Kommunalpolitik

Ein Jahr nach der Wahl: Kurt Asmussen ist in der Politik angekommen

Kurt Asmussen ist in der Politik angekommen

Kurt Asmussen ist in der Politik angekommen

Apenrade/Aabenraa
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Kurt Asmussen vor dem Rathaus in Apenrade Foto: kjt

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Er erzielte als politischer Neueinsteiger ein Traumergebnis. Vor einem Jahr wurde Kurt Asmussen als Vertreter der Schleswigschen Partei in den Apenrader Stadtrat gewählt. Vieles war für den 38-Jährigen neu, und das politische Amt musste mit dem Familienleben abgestimmt werden. Das hat bislang ganz gut geklappt, sagt er im Interview.

Er kam, sah und siegte als neuer Kandidat der Schleswigschen Partei: Kurt Asmussen aus Pepersmark (Pebersmark) trat bei der Kommunalwahl im November 2021 in Apenrade (Aabenraa) zum ersten Mal an und schaffte als Debütant mit einem Rekordergebnis von über 500 Stimmen an der Seite von SP-Routinier Erwin Andresen den Einzug in den Stadtrat.

Es ist ein Jahr her, dass der 38-Jährige als Vertreter des nicht mehr angetretenen Kurt Andresen aus Nolde gewählt wurde.

Das gute Ergebnis war ein schönes Geburtstagsgeschenk. Asmussen hatte am Wahltag, am 16. November, Geburtstag.

Wie liefen die ersten Wochen nach der Wahl. Was stand im Vordergrund?

„Gleich nach der Wahl stand erst einmal die Konstituierung im Mittelpunkt. Bis zum offiziellen Start des neuen Stadtrats am 1. Januar ging es dann noch nicht um politische Entscheidungen. Ich habe mir von Anfang an vorgenommen, dass ich es nehme, wie es kommt. Ich wusste, dass es eine Herausforderung ist, sich in die Arbeit und die politischen Themen einzuarbeiten. Am Anfang ging es in erster Linie darum, Dinge aus der vorherigen Legislaturperiode abzuarbeiten“, so Kurt Asmussen, der für die SP im Kulturausschuss und im Ausschuss für Technik, Planung und Landdistrikte sitzt. Im Letztgenannten ist er stellvertretender Vorsitzender.

Wichtige Infos von SP-Kollege Andresen

Bei der Einarbeitungszeit habe er viel von Erwin Andresen profitieren können, der schon lange in der Kommunalpolitik aktiv ist.

„An der Seite von Erwin im Stadtrat zu sein, war vor allem in der Anfangszeit ein Riesenvorteil. Dank ihm habe ich, ohne extrem viel recherchieren zu müssen, genaue Einblicke bekommen. Auch in Sachverhalte, die schon lange zurückliegen, wie die Krusauer Wassermühle, um nur ein Beispiel zu nennen“, so Asmussen.

Kurt Asmussen hat sich in den politischen Alltag als Stadtratsmitglied eingelebt. Foto: kjt

 

Was hat sich mit dem Einzug in den Stadtrat familiär getan, und wie bringst du dein politisches Amt mit Familien- und Berufsleben unter einen Hut?

„Es war erst einmal eine große Herausforderung, dass wir im Februar noch ein Kind bekommen haben. Da hatte die politische Arbeit ja gerade Fahrt aufgenommen. Wir mussten organisatorisch vieles abstimmen, da ich viel unterwegs sein werde, auch abends. Im Februar war es schwierig, wir haben uns aber gut organisiert, und mittlerweile läuft es unproblematisch“, so der dreifache Vater, der auf dem Familienhof in Pepersmark eine Schweinezucht- und Futterversuchsstation („Livestock Feed Tests“) betreibt.

Der Agrartechnologe richtet dabei ein großes Lob an seine Frau Sarah, die einen Doktortitel hat und neben der Rolle als Mutter an der Futtermittelforschung des Pepersmarker Betriebs mitwirkt.

Rückendeckung

Seine Frau unterstütze ihn und zeige Verständnis für die vielen Termine und Aufgaben, die die politische Arbeit mit sich bringt.

„Wenn man solch eine Unterstützung von zu Hause nicht hätte, wäre es hoffnungslos“, sagt der Familienvater.

Für den Betrieb habe er einen Landwirt im Ruhestand aus Deutschland als Aushilfe gewinnen können.

„Zu den Stoßzeiten kann ich auf ihn zurückgreifen. Ansonsten schaffe ich es allein.“

Wie erlebst du das Arbeiten und das Miteinander in den Ausschüssen und im Stadtrat? Wie ist die Stimmung?

„Im Ausschuss Planung und Technik, in dem zum Teil große Entscheidungen für die Kommune getroffen werden, geht es schon mal heiß her, und wir sind nicht immer einer Meinung. Es hält sich aber alles im Rahmen. Keiner ist bislang so richtig ausgeschert. Man hat schon das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen“, so die Einschätzung des politischen Neueinsteigers.

