20 Jahre Sønderjysk Elitesport

Der Flirt mit der Westküste hinterließ tiefe Wunden

Der Flirt mit der Westküste hinterließ tiefe Wunden

Der Flirt mit der Westküste hinterließ tiefe Wunden

Tondern/Tønder
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Gedrückte Stimmung bei der Umzugs-Pressekonferenz im Dezember 2005. Benny Nielsen, René Hamann-Boeriths, Bent Mikkelsen, Harald Christensen und Roland Kjer (von links) standen unter Beschuss. Foto: Karin Riggelsen

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Die Handballer von SønderjyskE waren in den ersten zwei Jahren in Tondern beheimatet, doch es folgten eine bittere Trennung und ein Neuanfang in Sonderburg. Der damalige Torwart René Hansen ärgert sich über den Verlauf, freut sich aber, dass sowohl SønderjyskE als auch TM Tønder besser dastehen als noch vor zwei Jahrzehnten.

Ohne Vertreter aus Nordschleswig wurde jahrzehntelang in der besten Liga Dänemarks Handball gespielt, von 2016 bis 2018 hatte der Landesteil dann sogar zwei. 

SønderjyskE und TM Tønder lieferten sich Derbys voller Intensität, denn zwischen den beiden Rivalen war die Stimmung alles andere als gut, nachdem SønderjyskE in seinen Anfangsjahren mit der Westküste geflirtet, aber sich nicht gerade elegant wieder aus dem Staub gemacht hatte.

Drei Teams in der 2. Division West

Von allen Sportarten den weitesten Weg nach oben hatten vor zwei Jahrzehnten die Handballer. Gleich drei nordschleswigsche Mannschaften spielten in der Saison 2003/04 in der drittbesten Spielklasse. TM Tønder war beim Jahreswechsel Vierter, HF Sønderborg Fünfter und Haderslev KFUM Elfter der 2. Division West.

Als SønderjyskE ins Leben gerufen wurde, fiel die Wahl des Standortes für den Männer-Handball auf Tondern und TM Tønder, in erster Linie aus geografischen Gründen, doch die Ehe zwischen SønderjyskE und TM Tønder wurde nicht glücklich.

Protestbekundungen in Tondern nach der Umzugsentscheidung von SønderjyskE. Foto: Karin Riggelsen

Nach nur zwei Jahren trennte man sich wieder. SønderjyskE zeigte sich von der Unterstützung der Sponsoren an der Westküste enttäuscht und zog um.

TM Tønder behielt die Lizenz und stieg später aus eigener Kraft für zwei Jahre in die Liga auf, während SønderjyskE einen Neuanfang in Sonderburg und in der Drittklassigkeit machen musste.

„Die Nachricht kam gut an, dass SønderjyskE kommen würde. Wir hatten die Hoffnung, dass hier etwas Gutes entstehen könnte, aber so ist es leider nicht gekommen, und daraus entstand hier eine recht große Unzufriedenheit“, erinnert sich René Hansen.

Fußballerin Ida Krusborg, Handballerin Bitten Petz, Handballer René Hansen, Amtsbürgermeister Carl Holst, Eishockeyspieler Jan Jensen und Fußballer Henrik Beck bei der Pressekonferenz im Oktober 2003, als im Amtshof in Apenrade die SønderjyskE-Pläne veröffentlicht wurden Foto: Karin Riggelsen

Der TMT-Torwart von damals stand nur im ersten Jahr von SønderjyskE zwischen den Pfosten, bevor er auch aufgrund von Verletzungsproblemen seine Karriere im Alter von 36 Jahren beenden musste.

„Das war in der Anfangszeit von SønderjyskE schon eine große Sache. Ich möchte nicht sagen, dass das Geld keine Rolle spielte, aber uns wurde schon mehr geboten, als wir es gewohnt waren“, so der heute 55-Jährige, der aber mit ansehen musste, wie nach der Trennung viele Mannschaftskameraden nach Sonderburg gingen.

„Uns fehlte hier an der Westküste daraufhin etwas. Ich fand es eine gute Idee, dass der Männer-Handball in Tondern platziert wurde und konnte mich nur schwer damit abfinden, dass der Männer-Handball nach nur zwei Jahren umzog. Ich war enttäuscht und ärgerte mich, denn die Ostküste hatte ja schon Fußball und Eishockey“, sagt René Hansen.

 

 

Zur Sache ging es in den Derbys zwischen SønderjyskE und TM Tønder. Foto: Karin Riggelsen

Die Enttäuschung und der Frust über den SønderjyskE-Umzug waren aber auch ein großer Antrieb an der Westküste. Es entstand eine Trotzreaktion.

„Wir standen in Tondern ohne was da. Die meisten Spieler gingen nach Sonderburg, aber es gelang Klaus Sundtoft, eine gute Mannschaft zusammenzustellen. Wir sind in Tondern enger zusammengerückt und haben bewiesen, dass wir es auch aus eigener Kraft schaffen können. Hier bei uns spricht keiner mehr über diese Trennung“, so der heutige Torwarttrainer bei TM Tønder.

Die tiefen Wunden in Tondern und Umgebung sind seiner Ansicht nach mittlerweile verheilt. Der eigene Ärger verschwand schon sehr früh, denn vor gut einem Jahrzehnt war er für drei Jahre Torwarttrainer bei der Liga-Mannschaft von SønderjyskE und Trainer der zweiten Mannschaft.

René Hansen ist Torwarttrainer bei TM Tønder. Foto: TMT

„Ich hatte fantastische Jahre unter Morten Henriksen und Claus Lyngsøe bei SønderjyskE und kann nur Gutes über den Klub sagen. SønderjyskE stand einige Male in der Endrunde und hat auch schon europäisch gespielt, aber ich finde auch, dass man sich derzeit schwertut, daran anzuknüpfen. Ich weiß nicht, ob man alles erreicht hat, was wir uns damals in den ersten Jahren von SønderjyskE erträumt hatten. Ich finde, der Pfeil zeigt in diesen Jahren ein wenig nach unten“, meint René Hansen.

Der 55-Jährige arbeitet bei „Hydro“ in Tondern, ist Torwarttrainer bei den Erstdivisionären von TM Tønder und lebt in Mögeltondern (Møgeltønder).

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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