Kommunalwahl

Neuer Bürgermeister in Tondern: Freude und Zähneknirschen

Neuer Bürgermeister in Tondern: Freude und Zähneknirschen

Neuer Bürgermeister in Tondern: Freude und Zähneknirschen

Tondern/Tønder
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Jørgen Popp Petersen am frühen Mittwochmorgen bei der Präsentation der Konstituierungsvereinbarung, die ihn zum Bürgermeister machen soll Foto: JydskeVestkysten

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Jørgen Popp Petersen soll neuer Bürgermeister in der Kommune Tondern werden. Die Reaktionen fallen ob des Verhandlungsverlaufs in der Wahlnacht gemischt aus.

„Ich, Jørgen Popp Petersen, werde neuer Bürgermeister. Das ist ein Neustart für die Kommune Tondern“, so Popp Petersen von der Schleswigschen Partei am Mittwochmorgen um 4 Uhr.

Daraufhin gab es Jubel und Applaus von den Spitzenkandidaten von Venstre, Martin Iversen, und den Sozialdemokraten, Barbara Krarup Hansen, die sich mit einem Lächeln hinter den neuen Bürgermeister aufgestellt hatten, als er die Konstituierungsvereinbarung verkündete.

Mit Ausnahme der Tønder Liste und der Volkssozialisten stehen sämtliche Parteien im Stadtrat hinter dem neuen Bürgermeister.

Frandsen gibt sich noch nicht ganz geschlagen

Nach eigenen Angaben wurde der bisherige Bürgermeister, Henrik Frandsen von der Tønder Liste, nicht zu den Konstituierungsverhandlungen eingeladen, obwohl er vier Stunden lang darauf gewartet habe.

„Es fühlt sich merkwürdig an, einen Erdrutschsieg erlangt und die höchste Zahl an persönlichen Stimmen, die jemals in der Geschichte der Kommune Tondern erzielt wurden, eingefahren zu haben, um dann trotzdem von den Verhandlungen ausgeschlossen zu werden“, so Frandsen zu „DR Syd“.

Und so ganz will Frandsen den Machtverlust noch nicht akzeptieren. „Die endgültige Konstituierung findet erst am 9. Dezember statt. Bis dahin kann sich noch alles ändern“, sagt Frandsen am Mittwochmorgen gegenüber „DR Syd“.

Unschöner Verlauf

Fast jede fünfte Wählerin und jeder fünfte Wähler hat sein Kreuz beim bisherigen Bürgermeister, Henrik Frandsen (Tønder Listen) gesetzt. Mit 5.910 Stimmen erzielte die erst im vergangenen Jahr gegründete Partei einen Erdrutschsieg. 29 Prozent der Wählerinnen und Wähler in der Kommune Tondern haben für die Tønder Liste gestimmt.

Und dennoch steht der größte Gewinner der Wahl am Ende als größter Verlierer da, schreibt Betina Skjønnemand von „JydskeVestkysten“. Ihrer Meinung nach müssen sich die vielen Wählerinnen und Wähler, die ihr Kreuz bei Tønder Listen gesetzt haben, übergangen fühlen, wenn ihr Spitzenkandidat nicht einmal zu Verhandlungen eingeladen wurde.

Und mit Verweis auf den Wunsch nach einer harmonischeren Zusammenarbeit im neuen Stadtparlament bewertet sie die Vorgehensweise nicht gerade als den besten Neubeginn – trotz des sehr guten Wahlergebnisses von Jørgen Popp Petersen und der Schleswigschen Partei.

Der habe das Optimale aus der Situation herausgeholt und die Karten richtig gesetzt, sodass er den vollen Gewinn einstreichen konnte, schreibt Betina Skjønnemand. Doch angesichts des Verlaufs während der Wahlnacht wohl kaum ohne einen faden Beigeschmack.

Venstre: Schleswigsche Partei hatte eine gute Wahl

Der Spitzenkandidat von Venstre, Martin Iversen, gratulierte Tønder Listen für den Wahlerfolg.

„Das ist toll. Glückwunsch. Die Schleswigsche Partei hatte ebenfalls eine gute Wahl. Und deshalb stand auch Jørgen Popp Petersen auf der Treppe und las die Vereinbarung vor“, sagt Martin Iversen gegenüber „JydskeVestkysten“. Im gleichen Atemzug räumte er seine eigene Niederlage und die seiner Partei ein.

„Es war nicht gut genug. Es gab zu viel Unruhe, und das haben die Wählerinnen und Wähler abgestraft. Aber wir haben immer gesagt, dass wir das Beste aus unseren Mandaten machen wollen, und das tun wir jetzt“, so Iversen.

Während der Wahlnacht hielt sich das Gerücht, es sei die ganze Zeit geplant gewesen, Tønder Listen ins Leere laufen zu lassen. Ein Gerücht, das Martin Iversen zurückweist. „Die Zeit der Gerüchte ist vorbei. Wir haben stets für Inhalte gekämpft“, sagt Iversen.

Glückwünsche von südlich der Grenze

Der schleswig-holsteinische Grüne Europaabgeordnete Rasmus Andresen freut sich über den Wahlerfolg von Jørgen Popp Petersen. Dass ein Mitglied der deutschen Minderheit in den kommenden Jahren als Bürgermeister unser Grenzland gestalten darf, sei eine großartige Chance. Er freue sich auf die Zusammenarbeit, so der Grünen-Politiker in einer Pressemitteilung.

Auch vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW) kommen Glückwünsche. 

„Es ist ein gutes Signal für das deutsch-dänische Grenzland und historisch, dass es zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahrzehnten wieder einen Bürgermeister in Tondern aus der deutschen Minderheit gibt“, sagt der Landesvorsitzende des SSW, Christian Dirschauer.

Er verweist auch auf den Wahlerfolg von SSW-Oberbürgermeister Simon Faber in Flensburg vor einigen Jahren. Dies zeuge davon, „wie weit wir miteinander gekommen sind als Mehrheit und Minderheiten in unserer Grenzregion“, so Dirschauer. Er erhofft sich dadurch auch neue Impulse für die zukünftige Zusammenarbeit in der Region Sønderjylland-Schleswig.

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Kommentar

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