Leitartikel

„VUC Syd: Der Fall eines Königreichs “

VUC Syd: Der Fall eines Königreichs

VUC Syd: Der Fall eines Königreichs

Nordschleswig/Sønderjylland
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Bildung: Ist die Erwachsenenbildung in Nordschleswig noch zu retten? Ja, meint Chefredakteur Gwyn Nissen, der auch auf die Altlasten, die zum Fall des VUC führten, zurückblickt.

Es ist die unglaubliche Geschichte vom Untergang eines Königreichs. In den Jahren 2011 bis 2017 wurde die Erwachsenenbildungseinrichtung VUC – Voksenuddannelsescenter Syd – von Hans Jørgen Hansen und seinem Gefolge geleitet. Zuerst wurde der VUC-Direktor abgesetzt – und nun ist auch das VUC selbst abgestürzt. Eine Folge der gravierenden Fehlentscheidungen, die vor 13 Jahren ihren Anfang nahmen. 

VUC ist für viele so etwas wie eine zweite Bildungschance für Erwachsene, die es in ihrer Jugend aus unterschiedlichen Gründen keine schulische Grundausbildung erhalten haben. Im VUC konnten sie diese nachholen – ein großartiges Angebot im dänischen Bildungssystem.

Die Nachfrage ist ungebrochen: Es gibt immer Menschen, die nicht den direkten Weg der Ausbildung gehen (können). Sie müssen Extraschleifen drehen oder Zickzackkurse fahren, weil das Leben eben manchmal so spielt.

Gut, dass die Verantwortlichen jetzt schnell gehandelt und noch am Tag der Insolvenz eine Lösung gefunden haben, wie es weitergehen soll: Das International Business College mit Sitz in Kolding und einer weiteren Abteilung in Apenrade (Aabenraa) hat die Aufgabe übernommen. Plan ist es, dass auch an den anderen Standorten Tondern (Tønder), Hadersleben (Haderslev) und Sonderburg (Sønderborg) festgehalten werden soll. Das ist für Nordschleswig ein Muss.

Das IBC bietet die klassische kaufmännische Ausbildung für Jugendliche an, hat aber auch viel Erfahrung mit erwachsenen Studierenden, die sich weiterbilden. Und was sicherlich noch passieren wird: Das IBC hat heute zwar nicht die Kapazitäten, um eine komplette Erwachsenenbildung anzubieten, aber die ehemaligen VUC-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter halten sicher nach einem neuen Arbeitsplatz Ausschau.

Es gibt noch viele offene Fragen für die rund 2.800 Studierenden und 120 Mitarbeitenden, und nicht alles wird bis zum Schulbeginn am Montag geklärt sein. Aber vieles wird sich in den nächsten Wochen klären, damit Nordschleswig auch in Zukunft ein attraktives Angebot in der Erwachsenenbildung hat – es braucht nur Zeit und etwas Geduld. Womöglich beginnt der Unterricht am 12. August – bis dann sollen die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Die große Aufarbeitung des VUC-Skandals braucht es nicht, denn schon jetzt ist klar, dass der Größenwahn der früheren Leitung um Hans Jørgen Hansen die Bildungseinrichtung in den Ruin getrieben hat, darunter das mehr als 200 Millionen Kronen teure Lighthouse-Domizil an der Haderslebener Förde (heute Rathaus).

Viel zu viel Geld wurde in unnötig teure Bauprojekte gesteckt: Die Institution ist heute noch mit 180 Millionen Kronen verschuldet – eine Last, die VUC letztlich in den Abgrund gerissen hat.

Hinzu kommt – und darauf hatte VUC wenig Einfluss, hätte es aber vielleicht vorhersehen müssen –, dass die Zahl der Studierenden in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist. Damit fehlten die notwendigen Einnahmen.

Die laufenden Kosten der VUC wurden zwar von der jetzigen Leitung und dem Verwaltungsrat eindrucksvoll von 222 auf 75 Millionen Kronen pro Jahr heruntergeschraubt, aber der Bildungsriese wurde seine Immobilien nicht los: Im Herbst wäre die Kasse schließlich leer gewesen, und deshalb musste jetzt Insolvenz angemeldet werden.

Auch ein letzter Rettungsversuch der nordschleswigschen Bürgermeister vor den Sommerferien bei Bildungsminister Mathias Tesfaye blieb erfolglos. Die VUC war nicht mehr zu retten.

Das VUC ist kein Einzelfall dafür, wie der Größenwahn einiger weniger eine Institution zu Fall bringen kann. Es ist daher eine (erneute) Lektion für Vorstände und Aufsichtsräte, sich nicht immer von den Ambitionen, Visionen und großen Armbewegungen charismatischer Führungspersönlichkeiten blenden zu lassen.

Manchmal reicht es schon, einfache Fragen zu stellen wie „Sind wir sicher, dass wir bei sinkenden Geburtenraten weiterhin so viele Studierende haben werden?“ oder zu fordern, dass der Betrieb realistisch und effizient geführt wird und nicht wie ein Königreich mit scheinbar unendlichen finanziellen Ressourcen. Grenzen setzen.

Warnungen, dass die VUC auf dem Holzweg sei, gab es genug: von der Aufsichtsbehörde STUK und von kritischen Medien wie zum Beispiel der „Nordschleswiger“-Journalistin Ute Levisen.

Die Kritik wurde von der VUC-Leitung immer wieder zurückgewiesen, aber die Wahrheit über die Art und Weise, wie die Institution geführt wurde, kam dennoch ans Licht und hatte schließlich Konsequenzen für die Leitung und den Vorstand, die abgesetzt wurden.

Und jetzt – fast sieben Jahre später – hat das damalige Missmanagement eben auch zur Folge, dass die VUC in Konkurs gegangen ist. 

Eine wirklich traurige Geschichte über eine dänische Erfolgsgeschichte, nämlich ein Bildungssystem, das Menschen eine zweite Chance im Leben gibt. Aber gerade für den Teil gibt es noch Hoffnung, dass sich eine zukunftssichere Lösung für unseren Landesteil finden lässt.

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