“ bietet in den Monaten Juli bis September montags bis donnerstags kostenlose Fährfahrten für Spaziergänger und Radfahrer an. Es gibt drei Fährverbindungen nach Ærø: von Fünenshaff nach Søby, von Svendborg auf Fünen nach Ærøskøbing und von Faaborg nach Søby.

Weitere Informationengibt es auf der Internetseite von „Ærøfærgerne“ unter aeroe-ferry.dk.

Die Fährgesellschaft „ÆrøXpressen“ bietet betreibt eine Fähre zwischen Marstal und Rudkøbing auf Langeland.

Auch die Fähre „Bitten“, die zwischen Ballebro und Hardeshøj über den Alsensund fährt, hat im Sommer kostenlose Tickets zu bieten: Im gesamten Juli können Fußgänger, Radfahrer und Autofahrende mit Behindertenausweis die Fähre kostenlos nutzen. Weitere Informationen dazu hier: faergen-bitten.dk.

Steuermann Morten Brandt dockt mit der Fähre zurück am Hafen in Fünenshaff an. Foto: Sara Eskildsen
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