„Im Kulturausschuss haben sich anfängliche Unstimmigkeiten auch gelegt, und wir stimmen bei Entscheidungen oft überein.“

Noch fliegen nicht die Fetzen

„Was den Stadtrat betrifft, war ich gespannt, ob dort so richtig die Fetzen fliegen. Ich finde, das ist bislang nicht der Fall gewesen. Kritik und die eine und andere Stichelei gibt es schon, das gehört aber dazu“, sagt Asmussen, der selbst für ein dickes Fell bekannt ist.

Kurt Asmussen interessiert sich sehr für Lokalpolitik und kommt mit Bürgerinnen und Bürgern gern ins Gespräch (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Erwin Andresen und dem SP-Hinterland?

„Ich finde, sehr gut. Erwin und ich stimmen uns in neun von zehn Fällen genau ab und sind uns in der Regel immer einig. Knackpunkt, auch im SP-Lager, ist wohl die grüne Umstellung. Bei der Umsetzung gibt es geteilte Meinungen. Während die einen am liebsten sofort ganz viele Maßnahmen für regenerative Energiegewinnung in Gang setzen würden, wie Solarfelder, bin ich da etwas zurückhaltender.“

Er vermisse eine genaue Konsequenzanalyse für Vorhaben, bei denen zum Teil eine Genehmigung für mehrere 100 Hektar gewünscht wird.

Er scheue sich nicht, unpopuläre Entscheidungen bei solchen großen Projekten zu treffen, „es muss aber auf einer fundierten Grundlage stehen“.

Den Politikern und auch der Verwaltung fehle es noch an Wissen und Kompetenzen, so seine Einschätzung.

Dieses Know-how sei nicht zuletzt wegen eines seiner politischen Steckenpferde wichtig: gute Wohn- und Lebensbedingungen im ländlichen Raum. 

Das richtige Maß finden

Dieses Ziel und die Ausbreitung von Energieprojekten gelte es, in Einklang zu bringen. Das gehe nur, wenn ein angemessenes Maß gefunden wird, so die Ansicht des Pepersmarkers.

Grundlagenwissen sei generell eine wichtige Voraussetzung für politische Entscheidungen. Manchmal müsse man dabei auf Expertise von außen zurückgreifen.

„Im Kulturausschuss haben wir unter anderem die Firma ‘Rambøl’ beauftragt, für alle Sporthallen einen Überblick über mögliche Energieoptimierung zu geben. Die Fakten sind für den politischen Entscheidungsprozess immens wichtig“, so Asmussen.

Das Tablet ist das wichtigste Arbeits- und Kommunikationsgerät von Kurt Asmussen. Zu diesem Apparat werden unter anderem Ausschussmaterial und wichtige interne Informationen geschickt. Foto: kjt

Was waren in deinen Ausschüssen und im Stadtrat weitere Themen, die in den Vordergrund rückten.

„Ein besonders wichtiges Thema im Kulturausschuss ist die Neuausrichtung des Kulturbetriebs ‘Aabenraa live’.  Ziel ist es, das Kultur- und Konzertangebot künftig nicht zu sehr auf Apenrade zu konzentrieren, sondern auf alle Ortschaften der Kommune auszuweiten.“

Diese Ausrichtung ist ganz im Sinne von „Landei“ Asmussen.

Im Sommer war er als Vorsitzender des Renzer Ortsvereins „Rens Egnsråd“ in Zusammenarbeit mit „Aabenraa live“ noch selbst Konzertinitiator, als auf dem Gelände des ehemaligen Gendarmenhofs zu einem Konzert mit der nordschleswigschen Sängerin Rikke Thomsen eingeladen wurde. Etwa 500 Zuhörerinnen und Zuhörer kamen.

Es zeige, dass auf dem Land kulturell durchaus etwas geht, so Kurt Asmussen. Gestützt auf diese Erfahrung, hoffe er, als Stadtratsvertreter in den Vorstand von „Aabenraa live“ zu kommen.

Ausreichend Wohnangebot, insbesondere auch für Seniorinnen und Senioren, die Ortserneuerungen und der Apenrader Hafen stehen darüber hinaus im politischen Fokus.

Wirtschaft im Auge behalten

Zuzug und Wohnen auf dem Land einerseits und die grüne Umstellung andererseits bleiben für Kurt Asmussen aber die Hauptthemen der kommenden drei Jahre Stadtratsarbeit.

Man müsse dabei die Wirtschaft im Auge behalten und den Betrieben unter die Arme greifen.

Wieder verweist Asmussen auf ein angemessenes Maß bei der grünen Umstellung. Zu viel dürfe nicht eingefordert werden.

„Es geht schließlich um die Existenz von Unternehmen und Betrieben und letztlich um Arbeitsplätze.“

Was war für dich in den vergangenen zwölf Monaten besonders positiv, und was war negativ?

„Positiv war und ist für mich, dass Erwin und ich als SP-Vertreter ernst genommen werden. Das zeigte sich unter anderem bei den Haushaltsverhandlungen, als alle unsere Punkte angenommen wurden. Negatives kommt mir gerade nicht in den Sinn. Es hat auf jeden Fall nichts gegeben, das mir schlaflose Nächte bereitet hat“, so Asmussen mit einem Schmunzeln und mit der Hoffnung, dass es in den kommenden drei Jahren bis zur nächsten Wahl so bleibt.

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