Erneuerbare Energie

Internationaler Konzern kauft Biogasprojekt bei Sollwig auf

Internationaler Konzern kauft Biogasprojekt bei Sollwig auf

Internationaler Konzern kauft Biogasprojekt bei Sollwig auf

Tondern/Tønder
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Stillstand seit Jahren: Viele haben den Glauben ans Projekt verloren. Doch nun sollen die Bauarbeiten im kommenden Monat beginnen. Foto: DN-Archivfoto

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Das weltweit agierende Unternehmen Anaergia übernimmt das lange ruhende Millionen-Vorhaben, das von vielen so oft totgesagt wurde. Der Baubeginn soll Anfang Dezember sein. Auch die Apenrader Firma Envo Group wurde aufgekauft.

Nach jahrelangen Problemen mit Vertragsauflösungen und Rechtsstreit soll es nun endlich losgehen. Auf der seit Jahren verwaisten Baustelle bei Sollwig wird Anfang Dezember mit dem Bau des Biogaswerkes begonnen, das von vielen oft totgesagt worden ist. Direktor Bo Asmussen von der Apenrader Beratungsfirma Envo-Group bestätigt, dass der international tätige Konzern Anaergia mit Hauptsitz in Kanada das Projekt übernommen hat, bauen und bezahlen will.

Darüber hinaus hat das Unternehmen auch Asmussens Firma mit sieben Mitarbeitern aufgekauft. Schon in wenigen Wochen würden zusätzliche drei Mitarbeiter aus Kanada dazustoßen. Nach vier weiteren Angestellten soll jetzt gesucht werden.  Asmussen wird weiter geschäftsführender Direktor bleiben und damit Verantwortlicher des Projekts sein.

Auch die Apenrader Firma Envo Group ist von den kanadischen Investoren aufgekauft worden. Foto: Envo Group

Die Bauarbeiten bei Sollwig sollen im Dezember beginnen und voraussichtlich etwa zwei Jahre dauern.

Dabei erfolgte der erste Spatenstich schon 2014 im Beisein von Prinz Joachim, der als damaliger Besitzer von Schackenborg ein Feld als Bauland verkaufte. Die Bauarbeiten ruhen bereits seit November 2015, als sich die Wege von Envo und dem damals beauftragten Konzern Per Aarsleff trennten.

Es kam zu einem von Envo angestrengten Rechtsstreit, der zugunsten der Apenrader Firma ausfiel. Das Schiedsverfahren endete damit, dass das Bauunternehmen 84 Millonen Kronen bezahlen musste. Es wurde erst im Januar 2019 entschieden.

Die Baustelle ist komplett aufgeräumt und von Wildwuchs befreit worden. Foto: Envo Group
Zur Sicherheit der Mitarbeiter wurden auch die Geländer erneuert. Foto: Envo Group

 

Start der Produktion vor Dezember 2022

Die Biogas-Produktion soll dann vor Dezember 2022 starten können, um sich so für das Förderprogramm der dänischen Energiebehörde zu qualifizieren, das die Produktion von Biogas durch einen garantierten Mindestpreis fördert. Im Rahmen dieses Programms wird Biogas, das zu erneuerbarem Erdgas zur Einspeisung in das Gasnetz aufbereitet wird, über einen Zeitraum von 20 Jahren finanziell unterstützt.

Anaergia erwartet, dass die Anlage fast 37 Millionen kWh/m3 pro Jahr Biogas produzieren wird, was sie zu einem der größten derartigen Werk der Welt machen wird. Es würde beispielsweise etwa 40 Prozent mehr Energie produzieren als die Anaergia-Anlage im kalifornischen Rialto.

Energie für 29.000 Haushalte

Die Anlage in Sollwig soll ausreichend Energie erzeugen, um den Bedarf von etwa 29.000 Haushalten zu decken und gleichzeitig die Menge an Kohlendioxid, die freigesetzt wird, um etwa 70.000 Tonnen pro Jahr zu reduzieren. Die Gesamtkosten dieses Projekts werden voraussichtlich 100 Millionen kanadische Dollar übersteigen, was etwa 516 Millionen Kronen entspricht. Es ist schon im Vorfeld viel Geld vom ursprünglich alleinigen Investor aus Argentinien in das Projekt gesteckt worden. Der ursprüngliche Preis lag bei 600  Millionen Kronen.

Das weltweit agierende Unternehmen geht davon aus, dass das neue Unternehmen eine positive interne Rendite im niedrigen zweistelligen Bereich auf unverschuldeter Vorsteuerbasis erzielen wird.

Durch den Börsengang waren wir in der Lage, die Aktivitäten von Anaergia früher als erwartet auf Skandinavien auszudehnen.

Andrew Benedek, Direktor  und CEO von Anaergia

„Durch den Börsengang waren wir in der Lage, die Aktivitäten von Anaergia früher als erwartet auf Skandinavien auszudehnen. Dieses Projekt entspricht dem Anspruch Dänemarks, eines der klimafreundlichsten Länder der Welt zu werden. Dänemark hat ein Klimagesetz, das darauf abzielt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 70 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken, wobei für 2050 Netto-Null-Emissionen angestrebt werden, und dieses Projekt wird Dänemark dabei helfen, diese Ziele zu erreichen. Unsere Investition in dieses Projekt unterstreicht unser Engagement für die Schaffung neuer Großanlagen, die sich weltweit positiv auf die Umwelt auswirken werden“, sagt Andrew Benedek, geschäftsführende Direktor von Anaergia.

Die Bauarbeiten können beginnen. Der Platz ist aufgeräumt worden. Foto: Envo Group

Anaergia wurde gegründet, um erneuerbare Energie zu produzieren und um eine wichtige Quelle von Treibhausgasen zu eliminieren, indem organische Abfälle mit herstellerspezifische Technologien kostengünstig in Erdgas in Dünger und Wasser umgewandelt werden.

Mit einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz bei der Durchführung weltweit führender Projekte auf vier Kontinenten sei Anaergia einzigartig positioniert, um End-to-End-Lösungen für die Trennverfahren organischer Stoffe aus Abfällen, die Implementierung einer hocheffizienten Vergärung, die Aufbereitung von Biogas, die Herstellung von Düngemitteln und die Reinigung von Wasser anzubieten, erklärt die Firma.

Die Kunden der Firma kommen aus der Industrie, die Haushaltsabfälle, kommunales Abwasser, Landwirtschaft und Lebensmittel zu Energie verarbeiten. In jedem dieser Märkte habe man viele erfolgreiche Werke gebaut, darunter einige der größten der Welt, heißt es in einer Pressemitteilung von Anaergia. Man besitze und betreibe einige der von ihr gebauten Anlagen und betreibe auch Werke, die sich im Besitz der Kunden befinden.

 

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