Todesfall

Doris Jebsen ist im Alter von 91 Jahren verstorben

Doris Jebsen ist im Alter von 91 Jahren verstorben

Doris Jebsen ist im Alter von 91 Jahren verstorben

Apenrade/Loit
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Doris Jebsen war die Grande Dame der Kulturarbeit in der deutschen Minderheit. Sie ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Foto: Karin Riggelsen

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Über Jahrzehnte hat sich Doris Jebsen für die Kultur in der deutschen Minderheit eingesetzt. Nach einem aktiven und engagierten Leben ist sie sanft entschlafen.

Doris Jebsen, Løjt Süderholz, Apenrade (Aabenraa), ist im Alter von 91 Jahren sanft entschlafen. Damit verliert die deutsche Minderheit in Nordschleswig eine tragende Säule der Kulturarbeit und die Familie Jebsen einen Lebensmittelpunkt.

Sie engagierte sich in Nordschleswig seit Jahrzehnten für die Belange der kulturellen Arbeit in der deutschen Minderheit. Sie war Mäzenin und hat bei der Durchführung von Veranstaltungen bis zuletzt selbst Hand angelegt – sei es bei der jährlichen Adventsvesper oder bei den Konzerten der Talentspur, die talentierte junge Musikerinnen und Musiker aus der Minderheit fördert.

Im vergangenen August feierte sie ihren 90. Geburtstag und war auch danach noch voller Ehrgeiz und Energie. Im März begab sie sich auf eine große Reise nach Afrika, und im Sommer war sie in ihrem geliebten Sommerhaus in Österreich. Einen letzten Höhepunkt ihres Lebens erlebte Doris Jebsen im Sommer, als ihr Enkel Michael Immanuel Jebsen seine Donata von Behrs in der Kirche zu Loit heiratete.

Bei einem Kuraufenthalt in Deutschland wollte sie sich nun mit einer Freundin erholen, doch am Sonnabend, 11. November, schlief sie friedlich und erfüllt von einem langen Leben in ihrem Zimmer ein.

Doris Jebsen 2017 bei der Verleihung des Verdienstkreuzes durch Botschafter Robert Krumrei Foto: André Thorup, JydskeVestkysten

Über 50 Jahre in Nordschleswig

 

Doris Jebsen – eine geborene Heckmann aus Duisburg – lebte seit über 50 Jahren in Nordschleswig. Ihr Weg in den Landesteil und zur deutschen Minderheit führte zunächst über Hongkong, nachdem sie den Apenrader Schiffsreeder Hans Jacob Jebsen geheiratet hatte.

1969 ließ sich die Familie Jebsen in Løjt Süderholz nieder. Dort hatten Doris und Hans Jacob Jebsen fünf Jahre zuvor den früheren Wohnsitz des Malers Nico Wöhlk direkt an der Apenrader Förde erworben. Das Haus wurde renoviert und diente bis zuletzt als Familienwohnsitz für Doris Jebsen.

Dort wuchsen der Sohn aus Hans Jacob Jebsens erster Ehe, Hans Michael Jebsen, sowie die gemeinsamen Kinder Christian, Markus (2021 verstorben), Amelie und Irmela auf. Doris Jebsen hinterlässt ihre vier Kinder und deren Familien, die in der ganzen Welt verstreut sind, auf der Halbinsel Loit und in Apenrade aber ihre Wurzeln haben.

 

Eine Herzensangelegenheit Doris Jebsens: die Förderung junger Musiktalente. Foto: André Thorup, JydskeVestkysten

Großer Einsatz für die Kulturarbeit

Doris Jebsen war viele Jahre im Kulturausschuss des Bundes Deutscher Nordschleswiger aktiv. Dort hat sie früher unter anderem die ein bis zwei jährlichen Kulturfahrten der deutschen Minderheit nach Deutschland organisiert und geleitet. Sie war auch – sowohl in Nordschleswig als auch in Deutschland – im Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) aktiv.

Auf ihre Initiative wurde der Jugendmusikfonds gegründet, und bis zuletzt war sie ein aktives Mitglied im Vorstand. Der Musikfonds unterstützt junge deutsche Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger bei der Ausübung ihrer Musik und in der weiteren Ausbildung in diesem Bereich. Die jungen Talente lagen Doris Jebsen sehr am Herzen.

Doris Jebsen war 1998 zusammen mit dem damaligen BDN-Kulturausschussvorsitzenden Manfred Ritter ebenfalls an der Gründung des „Deutsch-Dänischen Vereins der Musikfreunde von 1998“ in Flensburg beteiligt. Die Vereinsgründung war eine Initiative zur Intensivierung der grenzüberschreitenden Musikarbeit.

Doris Jebsen erhielt 2017 das Bundesverdienstkreuz am Bande von Botschafter Robert Krumrei. Foto: Helge Möller

Die Grande Dame der Kulturarbeit

Doris Jebsen war die Grande Dame der Kultur in der deutschen Volksgruppe, doch am liebsten hat sie sich bescheiden im Hintergrund gehalten. 2017 rückte sie dennoch bei einer Feier im Haus Nordschleswig ins Rampenlicht, als sie für ihr Engagement in der Kulturarbeit im Grenzland das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt.

„Im Kulturbereich schlägt dein Herz insbesondere für die Musik und ganz entschieden für die der Jugend“, sagte der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, bei der Überreichung durch den damaligen deutschen Botschafter Robert Krumrei. „Du hast einen großen ehrenamtlichen Einsatz für die deutsche Volksgruppe geleistet und warst dir dabei auch für die praktische Arbeit nie zu schade“, so Jürgensen.

Dass man heute in Nordschleswig in einer „blühenden Landschaft“ stehe, in einer harmonischen, friedlichen Gesellschaft, sei Menschen wie Doris Jebsen zu verdanken, sagte Botschafter Krumrei: „Sie werden durch Ihr herausragendes Engagement als Co-Autorin dieser Geschichte geehrt.“

Doris Jebsen an ihrem 90. Geburtstag Foto: Familie Jebsen

Kulturarbeit lag ihr am Herzen

Wie sehr ihr die Kulturarbeit in der Minderheit am Herzen lag, zeigte auch ihre Teilnahme an den verschiedensten Kulturveranstaltungen. Im März machte sie sich die Mühe, zur Generalprobe des Stücks „Vater“ mit Helmuth Petersen in der Hauptrolle zu kommen, weil sie ansonsten keine Möglichkeit hatte, das Stück auf dem Knivsberg zu sehen.

In Zukunft wird Doris Jebsen nicht mehr im Publikum sein. Aber ihre Aura und ihr Engagement werden noch lange über die Kulturarbeit in der deutschen Minderheit in Nordschleswig strahlen.

 

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