Deutsche Minderheit

Die lange Suche nach der neuen Pastorin für Hadersleben

Die lange Such nach der neuen Pastorin für Hadersleben

Die lange Suche nach der neuen Pastorin für Hadersleben

Hadersleben/Haderslev
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Claes Fuglsang (l.), Pastorin Bettina Sender und Piet Schwarzenberger freuen sich auf die kommende Zusammenarbeit. Die Suche nach der neuen Pastorin hatte aber länger gedauert als zunächst angenommen. Foto: Ute Levisen

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Vergangenes Jahr verabschiedete der deutsche Teil der Haderslebener Domgemeinde seine Pastorin­­– daraufhin folgte eine Zeit der Ungewissheit. Wer wird die Nachfolge übernehmen?  Für Piet Schwarzenberger und Claes Fuglsang vom Domgemeinderat eine Zeit mit vielen Gesprächen, des Dazulernens und Erkenntnissen. Nun steht die Nachfolge fest – und die beiden Männer lassen im Interview die Zeit Revue passieren. 

Piet Schwarzenberger und Claes Fuglsang strahlen um die Wette. Ende November konnten sie endlich die guten Nachrichten der Öffentlichkeit verkünden: Bettina Sender kommt nach Hadersleben und übernimmt die Nachfolge von Christa Hansen.

Doch der Weg war lang ­und laut Aussage der beiden Männer auch mit viel Hoch und Tiefs verbunden. Mit der Wahl der neuen Pastorin sind beide sehr zufrieden, doch der Weg dorthin ist auch erzählenswert, wie die beiden Nordschleswiger im Interview beweisen.

 

Bis Piet Schwarzenberger und Claes Fuglsang die neue Pastorin samt Ehemann in der Domkirche willkommen heißen konnten, hat es eine Weile gedauert. Foto: Ute Levisen

Die große Suche nach der Nachfolge 

„Wir haben sehr viel in diesem Jahr gelernt“, stellt Piet Schwarzenberger direkt am Anfang des Interviews fest. Schwarzenberger als Gemeinderatsmitglied in der Domgemeinde, und Claes Fuglsang als Gemeinderatsmitglied in Alt-Hadersleben waren die treibenden Kräfte, die seit vergangenem Jahr im Hintergrund nach einer Nachfolge für Christa Hansen bemühten. Eine Mammutaufgabe, wenn man die Beliebtheit der Pastorin bei den Menschen in der Gemeinde berücksichtigt. 

Doch Fuglsang und Schwarzenberger startenden zunächst hoffnungsvoll in den Suchprozess: „Wir hatten die Hoffnung, dass uns die Leute gewissermaßen die Bude einrennen“, erinnert sich Piet Schwarzenberger lachend  ­– doch die Ernüchterung kommt schneller als gedacht: Die Stelle ist herausfordernd, benötigt eine Person, die weitestgehend zwischen den beiden Kulturen ­– deutsch und dänisch­ – jonglieren kann. Der große Ansturm blieb aus. 

Mit Ruhe zum Erfolg 

Piet Schwarzenberger zog daraus Schlüsse:  „Die wohl wichtigste Erkenntnis in dem mehrmaligen Ausschreibungsverfahren war, dass die ‚klassische‘ Bewerbungsfrist von bis zu drei Wochen auf Bewerberseite nicht ausreicht, um insbesondere mit Angehörigen eine so schwerwiegende und weitreichende Entscheidung wie einen Umzug in ein anderes Land zu besprechen, vorauszudenken oder gar zu beschließen.“

Die Handlung folgte: In einem gemeinsamen Brief an die „Pastorinnen und Pastoren in (Nord-)Deutschland und Skandinavien adressierten die beiden Kirchenvertreter Schwarzenberger und Fuglsang, sowie Torben H. Andersen (Dompropst der Propstei Hadersleben) und Marianne Christiansen (Bischöfin des Bistums Hadersleben) die Stelle an potenzielle Frauen und Männer  ­–  und ermöglichten den Menschen zeitgleich, sich über die Stelle zu informieren und ihre Entscheidung ohne Zeitdruck durchdenken zu können. Ein Erfolgsprinzip findet Piet Schwarzenberger: „Dieses Verfahren würden wir in Zukunft sicher schon vor der ersten Ausschreibungsrunde anwenden.“

Wir haben nach jemandem gesucht, der kulturell einfühlsam ist

Piet Schwarzenberger

Wer möchte in die Domstadt ziehen? 

