Kommunalwahl 2021

Lokalpatriot mit Blick über die Grenzen

Lokalpatriot mit Blick über die Grenzen

Lokalpatriot mit Blick über die Grenzen

Pepersmark/Pebersmark
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Kurt Asmussen kandidiert bei der Kommunalwahl für die Schleswigsche Partei. Foto: Karin Riggelsen

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Nach einem längeren beruflichen Abstecher nach Ostdeutschland ist der Pepersmarker Kurt Asmussen in seine Heimat zurückgekehrt. Diese ländliche Heimat wie auch andere „Randgebiete“ sollten seiner Ansicht nach besser unterstützt werden. Dieses Ziel hat den 36-Jährigen bewogen, bei der Kommunalwahl für die Schleswigsche Partei zu kandidieren.

Rund zehn Jahre lebte der Pepersmarker Kurt Asmussen in Ostdeutschland, wo er einen landwirtschaftlichen Betrieb aufbaute. Vor zwei Jahren kehrte er nach Nordschleswig zurück und übernahm den Hof seiner Eltern.

Dort betreibt er in Zusammenarbeit mit seiner Frau, Dr. Sarah Asmussen, die Schweinezucht- und Futtermittelentwicklungsfirma „Livestock Feed Tests“. Das Paar hat zwei kleine Kinder, und Sarah Asmussen erwartet bald das dritte Kind.

Nach der Rückkehr in die Politik

Kaum wieder zu Hause in Pepersmark, suchte Kurt Asmussen den Weg in die Lokalpolitik und stellte sich als einer der vier Spitzenkandidaten der Schleswigschen Partei (SP) für die Kommunalwahl in Apenrade (Aabenraa) zur Verfügung.

Was war der Beweggrund?

„Ich bin lokal sehr verankert, und mein Bezugspunkt ist der Raum Renz. Ich bin auch nostalgisch, und es beschäftigte mich, dass es in jüngster Zeit hier nicht gut gelaufen ist. Zum Glück hat sich die Ausgangslage der Deutschen Schule Buhrkall mit gestiegener Schülerzahl verbessert. Ich habe mit Kurt gesprochen (Kurt Andresen, scheidendes SP-Stadtratsmitglied, red. Anm.) und ihn gefragt, welchen Einfluss man als Politiker auf die Bedingungen im ländlichen Raum hat und ob man etwas erreichen kann. Durch seine  Rückmeldungen haben ich mich entschlossen, politisch aktiv zu werden“, so Kurt Asmussen in seinem neuen „alten“ Zuhause am Pepersmarkvej.

Er engagiert sich im Dörferverein „Rens Egnsråd“ und im noch größeren Verbund „Ålandet“. Beides Gremien, die um eine positive Entwicklung bemüht sind.

 

Kurt Asmussen sucht in seinem Umfeld gern den Dialog. Foto: Karin Riggelsen

Dass Kurt Andresen aus Nolde bei Bülderup (Bylderup) nicht wieder kandidiert und der Großraum Bülderup generell nicht mit politischen Vertretern gesegnet ist, sei ebenfalls ein Grund für die Kandidatur gewesen.

Ländlichen Raum politisch vertreten

„Neben der SP ist ja nur noch Kirsten Nørgaard Christensen (Venstre, red. Anm.) von hier als Kandidatin dabei“, so Asmussen.

Bei der Stärkung der Landdistrikte als sein zentrales Steckenpferd hält er es für wichtig, dass alle Gebiete politisch vertreten sind. Wenn er auch ein Hauptaugenmerk auf das westliche Einzugsgebiet hat, gehe es um eine generelle Strategie, um eine Art Blaupause, mit der eine positive Entwicklung im ländlichen Raum der Kommune vorangetrieben wird, so der 36-Jährige.

Wie kann die positive Entwicklung gelingen?

Für Asmussen sind der politische Wille und die Rahmenbedingungen der Schlüssel.

„Es ist ja hinlänglich bekannt, dass ich meinen Blick zur deutschen Nachbargemeinde Ladelund gerichtet habe und mich mit dem dortigen Bürgermeister Lutz Martensen austausche. Ladelund ist ein gutes Beispiel dafür, wie man Abwanderung entgegenwirken und was man erreichen kann, wenn man das Problem an der Wurzel packt“, sagt Asmussen in Anlehnung an die eindrucksvolle Entwicklung der Nachbargemeinde.

