Verkehr

Schleswig-Holstein schickt Zweisystemzüge über Stromgrenze

Schleswig-Holstein: Zweisystemzügen über Stromgrenze

Schleswig-Holstein: Zweisystemzüge über Stromgrenze

Kiel/Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Die KISS-Triebwagen des Zugherstellers Stadler, auf dem Foto ein Triebwagen für die Luxemburgischen Staatsbahnen CFL, könnten ebenso wie Fabrikate von Siemens oder Alstom in einigen Jahren im deutsch-dänischen Bahnverkehr Nordschleswig bedienen. Foto: Stadler

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Im Rahmen der Ausschreibung neuer Triebwagen für die Strecke Hamburg-Flensburg wird für einen Teil der Fahrzeuge eine Ausrüstung für den Einsatz in Dänemark geplant. Ab 2026 sollen die Züge geliefert werden: Hoffnung für durchgehende Züge zwischen Nordschleswig und Hamburg.

In den zurückliegenden Monaten haben Entscheidungen in Dänemark zur Beschaffung neuer elektrischer Triebwagen für die Dänischen Staatsbahnen (DSB) für Kritik im deutsch-dänischen Grenzland gesorgt.

DSB-Triebwagen nur bis Pattburg

Die vor allem als Ersatz für bisher eingesetzte Dieseltriebwagen im Inlandsverkehr vorgesehenen DSB-Züge können nämlich nur bis zur deutsch-dänischen Stromgrenze in Pattburg (Padborg) eingesetzt werden.

Vom Triebwagen Coradia Stream, auf den die Dänischen Staatsbahnen in einigen Jahren ihren Inlandsverkehr stützen wollen, gibt es bisher nur Fotomontagen des französischen Herstellers Alstom, der bei der Ausschreibung des Milliardenauftrags den Zuschlag erhalten hat. Foto: DSB Alstom

Ersatzlösungen für die Fortsetzung durchgehender Züge zwischen Nordschleswig und Schleswig-Hamburg waren bereits im Gespräch. Nun zeichnet sich mit der Ausschreibung neuer elektrischer Triebwagen durch die schleswig-holsteinsche Landesregierung eine Weichenstellung für eine solide Verknüpfung Nordschleswigs mit der südlichen Nachbarregion ab. Es werden durch den Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (Nah.sh) 40 je vierteilige elektrische Triebzüge bestellt. Für weitere 55 gibt es eine Option.

Lieferung ab Herbst 2026

Der erste Triebzug soll im Oktober 2026 geliefert werden, heißt es in den Ausschreibungsunterlagen. Entscheidend ist der Hinweis zur Anforderung: „Ausrüstung und Zulassung der Triebzüge für den Einsatz in Dänemark“. In den vergangenen Monaten war im Gespräch, das Dänemark sich bei einem Einsatz schleswig-holsteinischer Züge nördlich der Grenze finanziell an der dazu erforderlichen Fahrzeugbeschaffung beteiligen könnte.

In Schleswig-Holstein sind bereits zweistöckige Triebwagen des Typs Twindexx des Herstellers Bombardier zwischen Hamburg und Flensburg im Einsatz. Bei diesen gibt es seit Jahren immer wieder technische Probleme.

Außerdem können diese ebenso wie die neuen dänischen Züge nicht die deutsch-dänische Stromgrenze, die im Pattburger Bahnhof verläuft, kreuzen. Sie fahren nur mit der deutschen Wechselstromspannung 15 Kilovolt und einer Frequenz von 16,7 Hertz.

 

In Pattburg zeigt dieses Schild auf dem Bahnhof, wo die deutsch-dänische Bahnstromgrenze verläuft. Foto: Volker Heesch

 

Der gleiche Bahnstrom wird in Schweden und Norwegen genutzt, während in Dänemark die elektrischen Züge mit 50 Hertz und 25 Kilovolt fahren. Nach Bekanntwerden der Entscheidung, in Dänemark die neuen Triebwagen nicht mit Zweisystemtechnik auszurüsten und in einigen Jahren keine DSB-Intercitys mehr nach Flensburg rollen zu lassen, war vorgeschlagen worden, für den Betrieb zwischen Kiel und Flensburg vorgesehene elektrische Züge mit Batterie bis Pattburg und Tingleff (Tinglev) einzusetzen.

Die Inland-IC in Dänemark sollen künftig im Stundentakt Sonderburg (Sønderborg) bedienen. Ein Umstieg in Tingleff wäre für grenzüberschreitende Reisen absehbar. Zusätzlich sind Fernzüge zwischen Kopenhagen und Hamburg im Einsatz, allerdings halten diese meist nicht an den Bahnhöfen in der deutsch-dänischen Grenzregion. 

 

Mehr lesen