Gewerkschaft deckt Lohndumping auf

200 Philippiner: 3F deckt Lager in Pattburg auf

200 Philippiner: 3F deckt Lager in Pattburg auf

200 Philippiner: 3F deckt Lager in Pattburg auf

swa/kjt/Ritzau
Pattburg/Padborg
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Die Gewerkschaft 3F hat Fotos von den Verhältnissen im Lager gemacht. Gekocht wird spartanisch auf Gasbrennern im Freien. Foto: Privat / Ritzau

Drei Monate lang recherchierte die Gewerkschaft 3F im Verborgenen, am Montag ging man an die Öffentlichkeit: Auf einem Gelände in Pattburg sollen philippinische Lkw-Fahrer als Billiglöhner in einem Lager hausen.

  • Das EU-Parlament hat sich im Mai 2018 auf eine Reform der europäischen Entsenderichtlinie geeinigt. Die neue Richtlinie sieht vor, dass ins Ausland entsandte Arbeitnehmer den gleichen Lohn bekommen und unter den gleichen Bedingungen arbeiten wie einheimische Kollegen. Entsendungen sind künftig auf ein Jahr beschränkt - mit der Möglichkeit einer Ausweitung auf 18 Monate. Die Mitgliedstaaten müssen die neuen Regeln bis Mitte 2020 umsetzen.

 

  • Beim Speditionsgewerbe gelten vorerst weiterhin die Regeln der alten EU-Entsenderichtlinie. Neue Regelungen sollen zu einem späteren Zeitpunkt in einer Reform einer EU-Richtlinie zum Transportsektor festgehalten werden. Lkw-Fahrer werden von den neuen EU-Entsenderichtlinien vorerst und absehbar nichts haben.

Auf einem Gelände des Fuhrunternehmers Kurt Beier Transport A/S in Pattburg sollen bis zu 200 philippinische Lkw-Fahrer unter unwürdigen Bedingungen in einem Lager leben und für rund 15 Kronen Arbeitslohn pro Stunde Schichten schieben.

„Was wir hier gesehen haben, ist schockierend“, sagt Kim Brandt, Vorsitzender von 3F Aabenraa. Der Gewerkschafter hat das Lager im Zuge der Untersuchung aufgesucht, mit Betroffenen Arbeitern gesprochen, von den üblen Verhältnissen gehört. Kochen im Freien, eisige Nächte, schlafen auf Matratzen auf dem kalten Boden. Illegal sind die Verhältnisse offenbar nicht. Die Billiglöhner sind über eine Tochterfirma in Polen angestellt, mit polnischer Arbeitsgenehmigung werden die Billigkräfte ins Grenzland gekarrt.

Fotos und Videos vom Arbeiterslum

Der Bericht in der Zeitung der Gewerkschaft 3F liest sich wie eine Schauergeschichte. Das Fuhrunternehmen Kurt Beier mit Niederlassung in Pattburg soll demnach philippinischen Fahrern Dumpinglöhne zahlen und unter menschenunwürdigen Verhältnissen hausen lassen. Von slumähnlichen Zuständen ist in dem Beitrag unter Berufung auf betroffene philippinische Fahrer die Rede. Untermauert werden die Vorwürfe mit Fotos und Filmsequenzen von den Unterkünften.

EU macht es möglich: 15 Kronen Stundenlohn

Einige philippinische Fahrer geben gegenüber 3F an, dass sie oft zu zweit 18 Stunden im Lastwagen unterwegs sind. Der eine fährt innerhalb von neun Stunden, während der andere auf dem Beifahrersitz sitzt. Der Lohn liegt laut 3F bei gerade einmal 6.800 Kronen im Monat. „Sie bekommen ungefähr zwei Euro pro Stunde. Das entspricht etwa 15 Kronen“, sagt Kim Brandt, Vorsitzender von 3F in Apenrade.

Europäische Gesetzeslücke

Das Fuhrunternehmen Beier nutzt eine Lücke im Gesetz aus. Die philippinischen Fahrer sind bei einer polnischen Tochtergesellschaft angestellt und verfügen über eine Aufenthaltsgenehmigung und eine Arbeitserlaubnis, ausgestellt von polnischen Behörden. Mit der Arbeitserlaubnis dürfen die Philippiner auch in Ländern außerhalb Polens, wie etwa Dänemark arbeiten.


 

„Ist das die EU, die wir wollen? Können wir solche Lager akzeptieren? Moralisch ist das sehr, sehr unklug, denn hier zeigt sich die hässliche Seite des Kapitals."

Kim Brandt
Leben auf engstem Raum und unter kargen Verhältnissen: 3F hat die Zustände vor Ort fotografiert und gefilmt. Foto: Privat / Ritzau
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