Corona-Krise

Schwierige Zeit für Musiker

Schwierige Zeit für Musiker

Schwierige Zeit für Musiker

Bülderup-Bau/Bylderup-Bov
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OS3-Auftritt vor tanzender Menge: Das hat es seit mehr als einem Jahr wegen Corona nicht mehr gegeben. Foto: OS3

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Keine Auftritte, keine Einnahmen: Haupt- und nebenberufliche Künstler sind durch die Corona-Krise seit Monaten gebeutelt. Ein Lied davon singen kann Henrik Carlsen, treibende Kraft der nordschleswigschen Band „OS3“. Gleiches gilt für Betina Westergaard aus Tingleff von der Band „6feet“.

„Am 13. März ist es ungefähr ein Jahr her, dass wir das letzte Mal aufgetreten sind. Ein trauriges Jubiläum“, sagt Henrik Carlsen, Musiker und Mitglied der über Nordschleswig hinaus bekannten Unterhaltungsband „OS3“ (Wir drei).

Der Band gehören vier Mitglieder an. Als hauptberuflicher Musiker ist Henrik Carlsen auch in den abgespeckten OS3-Teams „Trio“ und „Duo“ auf Achse. Beim Duo tritt er mit Klaus Riedel auf, beim Trio gehört noch Martin Pregaard dazu. Bei Auftritten der gesamten Band ist auch Peter Muus dabei.

Ob mit der gesamten Band, als Trio oder als Duo: Henrik Carlsen hat seit nunmehr einem Jahr keine Auftritte mehr gehabt – und keine Einnahmen.

Davon abgesehen, dass der Bülderup-Bauer in Sachen Auftritten zum Nichtstun verdammt war und ist, musste er um sein Einkommen fürchten.

Mit Lohnersatz über die Runden

Da die Musik sein Hauptberuf ist, hat er Kompensation aus dem Corona-Hilfspaket bekommen können.

„Voraussetzung war zunächst, dass man Buchungen nachweisen konnte, die storniert wurden und somit ein Verdienstausfall vorliegt. Das war ja kein Problem“, berichtet Carlsen.

„OS3“ wird oft monatelang, zum Teil sogar Jahre im Voraus gebucht.

Henrik Carlsen ist als Musiker zum Nichtstun verdammt. Wegen der Corona-Krise können er und Kollegen der Band „OS3" seit geraumer Zeit nicht vor Publikum auftreten. Foto: OS3

Henrik Carlsen hat als professioneller Musiker zumindest einen Teil seiner Einkünfte erhalten.

„Es gibt da genaue Vorgaben. Der Verdienstausfall muss mindestens 30 Prozent der Einnahmen betragen, und man kann maximal 75 Prozent des Verlustes geltend machen. Die Obergrenze liegt aber bei 23.000 Kronen im Monat. Da davon auch noch Steuern abgehen, bleibt nicht gerade viel übrig“, sagt der Familienvater.

Er wartete im vergangenen Jahr zunächst ab, wie es mit der Corona-Lage so weitergeht und schaute sich erst einmal nicht nach einer anderen Beschäftigung um.

Länger als gedacht

„Wie wohl viele andere auch, dachte ich, dass es bald überstanden ist. Ich genoss es sogar, am Wochenende mal nicht auftreten zu müssen und die Wochenenden anders zu erleben. Ich sah es auch als gute Gelegenheit, mal durchzupusten und neue Kraft zu schöpfen“, erinnert sich Carlsen an seinen Gemütszustand zu Beginn der Krise vor fast genau einem Jahr.

Die Stimmung schlug dann schnell um, als klar wurde, dass die Krise mit all ihren Restriktionen länger anhalten wird. Auftritte mussten Carlsen und Kollegen erst einmal ad acta legen.

Es sind nun einmal merkwürdige Zeiten, und ich versuche, positiv zu denken.

Henrik Carlsen

Henrik Carlsen suchte nach einer Beschäftigung.

Im August heuerte er als Lagerarbeiter zunächst in Klipleff (Kliplev) an und ist nun im Lager eines Möbelgeschäfts in Apenrade (Aabenraa) tätig.

Für ihn gilt es dabei, die A- und B-Steuern im Blick zu haben, um die Einnahmen mit den Hilfsgeldern in Einklang zu bringen.

„Bei anderen, die hauptberuflich anderweitig tätig sind, wie bei uns Peter Muus, kamen Förderzahlungen wegen des Gehalts nicht infrage“, berichtet Carlsen.

So schwer die Situation für ihn und seine Bandkumpels seit geraumer Zeit auch ist, einen mentalen Knacks habe er nicht bekommen.

