Energiewende

Neue Anlage in Fröslee soll Abfackeln von Biogas verhindern

Neue Anlage in Fröslee soll Abfackeln von Biogas verhindern

Neue Anlage in Fröslee soll Abfackeln von Biogas verhindern

Nordschleswig
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Biogas aus Sollwig soll in das zentrale Gasnetz eingespeist werden. Foto: Anaergia A/S

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Die Produktion an Biogas steigt in Nordschleswig und Dänemark deutlich an. Die gesamte Menge kann nicht verbraucht werden, weil es nicht überall ins Gasnetz eingespeist werden kann. Der staatliche Energieversorger will das Problem mithilfe sieben neuer Anlagen beheben.

Die Situation mutet absurd an: Einerseits wollen wir das Erdgas so schnell wie möglich loswerden, andererseits muss die Biogasproduktion teilweise gedrosselt, das Gas sogar in einzelnen Fällen abgefackelt werden.

Die Erklärung des Paradoxes: Biogas kann nicht ohne Weiteres in das zentrale Gasnetz eingespeist werden, sondern muss unter Druck gesetzt werden. Produziert eine Anlage mehr als im Lokalgebiet verbraucht wird, bedarf es daher einer Kompressionsanlage, Rückführungsanlage genannt, um es in das große Verteilernetz einzuspeisen. Wie zuvor im „Nordschleswiger“ beschrieben, kann dies Problem mit schuld sein, dass sich der Ausbau der Anlage Envo Biogas in Sollwig (Solvig) bei Tondern (Tønder) verzögert.

Die sieben neuen Anlagen

Nordschleswig

Fröslee. Fertigstellung: September 2026

Südjütland

Nørskov. Fertigstellung: März 2026

Selskær. Fertigstellung: Dezember 2026

 

Mitteljütland

Herning. Fertigstellung: März 2025

 

Fünen

Vissenbjerg. Fertigstellung: September 2025

 

Nordjütland

Haverslev. Fertigstellung: Juni 2026

 

Seeland

Køge. Fertigstellung: Dezember 2025

Mehr Gas als für lokalen Bedarf

Die Produktion an Biogas ist in Dänemark deutlich angestiegen und erreichte im vergangenen Jahr 34 Prozent des gesamten Gasverbrauchs.

„Doch gleichzeitig mit der steigenden Produktion bedeuten die Energiekrise, steigende Gaspreise, der Krieg in der Ukraine sowie die Sorge um die Versorgungssicherheit, dass der Verbrauch an Gas deutlich gesunken ist. Daher können vor allem in den Sommermonaten Situationen entstehen, wo die Produktion an Biogas den lokalen Bedarf übersteigt“, sagt Peter Hodal, Direktor für Gastransmission beim staatliche Energieversorger Energinet, laut einer Pressemitteilung.

Biogas muss unter Druck gesetzt werden

Jetzt will der staatliche Energieversorger Energinet Abhilfe schaffen. Sieben neue Anlagen sollen dafür sorgen, dass das Biogas von lokalen Produktionsstätten zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern im Rest des Landes gelangt. Eine dieser Anlagen baut Energienet in Fröslee (Frøslev).

Die sieben geplanten (gelb) und vier existierenden (hellblau) Kompressionsanlagen (Rückführungsanlagen). Die Kreise zeigen die Regionen, in denen die Biogasproduktion den lokalen Bedarf übersteigen kann. Die weißen Striche zeigen lokale Gasleitungen, die blauen die Hauptleitungen. Foto: Energinet

Man kann sagen: Der Gasstrom wird umgekehrt. Wo das Erdgas aus der Nordsee in das zentrale Verteilernetz und von dort in das lokale Verteilernetz fließt, wird das Biogas in das lokale Netz eingespeist und von dort in das zentrale Netz. Daher muss es unter Druck gesetzt werden, um im ganzen Land verteilt zu werden.

Ausbau bei Tingleff

Eine solche Kompressionsanlage gibt es bereits in Terkelsbüll (Terkelsbøl) bei Tingleff (Tinglev). Dort wird auch die Biogasanlage in Sollwig angeschlossen.

„Für die derzeitige Produktion von Envo reicht die Kapazität in Terkelsbüll aus“, sagt Niels Franck, Senioringenieur bei Energinet, dem „Nordschleswiger“.

Doch das wird nicht lange so bleiben. Vor kurzem erst hat auch i Quars (Kværs) eine Anlage begonnen, das nachhaltige Gas zu produzieren und weitere sind in Nordschleswig in Bau oder in Planung. Die lokalen Netze in Richtung Sonderburg (Sønderborg) und Tondern werden zusammengeschlossen.

„Dann reicht die Kapazität in Terkelsbüll nicht mehr aus. Wir arbeiten daher daran, dort die Kapazität zu erweitern, dann müsste es so eben für den derzeitigen Ausbau in der Region reichen“, erläutert Frank.

Neue Anlage in Fröslee

Energinet wird mit der Erweiterung in Terkelsbüll innerhalb von ungefähr zwei Jahren fertig sein. Zuvor braucht es Umweltgenehmigung und eine Ausschreibung. Doch selbst nach der Erweiterung wird es mittelfristig nicht ausreichen. Deshalb baut Energinet in Fröslee bis September 2016 eine von insgesamt sieben neuen Anlagen.

„Mit den weiteren Projekten, die sich in der Pipeline befinden, benötigen wir schon bald mehr Kapazität“, so Franck.

Beschleunigter Ausbau

In anderen Regionen des Landes ist das Problem noch drängender. Daher werden die Anlagen dort früher gebaut. Gemeinsam mit dem Gasnetzbetreiber Evida arbeitet Energienet auch an zwischenzeitlichen Lösungen.

„Es gibt leider keine Haurucklösungen, simple Kompressionsanlagen oder Ähnliches. Aber wir arbeiten so schnell wir können daran, neue Anlagen zu bauen. Außerdem untersuchen wir, ob wir technische Abkürzungen finden können, damit die lokale Biogasproduktion ins ganze Land verteilt werden kann und nicht in geschlossenen, lokalen Gas-Blasen gefangen wird“, so Direktor Peter Hodal.  

Dänemark will bis 2035 das Erdgas vollständig durch Biogas ersetzen.

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