Wohnprojekt

Senioren-WG mit Blick aufs Wasser verschwindet im Verwaltungsnebel

Senioren-WG mit Blick aufs Wasser verschwindet im Verwaltungsnebel

WG mit Blick aufs Wasser verschwindet im Verwaltungsnebel

Apenrade/Aabenraa
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Am Kilen sind schon viele Grundstücke geräumt. Hier, kurz bevor die Straße nach links abbiegend zum Lindsnakkevej wird, könnten die Seniorenwohnungen entstehen. Foto: Jan Peters

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Über 100 Seniorinnen und Senioren wollten ihren Lebensabend im Herzen Apenrades mit Blick auf das Wasser verbringen. Jetzt scheint dem Plan mit einer Aussage des Apenrader Bürgermeisters ein letzter Riegel vorgeschoben worden zu sein. Mehrfach sind die Mitglieder des Vereins schon vertröstet worden. Das Verständnis schwindet.

Vor drei Jahren hatten sich fast 150 Menschen im Apenrader Folkehjem eingefunden. Der Plan: Es sollte eine Senioren-WG entstehen. Der Erfolg war für die Initiatorinnen und Initiatoren überwältigend, und schnell wurden Partner gefunden, die das Projekt mittragen wollten.

Heute gibt es den Verein „Foreningen Seniorbofælleskab i Aabenraa Kommune“, die Wohnungsbaugenossenschaft „Boli Syd“ und das Planungsbüro „Cuben Management“, die gemeinsam an dem Bauprojekt arbeiten. 35 Wohneinheiten umfasst das Projekt inzwischen.

Ein Standort nach dem anderen löst sich in Luft auf

Doch ein Bauplatz für ihren Traum für das Leben im Ruhestand ist bisher noch nicht gefunden, obwohl das Projekt-Abenteuer am Anfang so vielversprechend aussah.

Erst schlug die Kommune ein Grundstück an der Rugkobbel vor. Dann kam wenige Monate später die Absage, weil es andere Pläne für das Gelände gab. Dort sollten Wohnungen für sozial benachteiligte Menschen entstehen. Der Verein suchte weiter. In der Kommune sind Pläne entwickelt worden, das frühere Industriegebiet am Kilen mit Mietwohnungen zu bebauen. 600 Wohneinheiten sollen dort entstehen, so die Pläne.

Lösung schien gefunden

Der Senioren-WG-Verein hat sich dem Vorhaben angeschlossen und auf einen baldigen Baustart gehofft. Von der Kommune gab es positive Zeichen. Doch auch bei diesem Projekt wurde bald deutlich, dass es Herausforderungen mit dem Bauplatz am Kilen gibt. Die Betriebe rund um den nahe gelegenen Nyhavn forderten nämlich von der Kommune Apenrade Sicherheit für ihren Standort. Sie fürchteten, dass die Auflagen, die ein Wohngebiet mit sich bringt, nicht mit den Bedingungen im Industriehafen vereinbar sein und die Anwohnenden später klagen könnten.

Berechtigt, wie jetzt auch der Apenrader Bürgermeister Jan Riber Jakobsen (Kons.) zugeben muss. Die Betriebe im Apenrader Wirtschaftshafen – zu dem auch der Nyhavn gehört – sind durch einen Flächennutzungsplan geschützt. Ein neues Gesetz sieht vor, dass bestimmte Abstände und Lärmpegel eingehalten werden müssen.

„Mit dem neuen Gesetz folgt, dass wir die Häuser nicht bauen können. Wir sind jetzt im Dialog mit den Firmen, um herauszufinden, welche Pläne diese haben“, erklärte Riber Jakobsen gegenüber „JydskeVestkysten“.

Ohne eine enge Zusammenarbeit mit den Anrainer-Firmen gibt es keine neuen Häuser. Es müssten nämlich bauliche Abgrenzungen geschaffen werden, um das Bauprojekt umsetzen zu können. Außerdem könnte es sein, dass einige der Betriebe ihren Standort verlassen müssten.

Für Jakob Svane, Chef der Branchenorganisation „Danske Shipping- og Havnevirksomheder“, steht fest, dass nach dem neuen Gesetz Hafen und Wohngebiet in Apenrade nicht vereinbar sind.

Drei Jahre – und keine Lösung in Sicht

Für die Mitglieder des „Foreningen Seniorbofælleskab i Aabenraa Kommune“ ein erneuter Rückschlag. „Eine weitere Blase ist zerplatzt“, drückt es Gabriele Beismann, Mitglied des Vereinsvorstandes, nüchtern aus. Viel Arbeit ist inzwischen in das Bauprojekt für Seniorinnen und Senioren gesteckt worden, und drei Jahre sind ins Land gegangen, ohne dass eine Lösung nur annähernd in Sicht ist.

Zweifel an Alternativen

Die Kommune habe zwei neue Angebote gemacht, berichtet Beismann. „Entweder ein Grundstück, das die Kommune allerdings erst kaufen müsste, oder die frühere Polizeistation an Haderslevvej. Dort allerdings gibt es einige Herausforderungen mit der baulichen Substanz und den Vorstellungen der Vereinsmitglieder. „Wir wollen eine seniorengerechte Wohnanlage unter anderem mit einem Fahrstuhl. Das könnte bei einem denkmalgeschützten Gebäude schwer und teuer werden“, erklärt sie.

Außerdem wolle man möglichst viel der Gebäudeflächen für nutzbare Fläche haben. „In einem historischen Gemäuer sind die Flure sehr breit. Das ist zwar schön, aber viel verschwendeter Raum, den wir lieber für Gemeinschaftsräume und Wohnraum haben würden“, berichtet sie von der jüngsten Entwicklung.

Es würde Platz für neue Bürgerinnen und Bürger entstehen

In der kommenden Woche treffen sich die Vereinsmitglieder, um das weitere Vorgehen zu besprechen. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns“, ist sich Gabriele Beismann sicher. Sie versteht nicht, warum sich die Kommune nicht mehr bemüht, denn „schließlich sind es mindestens 35 Häuser, die primär in und um Apenrade frei werden würden, wenn wir umziehen könnten. Das wäre Platz für 35 junge Familien, die hier ein neues Zuhause finden könnten“, erklärt sie.

 

 

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