Positiv bleiben

„Das glaube ich zumindest nicht. Es sind nun einmal merkwürdige Zeiten, und ich versuche, positiv zu denken“, sagt der 52-Jährige, der seit dem Teenageralter Musik macht.

Zuversicht auf bessere Zeiten können Henrik Carlsen und Co. unter anderem aus den vielen Anfragen und Buchungen schöpfen.

Die Band „OS3“ mit Klaus Riedel, Henrik Carlsen, Martin Pregaard und Peter Muus Foto: OS3

„Wir bekommen nach wie vor viele Rückmeldungen und vor allem auch Buchungsanfragen. Die Leute sind da positiv gestimmt, und das freut uns natürlich“, so Carlsen mit sehnsüchtigem Blick auf bessere Zeiten mit Liveauftritten.

„Die Leute sehnen sich danach, bei großen Festen miteinander feiern zu können und buchen auf Verdacht, dass es klappen könnte. Ich finde, es ist ein wenig wie nach der großen Depression, als die Menschen wieder Geld hatten und aus der Lethargie erwachten“, so Carlsen in Anlehnung an die große Weltwirtschaftskrise vor rund 100 Jahren.

Damals starteten die Menschen euphorisch durch, als die Krise überwunden war.

So ähnlich wird es sicherlich auch sein, wenn die Corona-Krise überstanden ist, vermutet der Bülderup-Bauer.

Der Auftragskalender ist auf jeden Fall schon einmal gut gefüllt.

Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben

Es sind neue Buchungen eingegangen, und an vielen Veranstaltungen mit „OS3“, die coronabedingt nicht stattfinden konnten, ist mit einem späteren Datum festgehalten worden.

„Da gibt es zum Beispiel ein Ehemaligenfest, das verschoben wurde und bei dem wir gern wieder spielen würden“, so Henrik Carlsen mit einem Schmunzeln zum Auftritt beim Ehemaligenfest der Deutschen Schule Tingleff, bei dem die Band schon öfter – mit viel Erfolg – für Stimmung gesorgt hat. Mit Peter Muus hat die Band obendrein einen ehemaligen Schüler in ihren Reihen.

Ein Bild, wie es bei Auftritten von „OS3“ häufig zu sehen ist: Partygäste in Hochstimmung. Foto: OS3

Aufgrund der noch unsicheren Situation, ob größere Fest stattfinden können, sieht die Band im Moment von ihren Stornoregeln ab.

„Die Veranstalter können unbesorgt buchen. Sollte die Durchführung wegen Corona nicht möglich sein, dann wird nichts berechnet. Wir können die Leute ja nicht dafür bestrafen, wenn die Krise andauert“, so Carlsen.

Das Ehemaligenfest der Tingleffer Schule ist wegen der unklaren Lage auf Mai 2022 verlegt worden. Dann sollte es mit Zutun von Henrik Carlsen und seinen Musikerkollegen nun wirklich über die Bühne gehen können.

Gleiche Branche, gleiches Schicksal

Das nahezu identische Corona-Schickal durchlebt die Tinglefferin Betina Westergaard von der Band „6feet“. Sie hat sich ebenfalls hauptberuflich der Musik verschrieben und ist die treibende Kraft der Band.

Da ihr Lebensgefährte Bo Lyhne Abild auch der Band angehört, „ist unser Haushalt quasi doppelt von der Krise betroffen“, so Betina Westergaard.

Hat auch lange nicht mehr mit der Band „6feet" auftreten können: Betina Westergaard. Foto: HPB (Archiv)

Sowohl sie als auch ihr Lebenspartner haben sich ebenfalls um Kompensationsgelder bemüht und um eine andere Beschäftigung.

Betina Westergaard hat zunächst als Verkäuferin in einer Bäckerei in Apenrade gejobbt und geht mittlerweile einer Tätigkeit in der Verwaltung der Tingleffer Elementfabrik „Contiga“ nach.

Die Band füllt aber auch ohne Auftritte nach wie vor viel in ihrem Leben.

„Wir üben jedes Wochenende, und jedes Wochenende erledige ich die Verwaltungsaufgaben wie das Beantworten von Buchungsanfragen, Stornierungen und vieles mehr.“

Wie ihr Kollege Henrik Carlsen von „OS3“ hofft auch Betina Westergaard, dass die Lage sich entspannt und Auftritte bald wieder möglich werden.

„Ich glaube aber, dass es erst einmal nur bei Privatfesten möglich wird. Größere Veranstaltungen werden vermutlich noch längere Zeit nicht stattfinden können“, so Westergaard.

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