Stehen im engen Kontakt und tauschen sich in Sachen regionale Entwicklung aus: Kurt Asmussen (l.) und Ladelunds Bürgermeister Lutz Martensen (Archivfoto). Foto: Anke Haagensen

Ladelund verzeichnet viele Zuzügler, hat einen gut funktionierenden Kindergarten, hat für Baugebiete gesorgt und Angebote geschaffen, die Leute ansprechen.

Das müsse in der Kommune Apenrade auch das Ziel für den ländlichen Raum und nicht nur für größere Orte sein, meint der Pepersmarker.

Ein Kindergarten wird gebraucht

Er verfolgt dabei ein ehrgeiziges Ziel. „Wir brauchen in Renz wieder einen Kindergarten. Es gab mal einen deutschen und einen dänischen. Wenn man Familien ansiedeln möchte, kommt man an Einrichtungen in der Nähe nicht vorbei. Es muss zudem unkompliziert sein, wenn jemand bauen möchte. Hier gibt es einfach noch zu viele Hürden“, betont der 36-Jährige, der diesbezüglich an schnellere Sachbearbeitung, Anpassung von Flächennutzungsplänen aber auch an Probleme bei der Finanzierung denkt.

„Für den Hauskauf oder den Hausbau auf dem Land sind von Banken kaum Gelder zu bekommen. Das muss sich ändern“, so Asmussen, der seine Fühler auch dabei in Richtung Deutschland ausstreckt.

Jede Menge Baugrundstücke: Kurt Asmussen ist fasziniert davon, wie sich die Gemeinde Ladelund südlich der Grenze entwickelt. Foto: Karin Riggelsen

Es müsse gelingen, Geldinstitute in  Deutschland für die Finanzierung von Projekten in Renz oder in anderen ländlichen Räumen zu gewinnen.

Er habe sich mit Bernd Søndergaard ausgetauscht, um Möglichkeiten in diese Richtung auszuloten, erwähnt Kurt Asmussen.  Søndergaard ist Bankkaufmann mit langjähriger Erfahrung und seit 2019 Hauptgeschäftsführer des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN).

Ohne finanzielle Mittel – ob von Banken oder der Kommune – ist eine Weiterentwicklung nicht machbar, so der Ansatz von Kurt Asmussen.

Finanzielle Mittel 

Die Kommune müsse noch mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, und wenn für den ländlichen Raum Gelder eingesetzt werden, was im Rahmen von Entwicklungsprogrammen bereits der Fall ist, „dann müssen die Dörfergemeinschaften vor Ort, wie ‚Ålandet‘ bei uns, die Mittel selbst verwalten dürfen. Ich könnte mir vorstellen, dass feste Beträge für die Gebiete errechnet und zur Verfügung gestellt werden“, so Asmussen.

Die Ortsgemeinschaften müssen ihres dazu beitragen und Eigeninitiative zeigen, daraus macht der Pepersmarker keinen Hehl. Die Kommune sollte allerdings ein noch stärkerer Mitspieler sein.

„Vor allem beim Fundraising sehe ich mehr Möglichkeiten. Mein Eindruck ist, dass der Kommune der Drive fehlt“, so Asmussen.

Auch in Sachen Bürokratie könnte den ländlichen Gebieten seiner Ansicht nach besser geholfen werden.

SP-Kandidat Kurt Asmussen liebäugelt mit einem Mandat im Apenrader Stadtrat. Foto: Karin Riggelsen

Er wolle die aktuelle Landdistriktpolitik der Kommune gar nicht schlechtreden. Es gebe gute Ansätze. Das hatte Asmussen unter anderem auch bei der Wahlversammlung Ende Oktober in Bülderup betont.

Als er mit Familie zurück nach Pepersmark zog und mit seiner Frau auch den Firmensitz dorthin verlegte, „hat es einen guten Kontakt zu den Verwaltungen gegeben. Alles  hat gut und schnell mit dem Herziehen geklappt“, unterstreicht Kurt Asmussen.

Man könne in der Landdistriktpolitik aber sicherlich die eine und oder andere Sache optimieren, so das Credo des SP-Kandidaten.

Deutsche Einrichtungen nicht wegzudenken

Deutsche Institutionen spielen dabei natürlich auch eine wichtige Rolle. Das werde er im Falle einer Wahl im Fokus haben.

„Deutsche Institutionen sind nicht mehr wegzudenken. Sie sind eine Bereicherung, und ich habe es selbst erfahren, wie bedeutend es ist, zweisprachig aufzuwachsen“, so Asmussen.

