Minderheiten-EM
Europeada 2024: Die fast perfekte Woche
Europeada 2024: Die fast perfekte Woche
Europeada 2024: Die fast perfekte Woche
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Die Minderheiten-EM ist zu Ende. Alle Beteiligten sind durchweg begeistert über den Verlauf der vergangenen Woche. Nur eine Sache trübt aus Sicht von Projektleiter Ruwen Möller das Bild: die vielen Roten Karten.
„Unterm Strich fällt mein Fazit sehr, sehr positiv aus. Vor allem der Kulturtag war super. Ich habe von mehreren Leuten gehört, dass es der beste gewesen sein soll, den es je bei einer Europeada gab“, sagt Ruwen Möller, Projektleiter der Europeada, am Abschlusstag der Minderheiten-Fußballeuropameisterschaft im Manfred-Werner-Stadion in Weiche.
Organisatorisch habe aus seiner Sicht bis auf einige wenige Kleinigkeiten alles so funktioniert, wie es geplant gewesen sei. Was das Sportliche angeht, zieht er jedoch ein gemischtes Fazit.
„Wir hatten mit den Nordfriesinnen ein Heimteam beim Finaltag, das hatte ich mir sehr gewünscht, weil uns das, glaube ich, aus Zuschauersicht viel gebracht hat. Südschleswig hat zwei Bronzemedaillen mitgenommen, und auch die Nordschleswiger und vor allem die Nordschleswigerinnen haben sich, denke ich, sehr gut geschlagen und sind zufrieden“, so Möller.
Weniger gut gefallen habe ihm das Verhalten einiger Spieler und Mannschaften auf dem Platz: „Wir hatten viel zu viele Platzverweise, viel zu viel schlechtes Benehmen, was einfach unnötig ist“, so Möller vor dem Finale der Herren zwischen den Mannschaften Friûl, die furlanische Minderheit aus Italien, und Occitània, den Okzitaniern aus Frankreich, in dem sich genau jene Szenen ebenfalls abspielten.
Negative Note im Finale
Das Team Friûl führte kurz vor Schluss mit 2:0, als nach einem Foul an der Seitenlinie die Situation völlig eskalierte, es zu einer Rudelbildung und zu Handgreiflichkeiten zwischen beiden Mannschaften und beiden Ersatzbänken kam. Das Spiel konnte erst nach mehreren Minuten Unterbrechung und einer Roten Karte gegen die Okzitanier fortgesetzt werden. Doch damit nicht genug. Nach Abpfiff kam es zu einer erneuten Auseinandersetzung zwischen den Mannschaften, sodass Projektleiter Ruwen Möller am Spielfeldrand nur noch kopfschüttelnd abwinken konnte. Szenen, die während der gesamten Europeada immer wieder vorkamen, aber das Gesamtbild der Veranstaltung dennoch nicht zu sehr trüben.
Denn auch vonseiten des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), der Mitgastgeber der Europeada war, gab es viele lobende Worte.
„Es war eine unglaublich tolle Veranstaltung. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem auch für den Kulturtag bei uns auf dem Knivsberg. Ich habe einige getroffen, die überrascht darüber waren, dass es so viele Minderheiten in Europa gibt, dabei ist dies nur ein kleiner Teil von den über 100, die es unter dem Dach der FUEN gibt. Aber woher sollen sie es auch wissen, wenn wir es ihnen nicht erzählen? Genau dafür sind solche Veranstaltungen hervorragend geeignet“, so Hinrich Jürgensen, der Hauptvorsitzende des BDN.
Auch der Generalsekretär des Dachverbandes der deutschen Minderheit in Nordschleswig, Uwe Jessen, ist begeistert von dem, was in der vergangenen Woche im Grenzland los war.
„Die Minderheiten Europas waren bei uns zu Gast. Wir haben tolle Spiele gesehen. Ich bin insbesondere von unserem Frauen-Team sehr begeistert, sie haben sich wirklich in jedem Spiel immer mehr gesteigert und haben mit dem sechsten Platz gestern eine ganz fantastische Platzierung erreicht“, so Jessen.
Deutsche Minderheit peilt Sieg 2048 an
Gemeinsam haben sie ausgerechnet, wann nach den bisherigen Ergebnissen die große Stunde der deutschen Minderheit bei der Europeada schlagen wird.
„Wir sind bisher jedes Mal ein Stück weiter nach vorn gekommen. Das heißt, 2048 werden wir den Pokal holen“, so Hinrich Jürgensen mit einem Grinsen und viel Vorfreude auf die Minderheiten-EM in 24 Jahren.
Erstmals nicht die Südtiroler auf dem Thron
Erstmals seit der Europeada-Premiere 2008 heißt der Sieger bei den Herren nicht Südtirol. Das Team Friûl setzte sich im Finale gegen die Okzitanier mit 2:0 durch. Die Südtiroler schieden in diesem Jahr bereits im Viertelfinale gegen die Kärntner Slowenen aus. Mitgastgeber Südschleswig scheiterte im Halbfinale gegen den späteren Sieger aus Italien. Die Nordfriesen erreichten den 9. Platz, und das Team aus Nordschleswig landete in der Endabrechnung auf Platz 16.
Bei den Frauen holten abermals die Südtirolerinnen den Europeada-Sieg. Sie setzten sich im Finale deutlich mit 11:1 gegen die Nordfriesinnen durch. Die Südschleswigerinnen gewannen das Spiel um Platz 3 im Elfmeterschießen gegen die Kärntner Sloweninnen. Die Nordschleswigerinnen mussten sich beim Platzierungsturnier, bei dem die Plätze 5 bis 9 ausgespielt wurden, nur den Ladinerinnen geschlagen geben und landeten auf Platz 6.