„Eigentlich ist die Kombination der Gegebenheiten ideal; ­wenig Fahrerei, geografisch attraktiv, eine herzliche Stadtgemeinde samt schöner Kirche und tollem Pfarrhaus“, schwärmt Piet Schwarzenberger.

Doch die Anforderungen an die perfekte Bewerberin oder den perfekten Bewerber waren groß: „Wir haben nach jemandem gesucht, der kulturell einfühlsam ist“, so der Haderslebener. Auch das Beherrschen der dänischen Sprache war ein Punktpunkt, doch das kulturelle Verständnis der Grenzregion war für die beiden ausschlaggebender. 

Denn auf die zukünftige Pastorin kommt auch Arbeit mit ihren dänischen Kolleginnen und Kollegen zu: „Bettina Sender wird nicht nur den deutschen Gemeindeteil betreuen, sondern auch Netzwerke pflegen, etwa zur Partnergemeinde in Wittenberg, der dänischen Bischöfin zuarbeiten und zu Pastorentreffen in Dänemark reisen“, erzählt Fuglsang. Deswegen suchten die Männer vordergründig jemanden, der auch Kontakte im weiteren Sinne pflegen kann, wie sie verraten. 

 

Piet Schwarzenberger freut sich, dass die Suche nach der Nachfolge erfolgreich war. Foto: Ute Levisen

Wer kann Seelsorge? 

Und nicht nur der Zusammenarbeit dem dänischen Teil der Domgemeinde stellt Herausforderungen an die neue Pastorin Bettina Sender. Denn auch die Menschen in der Gemeinde haben ganz genaue Vorstellung, was die Nachfolge betrifft. Und diese wünschten sich primär eine Person, die „Seelsorge kann“, wie Schwarzenberger verrät: „Wir haben uns natürlich auch bei den Frauen und Männern der Gemeinde umgehört, was sie sich von der Nachfolgerin oder dem Nachfolger wünschen. Seelsorge war da ein immer wieder aufkommendes Thema.“ 

In den insgesamt sechs verschiedenen Gesprächen, die Claes Fuglsang und Piet Schwarzenberger mit unterschiedlichen Bewerberinnen und Bewerbern führten, stellten sie deswegen das Thema Seelsorge in den Mittelpunkt. Grund für die hohe Nachfrage an Seelsorge sei das „höhere Durchschnittsalter“ der Gemeinde, verraten die Männer. 

Claes Fuglsang ist froh, mit Bettina Sender eine eloquente und passende Nachfolge gefunden zu haben. Foto: Ute Levisen

Pfarrhaus bald wieder bewohnt 

Bei den Vorgesprächen mit den Bewerberinnen und Bewerbern wurde schnell klar: Alle sind fachlich absolut geeignet. Doch Claes Fuglsang erinnert sich: „Wir haben uns dann die Randbedingungen angesehen. Und da hat es bei Bettina Sender einfach gepasst.“ 

Mit Randbedingungen ist etwa der Nachzug von Familie gemeint. Denn das Pfarrhaus muss den Familienumständen auch gerecht werden, weiß Piet Schwarzenberger: „Da kamen solche Sachen auf uns zu wie: Kann eine Großfamilie einziehen oder stimmen die gegebenen Umstände auch für die Familie?“

Bei Bettina Sender, die Mutter von vier erwachsenen Kindern ist, passte das Pfarrhaus perfekt. Sie kommt mit ihrem Ehemann und ihrer jüngsten Tochter nach Hadersleben. 

Die drei werden auch in Zukunft zusammenarbeiten. Foto: Ute Levisen

Ein Jahr mit Auf und Ab's 

Piet Schwarzenberger und Claes Fuglsang schauen auf ein spannendes und lehrreiches Jahr zurück. Die Suche nach der Nachfolge war mühsam und teils herausfordernd, die Zusammenarbeit war es nie: „Wir hatten immer eine klare Einstimmigkeit bei allen Entscheidungen, die wir getroffen haben. Piet und ich haben viel Kontakt gehabt und immer ehrlich miteinander kommuniziert. Auch bei Dingen, wo wir uns erstmals uneinig waren“, verrät Fuglsang. Die beiden sind vor allem auch dankbar, dass ihnen die Entscheidungsrolle zugetraut worden ist. Auch wenn die endgültige Entscheidung formell beim Kirchenministerium lag. 

Bettina Sender beginnt ihre neue Stelle am 1. Januar 2024. Im Interview mit dem „Nordschleswiger“, das am 27.Dezember erscheint, verrät die Norddeutsche, was sie nach Hadersleben bringt, wer sie begleitet und warum der deutsche Teil der Domgemeinde vielleicht über ein weiteres, neues Gesicht freuen kann. 

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