Politik

Gleichstellung braucht Inspiration von außen

Gleichstellung braucht Inspiration von außen

Gleichstellung braucht Inspiration von außen

Katja Elsberger
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Ruth Candussi ist sich sicher, dass es ein langer weiter Weg bis zur Gleichstellung ist Foto: Katja Elsberger

Gleichstellungspolitik braucht Inspiration von außen, ist sich Ruth Maria Candussi, Sekretärin der Schleswigschen Partei, sicher. Aus diesem Grund lädt der Bund Deutscher Nordschleswiger zu einem Vortragsabend mit anschließender Diskussion zum Thema Gleichberechtigung ein.

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau wird aktuell sehr stark diskutiert: Auch beim Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) steht das Thema Diversität hoch im Kurs. Die Sekretärin der Schleswigschen Partei, Ruth Maria Candussi, engagiert sich seit März vergangenen Jahres in der Gleichstellungsarbeit des BDN. Der Hauptvorstand des BDN hat eine Gleichstellungspolitik beschlossen, mit dem Ziel, das Thema Gleichberechtigung von Frauen und Männern bewusst und aktiv anzugehen. 

Beim Themenabend „Gleichstellung … und wie geht das" am Dienstag, 25. Februar, ab 17 Uhr im Haus Nordschleswig, haben Interessierte nun die Möglichkeit, sich an Diskussionen zu beteiligen, Input zu geben oder sich einfach nur über das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau zu informieren. 

Vor allem Frauen beschäftigen sich mit Gleichstellung

Bei einem Blick auf die Ankündigung fällt auf: Beim Vortragsabend werden ausschließlich Frauen sprechen. Sollten nicht Frauen und Männer, wie vom BDN vorgesehen, gleiche Chancen und Möglichkeiten erhalten? „Dies ist nicht bewusst so gewählt“, erklärt Candussi. „Wir haben uns Unternehmen ausgesucht, die sich mit der Thematik befassen – und die, die sich in den Unternehmen mit Gleichstellung der Geschlechter befassen, sind größtenteils Frauen.“ Sie habe ebenso Lars Rohde, Direktor der dänischen Nationalbank eingeladen, zu kommen – was für ihn jedoch terminlich nicht möglich sei. „Er hat sich oft zum Thema Gleichstellung geäußert und oft betont, dass in diesem Bereich unbedingt etwas passieren muss“, so Candussi. 

Diversität: Auf dem Papier ja – de facto nicht

„In Dänemark besteht die Annahme, dass es Gleichstellung der Geschlechter gibt – auf dem Papier ja – de facto gibt es diese aber nicht“, so Candussi. Das sei darauf zurückzuführen, dass es von Seiten der Unternehmen und Politik wenige Aktionen in diesem Bereich gegeben habe. Daher lande Dänemark bei Rankings, in denen die Gleichstellung von Mann und Frau betrachtet wird, immer relativ weit hinten. Dennoch:  „Gleichstellung ist jetzt hoch im Kurs in Dänemark“, ist sich Candussi sicher. 

 

In Dänemark besteht die Annahme, dass es Gleichstellung der Geschlechter gibt – auf dem Papier ja – de facto gibt es diese aber nicht.

Ruth Maria Candussi

Candussi: Keine „Quote“ als Ziel

Die Gleichstellungspolitik des BDN sensibilisiere die Leitungsebene für dieses Thema, was wiederum auf die anderen Ebenen des BDN ausstrahlen solle, so Candussi. „Mit dieser Gleichstellungspolitik ist aber noch nichts gelöst.“ Die Partei-Sekretärin betont, dass es ihr nicht darum gehe, den Männern etwas vorzuwerfen – „ich bewege mich nicht in Richtung Quoten“. Ihre Intention sei, herauszufinden, welche Rollenmodelle Frauen haben und was sie letztendlich daran hindert, sich zu bewerben bzw. sich für die Wahl von Ämtern zur Verfügung zu stellen.

„Mit einer Veranstaltung wendet man nicht das Blatt“, so Candussi. „Langfristige Prozesse müssen in Gang gesetzt werden, das Bewusstsein für Gleichstellung muss geschärft werden.“

Inspiration von außen wichtig 

Wie Gleichstellung von Männern und Frauen funktioniere, sei nicht leicht zu beantworten: „Ich habe kein Patentrezept, wie Gleichstellung funktioniert“, stellt Candussi klar. Genau aus diesem Grund werde dieser Vortragsabend veranstaltet – um Inspirationen von außen zu bekommen, Ideen zu sammeln und sich auch gerne kritischen Fragen zu stellen. 

Auch Frauen in der Pflicht

„Auch Frauen stehen in der Verantwortung und in der Pflicht, die Gesellschaft mitzuprägen“, ist sich Candussi sicher. „Im Stadtrat werden Dinge festgelegt, die mein Leben in der Kommune bestimmen.“ Trotzdem würden in den meisten Kommunen größtenteils Männer die Ämter innehaben. Sie appelliert an Frauen, aktiver mitzuwirken und auf keiner Ebene vor Ämtern zurückzuschrecken: „Wenn sich keine Frau bewirbt, erübrigt sich das Ganze.“ Ihr Ziel ist ein „diverses Bewerberfeld“, dass sowohl Frauen als auch Männer gleichermaßen Interesse für eine Stelle zeigen: „Wenn dann ein Mann ausgewählt wird, dann ist das eben so“, betont die Partei-Sekretärin. 

Gender in Forschung, Wirtschaft und Verwaltung

Beim Vortragsabend wird ein Licht auf die Genderverteilung in den Bereichen Forschung und Lehre, private Wirtschaft sowie Verwaltungsleitung und Politik geworfen und kritisch hinterfragt. 

„Die Welt der Forscher ist weitestgehend männlich“, meint Candussi. Sie schätzt, dass lediglich 10 Prozent der Wissenschaftler weiblich sind. Daher wird beim Vortragsabend auch Liv Baiser vom Gender-Equality-Team der Syddansk Universität einen Vortrag über Gleichstellung in Forschung und Lehre halten. 

Als Vertreter der Wirtschaft werden Karen Fredenslund und Ilonka Nussbaumer sprechen, die sich intensiv mit der Diversitäts- und Inklusionsthematik auseinandersetzen – beide arbeiten bei Danfoss in der Personalabteilung. Über Diversität in der Verwaltungsleitung und Politik wird Verena Balve, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Flensburg sprechen. 

Beginn der Veranstaltung ist am Dienstag, 25. Februar, 17 Uhr.

Mehr zum Thema:

 

Mehr lesen
Amelie Petry, Wencke Andresen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Bekymret for det ekstreme højre“