Margrethe wird 80

Klug, künstlerisch und Königin

Klug, künstlerisch und Königin

Klug, künstlerisch und Königin

Kopenhagen/Nordschleswig
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Königin Margrethe wird am Donnerstag, 16. April, 80 Jahre alt. Foto: Karin Riggelsen

Die dänische Königin Margrethe II. wird am 16. April 80 Jahre alt. „Der Nordschleswiger" hat ein virtuelles Bilderbuch über ihr Leben zusammengestellt – und ein Quiz. Wie viel weißt du über Königin Margrethe?

Königin Margrethe

Königin Margrethe II. wurde am 16. April 1940 im Schloss Amalienborg in Kopenhagen geboren. Sie ist die Tochter von König Frederik IX. (1972 verstorben) und Königin Ingrid, geborene Prinzessin von Schweden (2000 verstorben).

Margrethe Alexandrine Þórhildur Ingrid wurde 1972 die Königin Dänemarks.

​Um Königin von Dänemark zu werden, musste Dänemark 1953 das Grundgesetz ändern. Hätte Margrethe einen kleinen Bruder bekommen, wäre dieser König geworden. Eine Volksabstimmung bahnte ihr aber den Weg zum Thron. 2009 wurde das Thronfolgegesetz geändert, sodass nun jederzeit das älteste Kind unabhängig des Geschlechts den Thron erbt.

Mann, Kinder und Geschwister

Königin Margrethe heiratete am 10. Juni 1967 den Franzosen Henri Marie Jean André Graf de Laborde de Monpezat – Prinz Henrik von Dänemark. Das Paar war über 50 Jahre lang verheiratet. Der Prinz verstarb am 13. Februar 2018.

Königin Margrethe und Prinz Henrik haben die beiden Söhne Kronprinz Frederik André Henrik Christian (1968) und Prinz Joachim Holger Waldemar Christian (1969).

Die Königin hat zwei Schwestern: Prinzessin Benedikte und Königin Anne-Marie.

Königin Margrethe als Kind auf dem Fahrrad mit ihrem Vater König Frederik IX. Foto: Unbekannt, Ritzau Scanpix

Prinzessin Margrethe wurde am 16. April 1940 geboren – nur sieben Tage nach der deutschen Besatzung Dänemarks. Der Nachwuchs ist lang ersehnt, sind König Frederik 9. und Königin Ingrid doch schon seit fünf Jahren ein Paar.

Margrethe hat eine enge Beziehung zu ihrem Vater.

„Mein Vater war sehr froh und stolz auf mich – auch als ich noch sehr klein und unbedeutend war."

 

Königin Margrethe
Königin Ingrid besucht 1964 Düppel/Dybbøl mit den Töchtern Anne-Marie, Benedikte und Margrethe zum 100. Gedenktag des Krieges von 1864. Foto: Siegfried Matlok

Bereits als Kind entdeckt Margrethe ihre künstlerische Ader. „Ich weiß nicht, was daraus geworden wäre, wenn ich mein ganzes Leben lang der Kunst gewidmet hätte", sagte sie in einer Sendung von Danmarks Radio.

Das künstlerische Schaffen gebe ihr eine Pause im Alltag. Königin Margrethe zeichnet, malt, entwirft Altarvorhänge und andere kirchliche Reliquien, für das Theater gestaltet sie Bühnenbilder und Kostüme.

Unter dem Pseudonym Ingahild Grathmer illustrierte Margrethe 1977 das Titelbild der dänischen Ausgabe von Tolkiens Bestseller „Herr der Ringe“, das sie über 100-mal gelesen haben will.

Zusammen mit ihrem Mann Prinz Henrik übersetzt sie verschiedene Romane vom Französischen ins Dänische.

Königin Margrethe erzählt engagiert über ihre Rolle als Bühnengestalterin bei der internationalen Vorstellung „Die Schneekönigin". Foto: Ole Steen, Ritzau Scanpix

„Gottes Hilfe, die Liebe des Volkes, Dänemarks Stärke."

 

Der Leitsatz von Königin Margrethe
Prinzessin Margrethe studierte unter anderem in Cambridge. Foto: Imago Stock&people Via Www.imago-Images.de/Imago/Ritzau Scanpix

Königin Margrethe besuchte zunächst die Volksschule Zahles Skole in Kopenhagen, wurde die ersten vier Jahre allerdings im Schloss Amalienborg unterrichtet.

