Thronjubiläum

Deutsche Minderheit erzählt: So ist es, die Königin zu treffen

Deutsche Minderheit erzählt: So ist es, die Königin zu treffen

Minderheit erzählt: So ist es, die Königin zu treffen

Max Hey
Max Hey
Nordschleswig
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Blumen für die Königin, wie hier vor ihrem Sommerdomizil in Gravenstein (Gråsten) in der Kommune Sonderburg, wird es sicherlich auch im 50. Thronjahr reichlich geben. Foto: Karin Riggelsen

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Ob zum ersten oder fünften Mal, erst kürzlich oder schon vor über 30 Jahren – der Königin zu begegnen ist und bleibt etwas Besonderes, und auch für die deutsche Minderheit hat Ihre Majestät eine spezielle Bedeutung.

Seit 50 Jahren sitzt Königin Margrethe II. mittlerweile in Dänemark auf dem Thron. Zu diesem festlichen Anlass haben wir mit einigen der vielen Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger gesprochen, die im Laufe der Jahre die Ehre hatten, die Monarchin aus nächster Nähe zu erleben.

Hans Heinrich Hansen – hier als Redner zur Feier der 75-jährigen Zugehörigkeit Nordschleswigs zu Dänemark auf Düppel (Dybbøl) 1995 – ist ehemaliger Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) und Ehrenpräsident der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN). Foto: DN

Hans Heinrich Hansen: Die große Kunst

„Ich habe die Königin schon des Öfteren getroffen, und es war jedes Mal imponierend. Bei meinem persönlichen Gespräch mit ihr vor etwa 25 Jahren hat sich auch direkt mein erster Eindruck bestätigt, nämlich dass sie eine sehr große Persönlichkeit ist. Sie beherrscht es wie niemand anderes, eine gewisse Nähe zu ihrem Gegenüber zu generieren und gleichzeitig diese königliche Distanz zu wahren. Dieses Vereinen von Nähe und Abstand ist eine sehr große Kunst und zeigt, wie würdig sie ihres Amtes ist.

Außerdem habe ich sehr großen Respekt vor ihrem Intellekt. Sie hat zu allem ihre eigene Meinung und scheut sich auch nicht, diese zu äußern. Als sie den Thron bestieg, stand es nicht gut um das Königshaus, aber Margrethe hat gezeigt, dass sich Republik und Monarchie nicht ausschließen müssen, und sie hat die Bedeutung der Krone über die Jahre durchaus gestärkt. Das zeigt sich auch darin, wie viele in Dänemark ihre Neujahrsansprache verfolgen. Dann ist es umso schöner, wenn sie dort auch die Minderheit erwähnt.“

Erwin Andresen
Erwin Andresen traf Königin Margrethe und Prinz Henrik bei ihrem Besuch in der Kommune Apenrade (Aabenraa) im September 2015. Foto: Karin Riggelsen

Erwin Andresen: Bewusstsein für das Grenzland

„Ich habe die Königin vor sechs Jahren bei ihrem offiziellen Besuch in Apenrade getroffen, wo wir als Stadtrat auf die königliche Yacht geladen waren. Dort haben wir als Schleswigsche-Partei-Vertreter uns vor allem mit Prinz Henrik über das Grenzland ausgetauscht, das er sehr gut kannte. Er war sehr interessiert daran, wie es um die Minderheit bestellt ist und wie es uns als Repräsentanten einer Minderheit ergeht. Das war sehr schön. Der Königin haben wir uns – auch durch die vielen Menschen, die dort waren – nur kurz vorgestellt, aber sie war sehr zugänglich und höflich.

Ich bin ein absoluter Royalist. Ich finde, das Königshaus repräsentiert Dänemark ganz ausgezeichnet und ist sich auch der Minderheit und der Bedeutung von Nord- und Südschleswig sehr bewusst. Durch ihre Sommerresidenz in Gravenstein kennt die Königin die Region auch sehr gut, und es war toll, dass sie uns in der Neujahrsansprache erwähnt hat.“

Anneliese Bucka
Auf Vorschlag von Anneliese Bucka aus der Kommune Tondern (Tønder) backten die Sozialdienste Nordschleswigs vor 35 Jahren Torten für den königlichen Besuch in Tingleff (Tinglev). Foto: Cornelius von Tiedemann

Annelise Bucka: Eine sozial engagierte Frau

„Ich habe 1986 kurz mit Margrethe gesprochen, als sie gemeinsam mit Prinz Henrik die Minderheit in Tingleff besuchte. Für diesen Anlass haben die Sozialdienste Torten für die Königin gebacken, und darauf habe ich die Königin – als Vorsitzende des Sozialdienstes Nordschleswig – aufmerksam gemacht. An viel mehr kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern, das ist schon so lange her.

Ich verfolge die Königsfamilie aber immer noch sehr genau und sehe mir alles über das Königshaus an. Und ich bin besonders stolz darauf, dass wir eine Königin haben. Sie macht das wunderbar, und ich finde es großartig, dass sie auch an die denkt, die es nicht so gut haben in dieser Welt.“

Stefan Kleinschmidt, Vizebürgermeister von Sonderburg, überreicht Königin Margerethe vorm Schloss Gravenstein vom Pferd aus einen Blumenstrauß.
Stephan Kleinschmidt, Vizebürgermeister von Sonderburg, überreicht Königin Margrethe vor dem Schloss Gravenstein vom Pferd aus einen Blumenstrauß. Foto: Karin Riggelsen

Stephan Kleinschmidt: Identifikationsfigur

„Ich hatte gleich mehrmals das Vergnügen, der Königin zu begegnen. Letztmals im Rahmen der Eröffnung des königlichen Küchengartens des Schlosses Gravenstein im Sommer 2020. Da hatte ich gemeinsam mit einigen anderen Personen die Ehre, an den Tisch der Königin geladen zu werden, und ich berichtete ihr von dem grenzübergreifenden Blumen-Bauen-Brücken-Projekt. Sie wirkte auf mich unheimlich nahbar und sehr interessiert an der Region, der grenzübergreifenden Zusammenarbeit und der Minderheit. Und ich war auch beeindruckt, welch fundiertes Wissen sie zu diesen Themen hatte.

