Internationaler Frauentag

Stop and Go bei der Gleichstellung in der Minderheit

Stop and Go bei der Gleichstellung in der Minderheit

Stop and Go bei der Gleichstellung in der Minderheit

Nordschleswig
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Ruth Candussi drängt auf Umsetzung der Gleichstellungspolitik der Minderheit. Foto: Karin Riggelsen

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Die Umsetzung einer Strategie zu mehr Frauen in führenden Positionen innerhalb der Minderheit ist ins Stocken geraten. Dafür ist die Arbeit mit einer Sexismus-Politik kurz vor ihrem Abschluss.

Es war einer von diesen eigenartigen Zufällen, die sich ab und zu ergeben. Am 28. August veröffentlichte „Der Nordschleswiger“ einen Artikel über die Jungen Spitzen, in dem eher in einem Nebensatz das Thema Sexismus angesprochen wurde.

Am Tag davor war die Zulu Comedy Show aufgezeichnet worden, bei der die Moderatorin Sofie Linde von sexueller Belästigung durch einen Medienboss berichtete. Nur war dies in der Öffentlichkeit zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt, da die Sendung erst am 6. September ausgestrahlt wurde.

 

So kam es, dass die Debatte über Sexismus innerhalb der deutschen Minderheit kurz vor der landesweiten Debatte in Dänemark initiiert wurde. 

Sexismus-Debatte in der Minderheit

Der Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig und das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig griffen das Thema auf und veranstalteten eine Diskussionsrunde. 

Die Arbeitsgruppe Gleichstellung der Minderheit nahm sich ebenfalls des Themas an. Sie hat fix gearbeitet, und nun ist ein Vorschlag zu einer Sexismus-Politik sowohl für den ehrenamtlichen als auch den hauptamtlichen Teil der Minderheit in einer letzten Anhörung unter den Mitgliedern der AG.

„Wir wollen ein deutliches Signal setzen, dass Sexismus und sexuelle Belästigung bei uns nicht toleriert werden, und sollte es auftreten, wird entschieden dagegen vorgegangen“, verrät Ruth Candussi, Parteisekretärin der Schleswigschen Partei und Mitglied der AG Gleichstellung. 

Genaueres zum Inhalt kann sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, da das Papier zunächst von der AG endgültig abgesegnet werden muss und dann dem Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) vorgelegt wird. 

„Ich bin schon gespannt darauf, was uns die Arbeitsgruppe vorlegen wird, und ich möchte dem daher auch nicht vorgreifen“, sagt BDN-Vorsitzender Hinrich Jürgensen.

„Die Nordschleswigerin“

Der Anstoß für die Arbeitsgruppe war eine Sonderausgabe dieser Publikation zum 8. März 2019, die zum Anlass des Tages „Die Nordschleswigerin“ hieß. Hier zeigte die Redaktion auf, dass Frauen in leitenden Positionen nur sparsam vertreten sind.

„Es machte deutlich, dass es hier gewollt oder ungewollt eine Schieflage gab und gibt. Es gibt Handlungsbedarf“, sagt Candussi. 

Die Arbeitsgruppe hat im vergangenen Jahr eine Gleichstellungspolitik vorgelegt, wie Frauen in den Verbänden, dem BDN und der Schleswigschen Partei (SP) in höherem Maß den Ton angeben können.

„Leider ist aus der Umsetzung dieser Politik bislang nichts geworden. Hier ist selbstverständlich zum Teil die Corona-Krise schuld, aber es wurde wohl auch nicht akribisch genug verfolgt. Hier haben wir eine Hängepartie“, sagt die SP-Sekretärin.

Sexismus und sexuelle Belästigung sind Probleme, die sich aus fehlender Gleichstellung ableiten.

Ruth Candussi, Parteisekretärin SP

Je eher das aufgeholt wird, umso besser, meint Candussi.

„Man bekommt ja nicht von heute auf morgen gleich viel Frauen wie Männer in die leitenden Positionen und in die Stadträte. Das ist ein langfristiges Projekt“, meint sie.

„Die kleinen Dinge“

Ein Projekt, das aus ihrer Sicht auch wichtig für den Einsatz gegen Sexismus ist.

„Sexismus und sexuelle Belästigung sind Probleme, die sich aus fehlender Gleichstellung ableiten. Lösen wir Letzteres, werden wir auch die übrigen Probleme lösen“, sagt Candussi.

Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die zeigen, dass es noch ein weiter Weg zur Gleichstellung ist, meint Hinrich Jürgensen. Foto: Karin Riggelsen

Sowohl sie als auch Jürgensen meinen, dass die Debatte sowohl innerhalb der Minderheit als auch in der breiten Gesellschaft wertvoll gewesen ist.

„Allein der Fokus bedeutet, dass man aufmerksamer auf das Problem wird. Im Alltäglichen denkt man vielleicht nicht so viel daran, aber es sind ja die vielen kleine Dinge, die zeigen, dass es noch ein weiter Weg bis zu echter Gleichstellung ist. In dem Punkt unterscheidet sich die Minderheit nicht von der Mehrheitsgesellschaft“, meint der BDN-Vorsitzende.

Wie die Grafik hier unterhalb zeigt, sind es seit 2019 nur ein wenig mehr Frauen in den Spitzenpositionen der Minderheit geworden.

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