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Streik der Krankenschwestern kann sich in die Länge ziehen

Streik der Krankenschwestern kann sich in die Länge ziehen

Streik der Krankenschwestern kann sich in die Länge ziehen

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Grethe Christensen will nicht ausschließen, dass sich weitere Krankenschwestern an dem seit dem 19. Juni andauernden Streik beteiligen werden. Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

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Die Vorsitzende von Dansk Sygeplejeråd, Grete Christensen, führt intensive Gespräche über eine mögliche Ausweitung des Streiks der Krankenschwestern, obwohl sie den bisherigen Streikverlauf als wirkungsvoll bezeichnet. Nur ein Krankenhaus berichtet von Überbelegung.

In den vergangenen drei Wochen haben etwa 5.000 Krankenschwestern gestreikt. Doch möglicherweise werden demnächst noch mehr Personen in den Konflikt zwischen Krankenschwestern und ihren Arbeitgebern, Danske Regioner und Kommunernes Landsforening, einbezogen.

„Im Augenblick erörtern wir intensiv, ob und wie wir weitere Gebiete in den Streik einbeziehen sollen. Ich kann nicht genau sagen, wann wir etwas bekannt geben werden, aber wir befinden uns inmitten gründlicher Überlegungen“, sagt Grethe Christensen, Vorsitzende von Dansk Sygeplejeråd.

Vier Wochen Vorlauf

Die Krankenschwestern müssen eine Ausweitung ihres Streiks vier Wochen im Voraus bekannt geben, doch Grethe Christensen zufolge befindet sich ausreichend Geld in der Streikkasse.

Lektorin und Arbeitsmarktforscherin an der Kopenhagener Universität, Nana Wesley Hansen, hält eine Ausweitung des Streiks für nicht unwahrscheinlich.

„Es würde einige Zeit dauern, bis er in Kraft tritt, doch dann können wir uns plötzlich auf einen sehr langwierigen Konflikt einstellen“, sagt sie.

Bisher über 28.000 verschobene Operationen und ambulante Behandlungen

Die vorangegangenen beiden Streikwochen haben zu 28.362 verschobenen Operationen und ambulanten Behandlungen geführt.

Dennoch sind die Auswirkungen der vielen ausgesetzten Operationen nach Auffassung von Gesundheitsprofessor Jakob Kjellberg begrenzt.

„12.000 bis 15.000 verschobene Operationen und Behandlungen innerhalb einer Woche sind eine beträchtliche Anzahl. Aber trotz allem ein relativ kleiner Anteil an der gesamten Produktionsleistung“, so Kjellberg, Gesundheitsprofessor bei Vive, dem Nationalen Forschungs- und Analysezentrum für Wohlfahrt.

Er verweist darauf, dass im Gesundheitswesen durchschnittlich knapp 300.000 ambulante Behandlungen pro Woche stattfinden.

Moderater Druck auf Arbeitgeber

Nana Wesley Hansen vertritt die Auffassung, dass der Streik einen moderaten Druck auf die Arbeitgeber ausübt, obwohl die Jahreszeit gegen die Krankenschwestern sei.

„Wir befinden uns in der Sommerperiode, in der das Krankenhauswesen auf etwas kleinerer Flamme fährt, und deshalb ist die Wirkung nicht so groß, wie es ansonsten vielleicht der Fall gewesen wäre“, sagt sie.

Streik zeigt Wirkung

Grethe Christensen ist bislang jedoch zufrieden mit dem Streik.

„Er zeigt ganz klar seine Wirkung. Die Dinge entwickeln sich so, wie wir es erwartet haben, mit den Einsatzschwerpunkten, die wir durchgeführt haben. Es ist vielleicht ein wenig überraschend für uns, dass es keine größere Bedeutung für unsere Arbeitgeber hat, dass mehr als 28.000 Personen ihre Behandlung oder Operation verschoben oder ganz abgesagt bekommen haben“, sagt sie.

Fertig behandelte Patienten müssen länger im Krankenhaus bleiben

In einigen Gegenden streikt auch das Pflegepersonal in der häuslichen Pflege oder in Altenheimen. Dort sind die Krankenhäuser dazu gezwungen, Patienten, deren Behandlung eigentlich abgeschlossen ist, zu behalten.

Das Universitätskrankenhaus Aalborg ist davon am stärksten betroffen.

Hier sei die Behandlung für 35 Patienten abgeschlossen, und in mehreren Abschnitten des Krankenhauses müssten sie auf den Gängen liegen, so die fachliche Direktorin Lisbeth Lagoni.

„Wir haben Patienten, die wir entlassen können, und wir haben viele Ältere, die nicht nach Hause kommen können, weil sie eine Betreuung durch eine Krankenschwester benötigen. Sofern die ausbleibende Betreuung nicht lebensbedrohlich oder mit erheblichen Nachteilen für die Gesundheit verbunden ist, müssen diese Patienten weiterhin im Krankenhaus bleiben. Das ist eine schwierige Situation“, sagt sie.

Situation beherrschbar

In der Region Süddänemark befinden sich 26 Patientinnen und Patienten, deren Behandlung eigentlich abgeschlossen ist, weiterhin im Krankenhaus. Der Großteil von ihnen liegt im Sygehus Sønderjylland. Aber mit der Situation könne durchaus umgegangen werden, wie das Krankenhaus mitteilt.

In der Region Seeland sind vor allem die Krankenhäuser in Slagelse und Næstved davon betroffen, dass Ferienzeit und Mitarbeitermangel in kommunalen Einrichtungen zusammen mit dem Krankenschwesternstreik dazu führen, Patienten länger in der Klinik zu behalten.

Das berichtet Niels Reichstein Larsen, Direktor für die Krankenhäuser in Næstved, Slagelse und Ringsted.

„Zusammengenommen bedeutet dies, dass es zu etwas längeren Belegungszeiten kommt, und dass es schwieriger ist, Patienten zu entlassen.“

Die Region Hovedstaden teilt mit, dass die momentan 67 fertig behandelten Patienten in der gesamten Region den Druck auf die Krankenhäuser erhöhen.

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