Von 1955 bis 1956 besuchte sie das Internat North Foreland Lodge in Hampshire in England, und nach ihrer Rückkehr machte sie am Zahles Skole als Privatschülerin ihr Abitur (sprachlich).

Von 1960 bis 1965 studierte sie an verschiedenen Universitäten, darunter Archäologie in Kopenhagen, Staatswissenschaften in Aarhus sowie an der Sorbonne in Paris und an der London School of Economics.

 

Als junge Frau traf die damalige Prinzessin Margrethe den französischen Diplomaten Henri. Hier ist das Paar in Kopenhagen fotografiert. Foto: Imago Stock&people Via Www.imago-Images.de/Imago/Ritzau Scanpix

An einem regnerischen Septemberabend 1966 und im Blitzlicht der Presse präsentiert Margrethe ihren Zukünftigen. Er ist Franzose, Diplomat und zudem noch adelig: Henri Marie Jean André Graf de Laborde de Monpezat.

Im Jahr darauf heiratet das Paar in der Holmens Kirke in Kopenhagen. Es sei eine „stürmische Liebe", so die Königin später.

Königin Margrethe und Prinz Henrik bilden nicht nur ein Ehepaar, sondern sind auch künstlerische Zusammenarbeitspartner und teilen das Interesse für Musik, Kunst und Literatur.

Königin Margrethe und Prinz Henrik heiraten 1967 Foto: Per Pejstrup, Ritzau Scanpix
Königin Margrethe und Prinz Henrik mit ihren beiden Söhnen Frederik und Joachim Foto: Allan Moe, Ritzau Scanpix

Das Volk war immer sehr nett zu ihr: Dänemark nimmt seit Jahrzehnten den Platz an der Sonne bei den beliebtesten Monarchien in Europa ein. Ein großer Teil der Ehre hierfür gebührt dem volkstümlichen Auftreten von Königin Margrethe, die mit Hingabe ihre Pflichten erfüllt.

Beständigkeit, Pflichtgefühl, Respekt vor der Tradition und Verantwortung für die Gesamtheit sind moralische Eckpfeiler ihrer Regierungszeit, die seit 1972 währt.

Wir haben in Dänemark keine Tradition dafür, abzutreten. Königin zu sein, ist eine Lebensaufgabe. So ist es in all den Jahren, in denen Dänemark ein Königreich gewesen ist, aufgefasst worden. Und so, meine ich, sollte es auch sein.

Königin Margrethe in einem Interview zu Jyllands-Posten
Am 15. Januar 1972 wird Margrethe Königin von Dänemark. Am Abend zuvor ist ihr Vater, König Frederik IX. gestorben. „Kong Frederik IX er død! Længe leve hendes majestæt dronning Margrethe II", rief Staatsminister Jens Otto Krag vom Balkon von Christiansborg. Königin Margrethe ist zu dem Zeitpunkt 31 Jahre alt. Foto: Vagn Hansen, Ritzau Scanpix

Vier wichtige Eigenschaften haben die dänische Monarchie in Margrethes  Regierungszeit laut der Zeitung „Berlingske Tidende“ als Institution in der Bevölkerung gefestigt.

Erstens ist Margrethe in der Regel sehr unpolitisch. Zweitens sind ihre Reden – auch wenn sie nicht politisch sind – berühmt für ihre Substanz. Drittens hat Margrethe in ihrer gesamten Regierungszeit ein großes Interesse für alle Teile des Gesellschaftslebens gezeigt. Viertens hat sie die schrittweise Modernisierung des Königshauses weitergeführt, die ihr Vater und ihre Mutter, König Frederik IX. und Königin Ingrid, begonnen haben.

Die Silvesteransprachen von Königin Margrethe sind legendär. Foto: Geert Bardrum, Ritzau Scanpix

Kaum eine dänische Silvesterfeier beginnt ohne die traditionelle Neujahrsansprache der Königin im Fernsehen. Diese hält die Nation zusammen und ist beinahe ein Muss für alle Landsleute in der Welt.

