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ECMI nimmt deutsche und dänische Minderheit unter die Lupe
ECMI nimmt deutsche und dänische Minderheit unter die Lupe
ECMI nimmt deutsche und dänische Minderheit unter die Lupe

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Expertin oder Experte gesucht: Das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen in Flensburg will die Situation im Grenzland genauer erforschen – und baut dafür eine neue Einheit auf. Der Kommunikationschef der deutschen Minderheit verspricht sich neue Erkenntnisse.
In Flensburg wird sich ab dem September eine eigene Forschungseinheit nur mit dem Thema „deutsch-dänische Minderheitenfragen“ befassen. Für die Leitung der geplanten Einheit wird jetzt nach einer Wissenschaftlerin oder einem Wissenschaftler gesucht, teilt das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen (ECMI) mit.
Das ECMI hat seit seiner Gründung 1996 den Auftrag, zum Thema Minderheitenfragen nicht nur zu forschen – sondern auch aktiv zu beraten.
Als ein internationales Vorbild in Minderheitenfragen gilt seit den Bonn-Kopenhagener Erklärungen die Entwicklung im deutsch-dänischen Grenzland. Best-Practice-Beispiele, wie Konflikten in Minderheitenregionen vorgebeugt werden kann, wurden auch bisher von den Forscherinnen und Forschern am ECMI hier ermittelt und im Ausland promoviert.

„Positive Minderheiten-Mehrheiten-Situation“ in die Welt tragen
Nun soll der nächste Schritt folgen. Eine Forschungseinheit, die sich ausschließlich mit deutsch-dänischen Minderheitenfragen befasst.
„Der Grundgedanke des ECMI war schon immer, die positive Minderheiten-Mehrheiten-Situation an der deutsch-dänischen Grenze in die Welt bzw. nach Europa hinauszutragen“, sagt ECMI-Direktor Vello Pettai dem „Nordschleswiger“.
Doch in den vergangenen Jahren habe sich im hiesigen Grenzland „enorm viel getan“, so der amerikanisch-estnische Wissenschaftler. Minderheiten werden heute, heißt es in einem ECMI-Text zur neuen Forschungseinheit, „selbst zu sozialen Magneten, sei es durch Modelle für zweisprachige Bildung, ethnischen Tourismus oder soziale Integration“.
Wie verletzlich sind Minderheiten bei internationalen Krisen?
Noch im Laufe dieses Jahres soll damit begonnen werden, Workshops und Veranstaltungen zum Thema vorzubereiten.
Dabei könnte es auch darum gehen, wie fragil der Platz der Minderheiten in der Region ist, wenn „externe Schocks“ wie die Covid-19-Pandemie das grenzüberschreitende Leben tiefgreifend einschränken.
Hallmann: Wertvolle Forschung für Nordschleswig – und Osteuropa
„Wir freuen uns sehr, dass das ECMI nun auch einen forschenden Blick auf die Minderheiten in der Region werfen wird. Ich denke, dass die Einblicke und Erkenntnisse sehr nützlich sein können, unter anderem für die praktische Arbeit des ECMI mit Minderheiten in Osteuropa“, sagt Harro Hallmann, Kommunikationschef des Dachverbandes der deutschen Minderheit in Dänemark (Bund Deutscher Nordschleswiger) und Leiter des Kopenhagener Sekretariats der deutschen Minderheit.
„Es gib viele Fragen die Minderheiten betreffend, die noch nicht ausreichend beleuchtet sind. Nicht, dass Minderheiten an ihrem Nutzen für die Gesellschaft gemessen werden sollen, aber es wäre dennoch interessant zu quantifizieren, was zum Beispiel die Brückenfunktion und die Sprachkenntnisse der Minderheiten den beiden Nachbarländern an Vorteilen bringen“, so Hallmann auf die Frage, welche Bedeutung die Forschungseinheit für die deutsche Minderheit im Grenzland bekommen könnte.
Die Stellenausschreibung des ECMI, in englischer Sprache, ist hier zu sehen.