Wildtiere

Wölfe in Südjütland: Vierlinge sind es – mindestens

Wölfe in Südjütland: Vierlinge sind es – mindestens

Wölfe in Südjütland: Vierlinge sind es – mindestens

Malte Cilsik
Nordschleswig/Apenrade
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Erstmals fingen die Wildtierkameras bei Hovberg vier Wolfswelpen gleichzeitig ein (der vierte versteckt sich im Hintergrund). Foto: Naturhistorisk Museum Aarhus

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Mitte Juli fingen Kameras zunächst zwei Wolfswelpen in der Klelund Plantage bei Hovborg ein, später tauchte ein dritter auf. Nun stellte sich heraus, dass der Wurf noch größer war. Laut Behörden besteht aber keine Gefahr für Nutztiere – solange sie richtig geschützt werden.

Geht es um Fragen rund um das Thema Wolf in Dänemark, sind das Naturhistorische Museum in Aarhus sowie die Universität Aarhus die offiziellen Ansprechpartner. Sie überwachen und berichten für die dänische Umweltbehörde über die nationalen Wolfsbestände.

Das Paar in Hovborg, gelegen zwischen Ribe und Vejen, haben die Wissenschaftler bereits auf dem Schirm, seit es sich im vergangenen Winter dort niedergelassen hat – im wahrsten Sinne des Wortes: „Das neue Filmmaterial belegt, dass sich mindestens vier Wolfswelpen innerhalb des Zauns der Klelund Plantage befinden. Man sieht alle vier zusammen auf den Straßen laufen, auf denen Wildtierkameras aufgestellt sind", sagt Kent Olsen, wissenschaftlicher Leiter des Naturhistorischen Museums Aarhus und Leiter des Wolfsmonitorings.

Keine Überraschung

Der vierte Welpe war schon die ganze Zeit da, wurde aber noch nicht mit der Kamera eingefangen. Olsen kann daher nicht ausschließen, dass noch weitere auftauchen.

„Im Durchschnitt hat ein Wolfspaar fünf oder sechs Junge pro Wurf, es können also durchaus mehr sein. Das können wir noch nicht mit Sicherheit sagen, denn Wolfswelpen bewegen sich oft eigenständig. Daher geben die Beobachtungen nur eine Mindestzahl an", stellt er fest.

Dritter Wurf in Dänemark

Ihr Wurf ist der dritte, der in Dänemark geboren wurde, seit der erste Wolf im Jahr 2012 wieder ins Land kam. Die beiden vorherigen Würfe wurden 2017 und 2019 in Ulfborg in Westjütland geboren.

In Dänemark sind bisher keine Angriffe auf Nutztiere dokumentiert, wenn die wolfssicheren Zäune richtig funktioniert haben.

Bo Håkansson, Dänische Naturschutzbehörde

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Die Klelund Plantage, wo das neue Wolfsrudel umherstreift, ist zwar eingezäunt, aber normalerweise für die Öffentlichkeit zugänglich. Derzeit ist der Bereich der Plantage, in dem sich die Welpen aufhalten, jedoch für den öffentlichen Verkehr gesperrt.

Die Umweltbehörde bittet die Bevölkerung dringend, das Verbot zu respektieren und nicht nach den Wolfswelpen zu suchen. Mit Blick auf die Geschichte des Wolfs in Dänemark nicht ohne Grund.

Die Geschichte des Wolfs in Dänemark

Der Wolf starb im 18. und 19. Jahrhundert in fast ganz Westeuropa aus. In Dänemark wurde der letzte Wolf 1813 in Skive erschossen.

Ausgehend von wenigen isolierten Populationen in Osteuropa, Italien und der iberischen Halbinsel, hat sich der Wolf wieder in vielen europäischen Ländern verbreitet und ist 2012 auch nach Dänemark zurückgekehrt.

Seit der ersten bestätigten Sichtung von Wölfen im Nationalpark Thy im Oktober 2012 gab es viele Nachweise für die Tiere auf dänischem Boden. Zu diesen zählen zum Beispiel DNA-Tests von getöteten Haustieren, Exkremente, erlegtes Wild oder Bildaufnahmen.

Die dänischen Wölfe sind alle aus Ländern südlich der Grenze – hauptsächlich aus Deutschland – eingewandert. Ihre DNA gleicht der mitteleuropäischen Wolfspopulation.

Zwischen dem 1. Januar und dem 31. März 2021 ermittelte das vierteljährliche Wolfsmonitoring neun Wölfe in Dänemark: Fünf eingewanderte Exemplare und vier in Dänemark geborene.

Nach Angaben der Universität Aarhus ist die Sterblichkeit der Wölfe in Dänemark höher, als es bei einer geschützten Tierart der Fall sein sollte. Das Nahrungsangebot gilt als reichhaltig und die Konkurrenz durch Artgenossen ist noch gering. Daher ist es wahrscheinlich, dass im Laufe der Jahre mehrere Tiere illegal getötet wurden.

Auch in Ulfborg gibt es aktuell ein Wolfspaar mit Nachwuchs in der Vergangenheit – aktuell ist es aber ohne dokumentierte Welpen unterwegs. Foto: Naturhistorisk Museum Aarhus, Aarhus Universitet, Thomas Boesdal, Søren Krabbe, Jonas Siim Jensen & Mads Skamris

Kein Grund zur Panik

Bo Håkansson befasst sich für die Dänische Naturschutzbehörde mit dem nationalen Artenschutz und -management. In der Rückkehr der Wölfe sieht er keine ernsthafte Gefahr für die Landwirte: „Der Wolf findet in seiner natürlichen Umgebung genug Nahrung, vor allem Rotwild – und das trotz des neuen Wildschweinzauns. Generell vergreift er sich nur an Nutztieren, wenn die Weiden nicht wolfsicher eingezäunt sind. In Dänemark sind bisher keine Angriffe auf Nutztiere dokumentiert, wenn die wolfssicheren Zäune richtig funktioniert haben.“

Dennoch Anlass zur Sorge?

Geht es nach Schafzüchtern wie Gert Lorenzen aus Stemmilt, mit dem der „Nordschleswiger“ im vergangenen Jahr gesprochen hat, ist dies nur ein schwacher Trost. Bei zwei wahrscheinlichen Wolfsangriffen 2018 und 2020 verlor er 21 Schafe. Auch wenn er seine Herde nicht mit einem wolfssicheren Zaun geschützt hat, zweifelt er an deren Wirksamkeit.

„Als 2012 das erste Mal ein Wolf in Dänemark auftauchte, hatte ich es überhaupt nicht für möglich gehalten, dass Wölfe ein Problem werden könnten. Nun sind sie es aber“, stellte der 61-Jährige damals gegenüber dem „Nordschleswiger“ fest.

Geeignetes Management

Fallen Schafe einem Wolf zum Opfer, bekommen die Züchter einen staatlichen Schadensersatz. 1.200 Kronen gibt es für ein ausgewachsenes Schaf, 800 für ein Lamm.

Menschen wie Bo Håkansson oder Kent Olsen beschäftigen sich intensiv mit der Ausarbeitung geeigneter Managementpläne für den Umgang mit dem Wolf und überwachen genauestens seine Entwicklung in Dänemark.

Der Umgang mit dem Rückkehrer muss erst wieder gelernt werden – denn eines ist auch für Gert Lorenzen klar: „Der Wolf wird wiederkommen.“

 

Weitere Informationen über den Wolf in Dänemark gibt es unter www.ulveatlas.dk.

Der Bericht über Gert Lorenzen aus dem vergangenen Jahr:

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