Insgesamt empfand ich es einfach als etwas sehr Besonderes, die Möglichkeit zu haben, mit ihr zu sprechen und finde es großartig, dass sie ihre repräsentative Funktion so stark ausfüllt. Das zeigt nicht nur, dass Parlamentarismus und Monarchie durchaus vereinbar sind, sondern es schafft auch etwas unheimlich Wertvolles. Ich kann mich mit dieser Staatsform und dieser Königin sehr stark identifizieren, sie vertritt nicht nur die Dänen, sondern auch die gesamte Bevölkerung Dänemarks. Das finde ich großartig.“

Pastorin Christa Hansen und die evangelische Gemeinde Hadersleben (Haderslev) arbeiten eng mit der in Wittenberg zusammen. Foto: Karin Riggelsen

Christa Hansen: Deutsche Zeitungen zur Vorbereitung

„Ich habe schon mehrere Gottesdienste, die die Königin besucht hat, begleitet und vorbereitet. Das letzte Mal war im Juni vergangenen Jahres im Haderslebener Dom. Aber Raum für ein persönliches Gespräch gab es 2016 in der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Dort hat sie ein von ihr gestaltetes Antependium eingeweiht, und darüber haben wir uns ausgetauscht.

Sie ist einfach aufrichtig interessiert und offen, nicht nur was die evangelische Kirche anbelangt, sondern auch generell. Ich habe gehört, dass sie in den drei Wochen vor einem Deutschlandbesuch nur deutsche Zeitungen liest und deutsche Nachrichten schaut. Das zeigt einfach, mit welcher Hingabe sie ihr Amt ausfüllt. Ich habe großen Respekt vor ihr und ihrer Arbeit, sie macht einen tollen Job.

Für mich hat die Königin auch eine biografische Bedeutung. Mein Vater war in der Leibgarde in Amalienborg unter ihrem Vater, König Frederik IX. Deswegen spielte das Königshaus schon in meiner Kindheit eine große Rolle. Ich war 13 Jahre alt, als Margrethe Königin wurde. Seitdem sind 50 Jahre vergangen. Das zeigt, wie alt ich schon bin.“

Das Apenrader Stadtratsmitglied Kurt Andresen ist stolz darauf, dass Dänemark von einer Königin repräsentiert wird. Foto: Karin Riggelsen

Kurt Andresen: Ungezwungen familiär

„Ich habe die Königin im Rahmen ihres Besuches in Apenrade 2015 getroffen. Nachdem wir vormittags im Rathaus waren, waren wir abends auf ihr Schiff eingeladen. Und das war wirklich etwas sehr Besonderes, weil sie uns in ihren privaten Räumlichkeiten willkommen geheißen hat – ohne Presse etc. Dementsprechend hatte das Ganze auch etwas sehr Ungezwungenes und fast schon Familiäres.

Die Königin hat wirklich sehr viel Charisma. Ich war nur überrascht, wie viel sie raucht. Wir waren an den Tisch ihres Ehegatten geladen. Und Prinz Henrik war wirklich interessiert an unseren Belangen und politischem Steckenpferd. Und ich glaube, auch die Königin interessiert sich sehr für die Minderheit und pflegt eine spezielle Beziehung zu Nordschleswig.

Ich selbst würde mich schon als Royalist bezeichnen. Ich schau mir immer ihre Neujahrsansprache an und bin stolz darauf, dass wir eine Königin haben. Das ist schon etwas familiärer und traditioneller als ein Bundespräsident, dessen Amt immer wieder neu besetzt wird. So haben wir zum Beispiel Prinz Frederik heranwachsen sehen, in dem Wissen, dass er eines Tages seine Mutter beerben wird.“

Carl Jürgen Bock beim königlichen Neujahrsempfang (Nytårskur) für die Richter des Obersten Gerichtshofs, Offiziere der königlichen Leibgarde und des Gardehusarregiments in Amalienborg, 2020 Foto: Carl Jürgen Bock

Carl Jürgen Bock: Erst tollpatschig, dann schlagfertig

„Ich war von 1963 bis 1965 berittener Gardehusar bei König Frederik IX. und bin Vorsitzender des Gardehusarenvereins Sønderjylland. Dadurch begleite ich die Königin auch häufiger bei ihren Nordschleswig-Touren. Den königlichen Leibgarden und Gardehusaren gegenüber empfand ich sie immer als sehr freundlich und gut aufgelegt.

Zudem ist sie eine starke und schlagfertige Frau. Das war allerdings nicht immer so. Als Jugendliche und auch im Alter von 32 Jahren – als sie 1972 Königin wurde – habe ich sie als ein bisschen tollpatschig wahrgenommen. Aber mit der Zeit hat sie nicht nur an Erfahrungen gewonnen, sondern auch gelernt, jede Situation zu meistern.

Sie hat einen enormen Wissensschatz, ist sehr gut informiert und spricht fließend Deutsch, Englisch, Französisch und Schwedisch. Ich habe ihrem Vater immer gerne gedient und bin stolz, eine Königin zu haben, aber ich bin auch stolz, einen Bundespräsidenten zu haben. Ich bin Däne und Deutscher, da gibt es für mich keinen Unterschied.“

 

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