Energiewende

Das ist der Stand zur dänischen Gasunabhängigkeit durch Biogas

Das ist der Stand zur dänischen Gasunabhängigkeit durch Biogas

Das ist der Stand zur dänischen Gasunabhängigkeit mit Biogas

Dänemark/Nordschleswig
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Die Biogasanlage von Sustainable Bio Solutions in Klipleff (Kliplev) wurde im Juni 2022 in Betrieb genommen (Pressefoto). Foto: SBS

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In Sachen Biogas ist Dänemark vielen Ländern einen Schritt voraus. Das hat auch Auswirkungen auf die Abhängigkeit des Landes von Erdgaslieferungen aus dem Ausland. Was Dänemark anders macht als andere und wie der Status quo ist, erklärt der „Nordschleswiger“ hier.

Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist das Streben nach einer unabhängigen Energieversorgung auf der politischen Agenda sämtlicher Staaten ganz nach oben gerutscht. Dabei steht besonders die Gasversorgung im Fokus.

Was das angeht, ist Dänemark vielen anderen europäischen Ländern einen Schritt voraus. Vor allem die Einspeisung von Biogas ins Gasnetz spielt hierzulande eine große Rolle.

Aber wie funktionieren Biogasanlagen eigentlich? Welchen Anteil haben sie an der hiesigen Gasversorgung, was macht Dänemark anders als andere Länder, und wie ist der Zeitplan auf dem Weg zur Gasunabhängigkeit? Ein Status quo.

Wie funktioniert eine Biogasanlage?

Eine Biogasanlage lässt sich mit einem riesigen Kompost vergleichen, in dem sich Biomasse zersetzt. Biomasse – das können Substanzen wie Pflanzen, Essensreste, Mist oder Gülle sein. Gibt man sie in die Biotonne, verändert sich die Biomasse mit der Zeit, denn sie wird von Bakterien zersetzt.

Dabei entstehen Gase: hauptsächlich Methan und Kohlendioxid. Methan ist das Produkt, das für die Energieversorgung relevant ist.

Laut Zahlen der dänischen Energiebehörde Energistyrelsen macht Methan etwa 50 bis 70 Prozent der entstehenden Gase aus. Beim klimaschädlichen Kohlendioxid (CO₂) sind es rund 30 bis 50 Prozent.

Ein Forschungsteam der Syddansk Universitet (SDU) hat übrigens einen Filter entwickelt, der CO₂ in Methan umwandeln kann und damit eine große Bedeutung in der Biogas-Produktion einnehmen könnte. Der Biogasproduzent „Nature Energy“ testet diesen.

Wie groß ist der Anteil der Biogasversorgung an der Gasversorgung insgesamt?

Laut Angaben von Energistyrelsen wurde die Gasversorgung in Dänemark 2021 mit rund 20 Prozent durch Biogas gedeckt.

Aktuellere Zahlen liefert „Biogas Danmark“. Die Branchenorganisation schätzte im September 2022, dass die Biogasproduktion in diesem Jahr 40 Prozent des jährlichen Gasverbrauchs deckt.

Laut Mitteilung bedeutet dies, dass die hiesige Biogas-Produktion Erdgas im Wert von rund 7 Milliarden Kronen verdrängt – Geld, das Dänemark dementsprechend nicht für Gasimporte ausgeben muss.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Aus dem Bericht zur „Grøn Gasstrategi“ (2021) informiert das Energieministerium über den Zeitplan zur Gasversorgung.

Dänemark strebt an, seinen Gasverbrauch bis 2035 zu 100 Prozent umweltfreundlich zu decken. Bereits 2030 rechnet das Ministerium damit, die Gasversorgung zu 70 Prozent mit Biogas und nur noch zu 30 Prozent durch den Import von Erdgas abdecken zu können. Bis 2035 soll die Gasversorgung zu 100 Prozent aus eigenen Quellen bezogen werden.

Diese grüne Transformation soll aber auch mit einer Absenkung des Gasbedarfs insgesamt einhergehen. Denn wer mit Gas heizt, setzt Treibhausgase frei. Ziel ist also zum einen, den Gasbedarf selbst zu bedienen, ihn zum anderen aber auch signifikant zu senken.

Fern- oder Erdwärme sind beispielsweise klimafreundliche Alternativen zur Gasheizung.

Was macht Dänemark anders als andere Länder?

Dänemark betreibt Biogasanlagen in großem Stil. Und das ist der wesentliche Unterschied. In den vergangenen zehn Jahren wurden hier Großanlagen errichtet, die Biomasse von Großlieferanten beziehen: Sie liefern Bioabfälle wie Gülle, Mist, Essensreste.

Deutschland zum Beispiel hat auf ein dezentrales Modell gesetzt. In der Folge entstanden eine Menge kleine und privat betriebene Anlagen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Die Bäuerinnen und Bauern haben begonnen, eigens für die Anlagen Biomasse zu produzieren – meist in Form von Mais. Wie der Pressesprecher des dänischen Biogas-Produzenten „Nature Energy“ in einer Reportage des „Deutschlandfunks“ sagte, standen die daraus resultierenden Monokulturen viel in der Kritik, was den Ruf von Biogasanlagen beschädigt hat. In Dänemark sei das anders. In den Anlagen des Unternehmens bestehe nur ein Bruchteil (4 Prozent) der Biomasse aus Energiepflanzen.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied: Während die Biogasanlagen in Deutschland die gewonnene Energie überwiegend ins Stromnetz einspeist, sind die dänischen Anlagen primär am Gasnetz angeschlossen.

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