Bund Deutscher Nordschleswiger

Thema Gleichstellung: Es gibt noch viel zu tun

Thema Gleichstellung: Es gibt noch viel zu tun

Thema Gleichstellung: Es gibt noch viel zu tun

Bettina Oesten
Apenrade
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Ruth Candussi ist sich sicher, dass es ein langer weiter Weg bis zur Gleichstellung ist Foto: Katja Elsberger

Beim Seminar im Haus Nordschleswig zum Thema Gleichstellung berichteten Referentinnen von der Süddänischen Universität (SDU), von Danfoss und dem Gleichstellungsbüro Flensburg von ihren Erfahrungen und Zielen.

Die Gleichstellung und Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen spielt nach wie vor eine große Rolle, u. a. in den UNO-Weltzielen für mehr Nachhaltigkeit („Agenda 2030“). Für die konkrete Umsetzung werden u. a. von SDU und Danfoss innovative Modelle entwickelt, die für mehr Geschlechterausgleich am Arbeitsplatz sorgen sollen.

Gleichzeitig schafft die Globalisierung eine immer stärker vernetzte Welt, in der Menschen aus aller Herren Länder zu uns kommen, um hier zu arbeiten, und die somit für eine größere Diversität und ein breiteres Meinungsspektrum unter den Beschäftigten sorgen. Auch hierfür müssen besondere Umsetzungsmodelle entwickelt werden, damit die größere Vielfalt am Arbeitsplatz zum Beispiel in eine größere Innovationsfähigkeit umgemünzt werden kann.

Inspiration aus anderen Organisationen

Dies wurde während eines zweistündigen Seminars deutlich, zu dem der Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) am Dienstag ins Haus Nordschleswig geladen hatte. Dabei ging es vor allem darum, sich von der Gleichstellungsarbeit in anderen Organisationen inspirieren zu lassen. Der BDN hatte bereits während des Wahlkampfes 2017 eine Gleichstellungspolitik beschlossen mit dem Ziel, das Thema bewusst und aktiv auf Entscheidungsebene – hauptamtlich wie ehrenamtlich – sowie auf allen weiteren Ebenen der Organisation umzusetzen.

„Querdenker“-Ideen von der SDU

Nach den Begrüßungsworten von Generalsekretär Uwe Jessen und einer kurzen Einführung von SP-Sekretärin Ruth Candussi übernahm das Wort Liv Baisner vom Gender Equality Team an der SDU. Sie legte dar, wie an der Universität auf allen Ebenen täglich darauf hingearbeitet wird, die formale Gleichstellung in eine reale umzusetzen. In der Forschung etwa gehe es vorrangig darum, ein kreatives Forschungsumfeld zu schaffen, wo Männer und Frauen sich gegenseitig inspirierten und alle Betrachtungsweisen mit einbezogen sowie neue „Querdenker“-Ideen in die Arbeit mit einfließen würden.

Frauen in der Führung bei Danfoss

Bei Danfoss hat man sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 nicht weniger als 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Momentan sind es 20 Prozent. In den Beiträgen der beiden Danfoss-Referentinnen Karen Fredenslund und Ilonka Nussbaumer erfuhren die zahlreich erschienenen Teilnehmer des Seminars, dass im Weltkonzern der Frauenanteil unter den Beschäftigten 29 Prozent, in den obersten Führungsetagen aber nur 7 Prozent beträgt.

Noch immer sei es für Frauen nicht selbstverständlich, in einem traditionell von Männern dominierten Berufsumfeld, wie Danfoss eines sei, die Karriereleiter bis zur Spitze zu erklimmen. Es werde stetig daran gearbeitet, dieses zu ändern, z. B. indem versucht werde, immer mehr Frauen für die technischen oder wissenschaftlichen Berufe zu begeistern, um so einen größeren Qualifikationsausgleich zu erreichen.

Neben der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern sei es einem Konzern wie Danfoss auch wichtig, ein kreatives und anregendes Umfeld für alle Mitarbeiter zu schaffen. Unter diesen seien 117 verschiedene Nationalitäten vertreten. Gerade die kulturbedingte Verschiedenartigkeit in den Lösungsansätzen sei aber das, was am Ende die besten und innovativsten Lösungen zum Nutzen der Kunden hervorbringe, so die beiden Referentinnen.

Gleichstellung bei der Stadt Flensburg

Als letzte Referentin des Abends trat die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Flensburg, Verena Balve, ans Rednerpult. In der Fördestadt habe sich das Gleichstellungsthema in den vergangenen zehn Jahren immer mehr mit anderen Themen verzahnt und sei nicht mehr Alleinstellungsmerkmal ihrer Arbeit, so Verena Balve. Nach wie vor habe Frauenförderung aber einen hohen Stellenwert, zahlreiche örtliche Frauennetzwerke würden die Frauen über die Theorie hinaus für die konkrete Teilnahme gewinnen, und einiges habe sich auch schon bewegt seit die Stadt eine Oberbürgermeisterin (Simone Lange) habe.

Im Gegensatz zu Dänemark würde vieles aber nur recht langsam voranschreiten, weil in Deutschland alte geschlechterspezifische Traditionen stärker aufrechterhalten würden. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flexible Arbeitszeitmodelle sowie eine gute Rückkehr aus der Elternzeit blieben weiterhin Themen, an denen gearbeitet werden müsse, so die Flensburger Gleichstellungsbeauftragte.

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