1,5 Millionen Menschen schauen zu, wie Margrethe langsam und für alle verständlich mit einigen Versprechern den großen dänischen Themen des Jahres noch einmal ihre gewichtige Stimme verleiht.

Begonnen mit der Ansprache ans Volk hatte einst König Christian IX. – seine gesprochenen Worte beschränkten sich in den 1880er Jahren jedoch aufs Zuprosten mit Trinksprüchen aufs Vaterland. Das Gewicht dieses heute für Außenstehende schwer zu begreifenden Brauchtums hat Margrethe II. sich erkämpft.

Dummclevere Sprüche

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihre Ansprache von 1984, als sie das Verhalten der Dänen gegenüber Einwanderern kritisierte: „Dann kommen wir mit unserem dänischen Humor und kleinen dummcleveren Bemerkungen. Dann begegnen wir ihnen mit Kaltherzigkeit, und dann ist es nicht weit bis zur Schikane und gröberen Methoden – das ist nicht nett von uns.“ Das Wort „dumsmart“ („dummclever“) fand daraufhin seinen Weg in die Wörterbücher.

Die Königin stellte später aber auch klare Forderungen an Einwanderer und Flüchtlinge.

 

Grüße ins Grenzland

Dänen aus den autonomen Gebieten Grönland und Färöer Inseln sowie die dänische Minderheit in Südschleswig können gewiss sein, dass die Königin sie am Ende grüßen wird, genauso wie die Soldaten im Auslandseinsatz. Das ist einfach immer so.

Mehrmals hat die Königin auch die deutsche Minderheit in Nordschleswig gegrüßt.

Gud bevare Danmark.

Königin Margrethe schließt ihre Neujahrsansprachen immer mit einem „Gott bewahre Dänemark".
Königin Margrethe und Prinz Henrik besuchten 1986 die deutsche Minderheit in Nordschleswig – hier begrüßt von Birgit Mørck und Peter Iver Johannsen vom Bund Deutscher Nordschleswiger. Foto: Privat, Deutsches Museum für Nordschleswig

1986 besuchte Königin Margrethe schließlich die deutsche Minderheit in Nordschleswig. Der Besuch begann in der Sankt Nikolai Kirche in Apenrade/Aabenraa. Nach dem Gottesdienst ging es weiter zur Deutschen Zentralbücherei in der Westerstraße.

Nach der dortigen Begrüßung durch den damaligen BDN-Hauptvorsitzenden Gerhard Schmidt und einer Besichtigung der Bücherei ging es weiter nach Tingleff/Tinglev. In der deutschen Nachschule betrachteten die Gäste unter anderem eine Ausstellung über die deutsche Minderheit, und es wurde zum Büfett geladen, schreibt Museumsleiter Hauke Grella über den symbolträchtigen Tag.

Zur Festveranstaltung in der Tingleffer Sporthalle mussten die Gäste eine Einlasskarte vorzeigen. Neben den Reden von Gerhard Schmidt als dem Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger und der Königin wurde ein vielfältiges kulturelles Programm dargeboten.

Der frühere Chefredakteur des „Nordschleswigers", Siegfried Matlok, bekam von Königin Margrethe den Ebbe-Munck-Preis überreicht. Foto: Privat

Nach 1986 hat es keinen offiziellen Besuch von Königin Margrethe bei der Minderheit gegeben. Allerdings hätte sie im Juli gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das neue Deutsche Museum für Nordschleswig in Sonderburg einweihen sollen. Aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs ist der Besuch aber abgesagt.

Bei anderen Veranstaltungen hatten Vertreter der deutschen Minderheit allerdings mehrfach die Gelegenheit, mit der Königin zu sprechen. Beim Auftakt zum Genforenings-Jahr 2020 traf sich die Königin in der Pause im Königlichen Theater mit dem BDN-Hauptvorsitzenden Hinrich Jürgensen und seiner Kollegin aus Südschleswig, Gitte Hougaard Werner, von Sydslesvigsk Forening.

Königin Margrethe besuchte im vergangenen Jahr die dänische Minderheit in Südschleswig.

 

Königin Margrethe wurde in Flensburg 2019 von einem deutsch-dänischen Fahnenmeer begrüßt. Foto: Marcus Dewanger, SHZ

Zu Weihnachten wurden meine Schwestern und ich uns einig, dass wir an Gravenstein festhalten wollen.

