Demokratiefestival

Folkemøde-Neulinge aus Nordschleswig: Spannend und unübersichtlich

Folkemøde-Neulinge aus Nordschleswig: Spannend und unübersichtlich

Folkemøde-Neulinge: Spannend und unübersichtlich

Allinge/Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Jørgen Popp Petersen und Sofie Knauer waren das erste Mal beim Folkemøde auf Bornholm. Foto: Walter Turnowsky

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Sowohl der Tonderner Bürgermeister Jørgen Popp Petersen als auch die zweite Vorsitzende der Europäischen Jugend, Sofie Knauer, waren zum ersten Mal beim Demokratiefestival auf Bornholm. Sie haben somit einen kleinen Beitrag dazu geleistet, dass es einen neuen Publikumsrekord aufstellen konnte.

Ein Kollege kommt auf den Tonderner Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (SP) zu: „Weißt du, wo G27 ist?“ Zum Glück ist es gleich um die Ecke; der andere Politiker schafft es noch rechtzeitig zu der Diskussion, die er sehen möchte.

Die mehr als 200 Bühnen, Zelte und Schiffe sind auf ganz Allinge verteilt. Fast die gesamte Stadt ist Festivalgelände, dass in Bereich von A bis K eingeteilt. Da ist man als Besuchender gefordert, zumal wenn man das erste Mal hier ist.

Es ist toll, es ist viel und es ist auch etwas überwältigend.

Sofie Knauer

„Es ist ein sehr gutes Erlebnis. Es sind sehr viele Leute, auch sehr viele Kolleginnen und Kollegen aus sowohl der kommunalen als auch der Landespolitik, sehr viele relevante Themen. Aber man muss sich einen Überblick verschaffen, weil es ein enormes Angebot gibt. Da muss man aufpassen, dass man nicht im Kreis läuft und überhaupt nichts mitbekommt“, so Popp.

Kaum zu schaffen

Auch die gebürtige Apenraderin Sofie Knauer ist Neuling beim Folkemøde.

„Es ist toll, es ist viel und es ist auch etwas überwältigend. Es ist so viel, dass man das Gefühl hat, man muss das, und das sehen, aber man kann nicht alles schaffen. Deshalb läuft man manchmal etwas planlos herum. Aber es ist ganz fantastisch, auch wenn ich wohl morgen (Sonntag, Red.) ein paar Stunden schlafen muss, wenn ich nach Hause komme“, beschreibt sie ihren Eindruck.

Das Folkemøde verzeichnete in diesem Jahr einen neuen Publikumsrekord. Foto: Walter Turnowsky

Von EU bis Satire

Als zweite Vorsitzende der Europäischen Jugend ist Knauer an der Planung und Koordination eigener Veranstaltungen beteiligt. Sie hatte gehofft, nach dem ersten hektischen Tag, mehr Zeit zu haben, Debatten und Events zu besuchen.

„Ich habe nicht so viel gesehen, wie ich gehofft hatte“, sagt sie nach der letzten Veranstaltung der Europäischen Jugend: eine Diskussion mit den jungen Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahlen zum Europaparlament im kommenden Jahr.

Man kann sagen, das ist Demokratie pur.

Jørgen Popp Petersen

Einiges hat Knauer dennoch geschafft: „Ich war im Zelt des Europaparlamentes zu einer Debatte über die Textilindustrie und EU-Verordnungen. Das war überraschend spannend. Die Satiregruppe „Magt“ habe ich auch geschafft. Es gab also durchaus die Möglichkeit, etwas zu sehen und zwischendurch auch ein wenig Pause zu machen.“

Dem Tonderner Bürgermeister sagt der Grundgedanke des Demokratiefestivals zu.

„Mir gefällt das Folkemøde seht gut. Man kann sagen, das ist Demokratie pur. Die Ministerinnen und Minister laufen mitten unter den Leuten umher. Es freut mich, dass man viele junge Leute sieht. Ich finde es ist aus demokratischer Sicht ein wirklich gutes Konzept.“

Mehr jugendliches Publikum

Seit dem vergangenen Jahr machen die Veranstalterinnen und Veranstalter einen extra Einsatz, um junge Menschen anzulocken. Ein eigenes Jugendcamp soll die Teilnahme einigermaßen erschwinglich machen. Das Ticket gibt es im Paket inklusive Transport für 539 Kronen von Kopenhagen aus und für 599 Kronen, wenn man aus Jütland kommt.  

„Ich habe Leute getroffen, mit denen ich studiere. Die sind einfach mit ihren Freunden da, haben das Jugendticket gekauft, sich ein Zelt besorgt und sind hergefahren. Ich habe schon den Eindruck, dass jungen Menschen daran interessiert sind, herzukommen. Wo ich hinschaue, sehe ich jung wie alt“, so Knauer.

Popp meint, dass die Debatten auf Bornholm einen anderen Charakter haben als im politischen Alltagsgeschäft.

„Hier herrscht eine lockere Atmosphäre, und man kann sich erlauben, ein bisschen mehr zu provozieren und auch mal eine nicht ganz politisch korrekte Antwort zu geben.“

Spontaner Tanz am Freitagabend Foto: Walter Turnowsky

Kritik der hohen Preise

Am Donnerstag haben 27.000 Menschen das Folkemøde besucht, am Freitag waren es 44.000 und am Sonnabend 42.000. Damit hat die Gesamtzahl der Besuche den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2019 überboten. Dennoch hat die Veranstaltung immer noch bei einigen den Ruf, eine Zusammenkunft der politischen und wirtschaftlichen Elite zu sein.

„Mein Eindruck ist nicht, dass es eine Elitenversammlung ist, sondern im Gegenteil: Die meisten laufen in Shorts und Badelatschen herum, weil es so warm ist. Hier sind alle möglichen Leute dabei. Was man natürlich kritisieren kann, ist, dass es sehr teuer ist. Wir haben ein Camp, das bezahlbar ist, aber alles, was Essen und Kaffee angeht, ist enorm teuer“, meint Knauer.

Dem Folkemøde ist dieses Problem durchaus bewusst, vor allem auch die Tatsache, dass die Übernachtungspreise in und um Allinge in den Tagen des Folkemødes zum Teil deutlich über den Preis für die Hochsaison. Der Direktor des Folkemødes, Peter Christiansen, sagt zu „Bornholms Tidende“ man müsse diskutieren, was man gegen die hohen Preise unternehmen könne.

Mehr lesen