Biogas

Nach jahrelanger Wartezeit: Biogas-Produktion in Sollwig ist angelaufen

Nach jahrelanger Wartezeit: Produktion in Sollwig ist angelaufen

Nach jahrelanger Wartezeit: Biogas in Sollwig angelaufen

Tondern/Tønder
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Geschäftsführer und Bauleiter Rob Murray, Bürgermeister Jørgen Popp Petersen, Kommunaldirektor Lars Møldrup sowie Prozess- und Substratmanagerin Bodil Karlsmose Kilem (v. l.) Foto: Tønder Kommune

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Das kanadische Unternehmen Anaergia hat die Produktion in kleinem Maßstab angekurbelt. Bürgermeister Jørgen Popp Petersen hat sich auf der Baustelle umgeschaut und begrüßt die Fortschritte.

Der Weg dorthin war unglaublich lang und sehr holprig.

Aber nun ist – wenn auch im kleinen Maßstab – die Produktion von Biogas in der neuen Anlage in Sollwig (Solvig) östlich von Tondern angelaufen.

Die nahezu unendllich lange Geschichte begann 2012, als das Projekt der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Baubeginn 2014

Der erste Spatenstich erfolgte im September 2014 im Beisein von Prinz Joachim und dem Investor Jose Cartellone.

Der Prinz hatte das dortige Feld als Bauland an den argentinischen Investor verkauft. Beim ersten Spatenstich wurde von einer Bauzeit von 14 Monaten ausgegangen. Daraus sollten Jahre werden.

Der erste Spatenstich erfolgte im September 2014 am Midtmosevej in Sollwig (Archivfoto). Foto: Elise Rahbek

Langes Tauziehen

Im November 2015 gingen Envo Biogas Tønder A/S und der mit dem Bau beauftragte Konzern Per Aarsleff im Streit auseinander.

Anfang 2016 strengte Envo ein Schiedsverfahren an, das drei Jahre später zugunsten von Envo entschieden wurde. Aarsleff musste dem im Bau befindlichen Biogaswerk 84 Millionen Kronen zahlen.

Envo aus dem Rennen

Parallel zu dem Vorhaben im Westen Nordschleswigs strebte die Envo-Group mit Sitz in Apenrade (Aabenraa) den Bau eines Biogaswerkes in Klipleff (Kliplev) in der Kommune Apenrade an.

Ende August 2018 kam die Meldung, dass Sunstainable Bio Solutions (SBS) das Gros der Anlage in Klipleff erworben hatte, und im Jahr darauf war die Envo-Group ganz aus dem Projekt raus.

Die Anlage produziert seit dem Sommer.

Im Laufe des Sommers tat sich allerhand auf der Baustelle. Foto: Monika Thomsen

Kanadische Firma am Drücker

Im November 2021 übernahm das weltweit operierende Unternehmen Anaergia mit Hauptsitz in Kanada das millionenschwere Bauvorhaben in Sollwig.

Anaergia, das zu den weltweit größten Lieferanten von Lösungen von organischem Abfall zu Biomethan zählt, hatte auch die in Apenrade angesiedelte Beratungsfirma Envo-Group aufgekauft.

Inzwischen haben sich die Wege des kanadischen Unternehmens und des Envo-Direktors Bo Asmussen getrennt, der von Beginn an an der Spitze des Projektes stand.

Zuschüsse gesichert

Der Produktionsstart vor Dezember war erforderlich, um Zugang zum staatlich geförderten festen Mindestpreis für die Dauer von mindestens 20 Jahren zu erhalten.

Nach der Übernahme durch die kanadischen Besitzer ist wieder Schwung in die Sache gekommen.

„Ich bin beeindruckt von den Fortschritten, über die ich vor Ort gehört und die ich erlebt habe“, sagt Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) in einer Pressemitteilung nach einem Besuch der Anlage.

Die Gasrohre wurden im August 2020 verlegt. Foto: Monika Thomsen

Jetzt geht es los

Am Midtmosevej in ländlicher Umgebung läuft die Produktion mittlerweile parallel mit den Arbeiten der Handwerker.

Als die Kommune Tondern seinerzeit in die Infrastruktur investierte, habe man nicht erwartet, dass es so lange dauern würde, bis produziert werden würde.

„Jetzt geht es da draußen wirklich los“, so Popp Petersen.

Infrastruktur steht seit sieben Jahren

Für die Infrastruktur mit dem Bau eines Kreisverkehrs bewilligte die Kommune im Herbst vor sieben Jahren 6,5 Millionen Kronen.

Damit wollte sie bei dem zu erwartenden Verkehr mit Lastern Sicherheit gewährleisten.

Dass der Startschuss für die Produktion von Biogas gefallen ist und dass diese in den kommenden Jahren weiter ausgebaut wird, freut den Bürgermeister auch mit Blick auf die grüne Umstellung in der Kommune Tondern.

Etwa 40 Arbeitsplätze

„Der Kommunalrat hat bezüglich der Energiewende ehrgeizige Ziele verabschiedet. Daher freue ich mich natürlich, dass die Produktion angekurbelt wurde. Das harmoniert gut mit unseren grünen Zielen und schafft außerdem neue Arbeitsplätze in der Kommune Tondern“, so der Bürgermeister.

Bei der Übernahme hatte die Gesellschaft Anergia mitgeteilt, dass sie in den Bau der Anlage etwa 520 Millionen Kronen investiert.  

Die Energieproduktion soll den Bedarf von 29.000 Haushalten decken.

Verzögerte Lieferungen

Dass das erste Biogas nicht wie geplant ab September ins Netz gespeist wurde, hat Envo zu einem früheren Zeitpunkt mit Preissteigerungen und der Wartezeit auf die Lieferung von Stahl und anderen Teilkomponenten für das Bauprojekt begründet.

Baustelle und Produktionsstätte zugleich Foto: Tønder Kommune

Anergia-Geschäftsführer Rob Murray, der an der Spitze des Bauprojekts steht, erwartet, dass das Biogaswerk 38 bis 40 Mitarbeitenden Beschäftigung bieten wird, wenn es voll ausgebaut ist.

Ist die Produktionsanlage voll ausgebaut, werden etwa 40 Millionen Kubikmeter Biomethan ins Erdgasnetz geschickt.

20 bis 24 Monate bis zur vollen Produktion

Laut der Einschätzung von Murray verstreichen 20 bis 24 Monate, bis das Werk 100 Prozent bereit ist, voll zu produzieren.

Somit ist noch etwas Geduld gefragt, bevor die unendliche Geschichte doch noch ein voll ausgebautes, produktives Ende findet. Das hat die Bevölkerung im Laufe der vielen Jahre immer wieder angezweifelt.

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