 

Königin Margrethe nach dem Tod ihrer Mutter Königin Ingrid, die seit 1936 das Gebrauchsrecht über das nordschleswigsche Schloss innehat. Das Gravensteiner Schloss war stets Mittelpunkt des königlichen Sommerurlaubs.
Königin Margrethe und ihre Familie kehren im Sommer immer wieder zurück zum Gravensteiner Schloss. Foto: Patrick Van Katwijk/DPA/Ritzau Scanpix

Königin Margrethe hegt enge Beziehungen zu Nordschleswig und vor allem zu Gravenstein, der Sommerresidenz der königlichen Familie. Jedes Jahr kehrt die Königin mit Familienmitgliedern nach Gravenstein zurück. Das Schloss und der Schlossgarten waren ihrer Mutter Königin Ingrid über Jahrzehnte ans Herz gewachsen.

Die Ankunft nach Nordschleswig variiert. Meist legt die Königin mit der Dannebrog in einem der Ostseehäfen an. Dort wird sie feierlich begrüßt – das gilt natürlich auch bei ihrer Ankunft in Gravenstein.

Königin Margrethe bei ihrem Besuch in Apenrade – gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Andresen Foto: Karin Riggelsen
Beim Gravensteiner Ringreiterumzug gibt es immer Blumen für die Königin. Foto: Karin Riggelsen

Wenn ich mit dem vergleiche, was meinen Kollegen im Ausland widerfährt, dann finde ich, dass wir zwei Hausnummern vom Paradies leben.

 

Königin Margrethe über den Umgang mit den Medien.
2018 verstarb Prinz Henrik, mit dem Königin Margrethe über 50 Jahre verheiratet war. Foto: Mads Nissen, Ritzau Scanpix

2018 verstarb Prinz Henrik im Alter von 83 Jahren. Auch im Tode ging der Prinz seinen eigenen Weg: Nach seiner Einäscherung wurden Teile in dänischen Gewässern verstreut, und ein restlicher Teil als Urne fand in seinem „geliebten“ Fredensborg eine letzte Ruhestätte.

Dabei war eigentlich geplant, dass sowohl die Monarchin als auch Prinz Henrik in eigens für sie vom Künstler Bjørn Nørgaard kreierten Sarkophagen in Roskilde liegen sollten. Preis: 29 Millionen Kronen.

„Es ist allgemein bekannt, dass Prinz Henrik jahrelang mit seiner Rolle und seinem zugeteilten Titel unzufrieden war“, sagte die Kommunikationschefin des Königshauses, Lene Balleby. „Für den Prinzen ist die Entscheidung, nicht neben seiner Frau im Sarkophag zu liegen, eine natürliche Konsequenz dessen, dass er nie einen gleichwertigen Rang wie seine Frau erhielt.“

Mit dieser Entscheidung brach der Prinz erstmalig die Tradition, dass königliche Regentenpaare zusammen im Dom beigesetzt werden.

Königin Margrethe und Prinz Henrik bei einem gemeinsamen Spaziergang auf der Insel Aarö. Foto: Karin Riggelsen

Königin Margrethes Geburtstag wird in diesem Jahr anders gefeiert als sonst. Normalerweise  wird sie von Tausenden von Gästen auf dem Schlossplatz von Amalienborg begrüßt, doch aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs ist dies am Donnerstag nicht möglich.

Die Königin hat außerdem darum gebeten, ihr keine Blumen zu schicken und stattdessen einen Strauß älteren Menschen in den Pflegeheimen zu schenken.

Zum Geburtstag hat sie allerdings ein neues offizielles Foto machen lassen – und eine Serie von Bildern mit den kommenden Königen Dänemarks, ihrem Sohn Frederik und dem Enkel Christian.

Königin Margrethe mit den kommenden Königen Dänemarks – ihrem Sohn Frederik und dem Enkel Christian. Foto: Per Morten Abrahamsen

Man würde an meinem Essen nicht sterben, aber ich bin mir nicht sicher, dass man meine Fahrerei überleben würde.

Königin Margrethe beweist neben ihrer Weisheit auch Humor.
Das neue offizielle Foto der Königin Foto: Per Morten Abrahamsen
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Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Roulette Royal“