„Letztendlich ist aber jede Schule und jeder Kindergarten im ‘Åland’ wichtig“, so der Pepersmarker, der es im gleichen Atemzug auf alle Gebiete der Kommune münzt.

„So patriotisch bin ich auch nicht, dass ich nicht über unsere Postleitzahl hinausschaue“, unterstreicht er.

 

Mit Kurt Andresen hatte die SP per se auch einen Vertreter der Landwirtschaft. Andresen ist ebenfalls Landwirt und konnte als Lobbyist aus diesem Lager Stimmen auf sich vereinen. Kurt Asmussen, Kollege im doppelten Sinne, möchte daran im Falle einer Wahl zum Stadtratsmitglied nahtlos anknüpfen.

„Als Landwirt ist man viel Leid gewohnt. Wenn es um das Thema Landwirtschaft geht, die arg gebeutelt ist, dann werde ich aus kommunaler Sicht alles tun, um den Wirtschaftszweig, sei es ökologisch oder konventionell, zu unterstützen“, so Kurt Asmussen, wohl wissend, dass die Vorgaben des Staates oder gar der EU die Möglichkeiten der Kommune begrenzen.

Pro Landwirte

Es gehe um örtliche Maßnahmen, von denen die Landwirtschaft auf kommunaler Ebene profitieren kann. Als Beispiel nennt Kurt Asmussen angemessenere Bewässerungsgenehmigungen (Vandingstilladelser) und generell unkompliziertere Sachbearbeitung.

Der Umwelt- und Klimaschutz dürfe dabei nicht außer Acht gelassen werden, „man darf der Landwirtschaft und auch der übrigen Wirtschaft aber nicht zu viel auf einmal aufbürden. Betriebe müssen die Zeit und realistische Möglichkeiten bekommen, sich umzustellen“, findet Kurt Asmussen.

Er habe das Gefühl, dass die Klimadiskussion in jüngster Zeit zu Übersprungshandlungen führt. Als Stadtratsvertreter würde er bei dem Thema, soweit es auf kommunaler Ebene möglich ist, gern mit mehr Augenmaß vorgehen.

Wahl und Geburtstag

Ob es letztendlich mit einem Mandat klappt, wird die Wahl am kommenden Dienstag zeigen. Wie es der Zufall will, vollendet Kurt Asmussen ausgerechnet am Wahltag, 16. November, sein 37. Lebensjahr.

Was für ihn an dem Tag ein großes Geschenk wäre, bedarf da wohl keiner Erwähnung!

Er wolle nicht so viel darüber spekulieren, sondern einfach das Ergebnis abwarten.

Kurt Asmussen (links) bei der Wahlversammlung in Bülderup Ende Oktober Foto: Karin Riggelsen

Der Wahlkampf sei aus seiner Sicht ganz gut gelaufen. Er habe viele positive Rückmeldungen aus seinem Einzugsgebiet bekommen, nicht nur von Deutsch-Nordschleswigern, sondern auch aus der Mehrheitsbevölkerung, so Asmussen.

„Ich kann das Haus Nordschleswig und die SP-Zentrale einfach nur loben. Die Unterstützung, die wir von dort für den Wahlkampf bekommen haben, ist einfach überragend. Sie haben uns Kandidaten ganz viel abgenommen, sodass wir uns voll auf die politische Sache konzentrieren können“, so Kurt Asmussen mit Dank an die SP-Zentrale und an alle hauptamtlichen und ehrenamtlichen Unterstützer.

Sollte es mit einem Mandat klappen, dann wartet einiges an Arbeit, was sich wiederum auf das Familienleben auswirken wird.

Mit Ehefrau Sarah ist das bereits abgesprochen. Alles ist aber noch nicht geklärt.

Zeitmanagement

„Dann muss halt weniger Faustball gespielt werden“, bemerkt Sarah Asmussen mit einem Lachen, als sie zum Ende des Interviews dazustößt.

Die große Leidenschaft von Kurt Asmussen ist halt das Faustballspielen, das in Nordschleswg auch dank ihm eine Renaissance erfahren hat.

Zähneknirschend, letztendlich aber auch verständnisvoll schmunzelnd, entgegnet der Gatte: „Ja, das muss wohl zurückgestellt werden. Ich werde mich mehr auf das Trainieren der Jugendmannschaften konzentrieren müssen.“

Man werde wohl eine Teilzeitkraft für den Betrieb einstellen, um den zeitlichen Mehraufwand im Falle einer Wahl aufzufangen, so das Paar.

Am Dienstag wissen die Asmussens mehr.

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