Ausnahmezustand

Arbeiten im Homeoffice: „Ruhig mal das Bügelbrett nutzen“

Arbeiten im Homeoffice: „Ruhig mal das Bügelbrett nutzen“

Arbeiten im Homeoffice: „Ruhig mal das Bügelbrett nutzen“

Sonderburg/Sønderborg
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Ab und an am Bügelbrett stehen: So arbeitet der Direktor von Dansk Kiropraktor, Jakob Bjerre, im Homeoffice. Foto: Privat

Wenn der Küchentisch zum Büro wird und ein kleiner Laptop auf dem Schoß den Arbeitsplatz ersetzt, kann eine gesunde Körperhaltung zur Herausforderung werden. Zwei Expertinnen erklären was man tun kann, um Haltungsschäden im Homeoffice zu vermeiden.

Hunderttausende arbeiten derzeit von zu Hause aus – weit entfernt von heb- und senkbaren Schreibtischen, ergometrisch geformten Mäusen und rückenfreundlichen Bürostühlen.

Stattdessen sieht der Alltag oft so aus: Der viel zu niedrige Küchentisch wird zur Arbeitsstation, auf der Suche nach Ruhe landet man zum Telefonieren im Schlafzimmer auf dem Bett und statt perfekt eingestellter Bildschirme auf dem Bürotisch wird am Laptop oder am Tablet geschrieben.

Die Folgen bekommen Chiropraktiker und Physiotherapeuten derzeit zu spüren: Immer mehr Menschen kommen mit Schmerzen in Rücken, Hals oder Schulter in die Praxen, die sie auf das Arbeiten im Homeoffice zurückführen.

Was können Arbeitnehmer tun?

Was können Arbeitnehmer tun, um sich im Homeoffice eine gesunde Körperhaltung zu bewahren? „Der Nordschleswiger“ hat bei zwei Experten nachgefragt und sich einige Tipps geholt.

Lone Kousgaard Jørgensen ist Vorsitzende des Branchenverbandes der Chiropraktiker in Dänemark, „Dansk Kiropraktor Forening“ und Besitzerin der Praxis „Kiropraktorerne Kongevej“ in Sonderburg.

Sie sagt:„Viele unserer Kunden kommen zu uns und sagen, dass sie Schmerzen haben, weil sie seit Wochen zu Hause arbeiten. Viele, die im Vorwege Rückenschmerzen hatten, erleben derzeit ein Aufleben der Probleme, weil sie in einer ungewohnten Umgebung arbeiten“, so die Chiropraktikerin.

Lene Kousgaard betreibt eine chiropraktische Praxis in Sonderburg Foto: „Kiropraktorerne Kongevej“

 

Stehen – und auf einen guten Stuhl setzen

Hier kommen ihre drei Tipps:

1. Auch zu Hause im Stehen arbeiten: „Nicht zu lange am Stück sitzen. Man kann sich auch zu Hause einen Stehtisch einrichten. Beispielsweise funktioniert das Bügelbrett ganz gut! Einfach ab und zu den Laptop auf das Bügelbrett stellen und von dort arbeiten. So schafft man Abwechslung!“

2. Ein guter Stuhl ist unverzichtbar: „Es ist wichtig, gut zu sitzen. Wer kann, sollte sich den gewohnten Bürostuhl nach Hause holen. Man sollte davon ausgehen, dass uns diese Situation noch lange begleiten wird. Es lohnt sich, seinen Heim-Arbeitsplatz ordentlich einzurichten. Das mindeste ist, sich den Bürostuhl zu holen.“

3. Bewegung während der Arbeit: „Immer mal wieder aufstehen und im Haus umher gehen, beispielsweise bei Telefonaten. Im Homeoffice ist man sehr flexibel und das sollte man nutzen. Zwei Spaziergänge pro Tag, statt der Anfahrtszeiten, sind eine gute Idee. Oder einfach mal drei Minuten lang die Arme schwingen, das lockert den Körper ungemein.“

Monika von Arenstorff betreibt die Praxis „Als Kiroprakter“. Sie rät: im Homeoffice sollte man nie länger als eine Stunde am Stück sitzen.

Generell sehr ungesund, lange zu sitzen

„Es ist generell sehr ungesund, lange zu sitzen. Das haben Studien aus den USA und Kanada vor Kurzem eindrucksvoll aufgezeigt“, so die Chiropraktikerin, die die Praxis an der Sonderburger Østergade zusammen mit ihrem Mann betreibt.

Chiropraktikerin Monika von Arenstorff macht drauf aufmerksam: passt auch zu Hause auf eure Wirbelsäulen auf! Foto: Karin Riggelsen

Und nicht immer nur auf den Bildschirm starren. Die Augen auch mal lösen und aus dem Fenster blicken, umherschweifen lassen. Denn der Körper richtet sich nach dem aus, was die Augen sehen.

Monika von Arenstorff, Chiropraktikerin

Der Tipp von Monika von Arenstorff: Mindestens einmal in der Stunde aufstehen und sich bewegen. „Und nicht immer nur auf den Bildschirm starren. Die Augen auch mal lösen und aus dem Fenster blicken, umherschweifen lassen. Denn der Körper richtet sich nach dem aus, was die Augen sehen“, so von Arenstorff.

Eine recht einfach einzurichtende Hilfe für das Heimbüro empfiehlt sie die „Ballkissen“, die an einen Sitzball erinnern und auf jeden Stuhl gelegt werden können.

 

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