Grüne Wende

In Sollwig ist die Biogas-Produktion heruntergefahren worden

In Sollwig ist die Biogas-Produktion heruntergefahren worden

In Sollwig ist die Biogas-Produktion heruntergefahren worden

Sollwig/Solvig
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Bis die Biogasanlage in Sollwig fertig ist, muss noch viel gebaut werden (Archivfoto). Foto: Anaergia A/S

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Güllelieferungen sind weiter möglich. Die Pause soll bis Herbst laufen. Dänische Biogasanlagen erzielten 2022 einen neuen Rekord. Doch nun muss die Erzeugung gedrosselt werden.

Seit Herbst 2022 wird aus Gülle Biomethan in Sollwig (Solvig) gewonnen. Doch nun herrscht fast Stillstand, der sich bis zum Herbst hinziehen soll. Der kanadische Konzern Anaergia besitzt und betreibt das Werk Envo Biogas Tønder. 

Die Anlage wird etappenweise ausgebaut und bis zu seiner Spitzenleistung hochgefahren. Im Jahr 2024 soll das Werk ganz fertig sein. Es soll dann 29.000 Haushalte mit Gas versorgen können. Jetzt ist die Produktion auf ein Minimum gedrosselt worden. Im Sommer soll weitergebaut werden, haben die Handwerker zu wissen bekommen.

Trotz mehrfacher Versuche war es nicht möglich, den Sollwiger Projektleiter, Robert Allan Murry, zur Situation zu befragen.

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen und Kommunaldirektor Lars Møldrup besuchten vor Weihnachten die Biogasanlage. Rechts die Prozess- und Substratmanagerin Bodil Karlsmose Kilem und der Geschäftsführer und Projektleiter, Robert Allan Murry (3. v. r., Archivfoto) Foto: Tønder Kommune

Doch die aktuellen Turbulenzen auf dem Weltmarkt, verschuldet durch den Ukraine-Krieg mit Preisschwankungen für Gas und Öl, treffen nicht nur das Sollwiger Werk.

 

Staat: Drückt auf die Bremse

Der Staat hat über die Vertriebsgesellschaft Energinet und die ebenfalls staatliche Gesellschaft Evida den Biogasanlagen mitgeteilt, dass sie ihre Produktion drosseln und im Notfall sogar das Methangas abfackeln sollen. Das Problem ist unter anderem, dass Energinet nicht sogenannte Kompressionsstationen gebaut hat, die die Einspeisung des gewonnenen Methans in das Gassystem möglich machen. Auch im Sollwiger Fall sollen diese Vorrichtungen fehlen.

Energinet hat mitgeteilt, dass 800 Millionen Kronen für diese Stationen investiert werden. Ein weiteres Problem ist, dass das dänische Gasnetz keine Kapazität hat, weiteres Biogas aufzunehmen. Die Gasleitungen sind voll: Die Verbraucherinnen und Verbraucher sparen Heizkosten, was ihnen aufgrund der milden Temperaturen möglich ist.

Außerdem ist die Produktion der umweltfreundlicheren Energie im vergangenen Jahr in den rund 190 dänischen Werken stark gestiegen und hat eine Rekordhöhe erreicht, sodass diese erneuerbare Energieform 40 Prozent des Gasverbrauchs für 2022 abgedeckt hat.

 

Biogas auf dem Vormarsch

Es wird erwartet, dass Biogas im Jahr 2030 schon ungefähr 70 Prozent erreicht hat. 2021 lag das Verhältnis noch bei 20 Prozent Biogas und 80 Prozent Erdgas, schreibt die staatliche Energiebehörde Energistyrelsen. Im vergangenen Jahr soll die Produktion auf mehr als 800 Millionen Kubikmeter Biogas gestiegen sein. Davon wurden 622 Millionen Kubikmeter ins Gasnetz eingespeist, die restlichen wurden direkt an die Industrie und Kraftwärmewerke geliefert.

In die derzeitige Zwickmühle ist auch das Sollwiger Projekt geraten, dessen Bau schon seit seiner Planung auf viele Hindernisse gestoßen ist. Eigentlich hätte es schon 2014 den Betrieb aufnehmen sollen.

Doch die Inbetriebnahme von Envo Biogas Tønder ließ lange auf sich warten. Solange, dass das Projekt schon mehrfach totgesagt wurde.

Anaergia kaufte im November 2021 nicht nur das Projekt, sondern auch das bisherige Planungsbüro Envo von Bo Asmussen in Apenrade (Aabenraa) und berief mit dem Kanadier Robert Allan Murray einen neuen Mann an die Spitze anstelle von Asmussen.

Für die Lieferung des organischen Abfalls wurde im Juni 2022 die Gesellschaft „Leverandørforeningen Envo Biogas Tønder“ gegründet. Vorsitzender wurde der Schweineproduzent Per Dalgaard aus Toftlund.

Weitere Güllelieferanten in den Startlöchern

Wenig später gründeten andere Landwirte als potenzielle Lieferanten den Verein Leverandør Sydvest, die sich nicht den Envo-Lieferverträgen mit einer Laufzeit von zehn Jahren anschließen wollten.

An einer Zusammenarbeit sei man interessiert, versicherte der Vorsitzende, Schweinezüchter Bo Bejer aus Alsleben (Alslev) bei Lügumkloster (Løgumkloster). Der Landwirt unterstreicht nochmals, dass die 55 Mitglieder des Vereins, der damit weiter größer ist als „Leverandørforeningen Envo Biogas Tønder“, auch an einer Zusammenarbeit mit dem Biogaswerk interessiert seien, nicht aber mit den langen Verträgen.

Bislang konnten einige Mitglieder ihre Gülle an kleinere Biogaswerke, wie zum Beispiel das in Storde bei Bredebro, liefern, hätten aber weitaus größere Lieferkapazität, so Bo Bejer.

 

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