Leitartikel

„Die Ostsee spiegelt das Handeln der Menschen“

Die Ostsee spiegelt das Handeln der Menschen

Die Ostsee spiegelt das Handeln der Menschen

Apenrade/Aabenraa
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Vor dem Hintergrund der Ostsee-Konferenz und der drastischen Absenkung der Dorschquote beschäftigt sich „Nordschleswiger"-Journalist Helge Möller mit dem Zustand dieses Meeres und meint, es sei ein Spiegel des menschlichen Handelns.

Umweltschutz war in den 1970er Jahren noch kein großes Thema, die Ostsee bekam das zu spüren, Abwässer gelangten ungeklärt ins Meer, Müll wurde achtlos weggeschmissen. Doch das Verhalten der Ostseeanwohner änderte sich, ein Umweltbewusstsein entwickelte sich – vielleicht nicht bei allen, aber bei vielen. Es entstanden Kläranlagen, nach der Wende auch in Ostdeutschland und den östlichen Anrainerstaaten der Ostsee – mit positiven Folgen für das Meer: Der Nährstoffeintrag verringerte sich, seine Zukunft  erschien positiv.

Nun, 30 Jahre später, diese Nachricht: Die Ostsee-Konferenz in Lübeck beschäftigt sich erneut mit dem schlechten Zustand des Gewässers. Die Politik ist den Vorschlägen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefolgt und hat die Fangquote für Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee stark gekürzt. Fischer dürfen dort 2022 gezielt keinen Dorsch mehr und Hering nur noch in Ausnahmen fangen. Was ist da nur schiefgelaufen? Es hätte doch aufwärts gehen sollen mit der Ostsee.

Biologen scheinen sich einig: Die Überfischung ist vor allem daran schuld, dass die Bestände der genannten Arten in der Ostsee rückläufig sind. Aber nicht nur das: Es fehlt der Fischnachwuchs, und das ist kein gutes Zeichen, es weist auf Veränderungen im Ökosystem hin.

Die Ostsee hat es an sich nicht leicht: Ihr Aufbau – ein recht tiefer östliche Teil und ein recht flacher westlicher mit vielen Inseln – verhindert von sich aus einen guten Wasseraustausch. Regen speist große und kleine Flüsse, die viele Nährstoffe in das Gewässer schwemmen, die die Algen gedeihen lassen. Das sorgt letztendlich dafür sorgt, dass mit dem Absterben der Algen dem Wasser Sauerstoff entzogen wird. Der Mensch verschärft das Problem mit einer Landwirtschaft, die so viele Nährstoffe ins Wasser leitet, dass der Ostsee die Luft ausgeht.

Es ist ein Armutszeugnis, dass sich in den Jahrzehnten nach der Wende so wenig getan hat. Hinzu kommt die Erderwärmung, die das Ostseewasser wärmer werden lässt, was der Dorsch offenbar überhaupt nicht schätzt.

Jetzt steht die Fischerei am Abgrund, Angeltouristen werden vermutlich ihre Fahrt an die Ostsee überdenken, und man kann sich auch fragen, wer überhaupt an einem Binnenmeer Urlaub machen will, in dem sich die Todeszonen unter Wasser weiter ausbreiten. Zumindest ist das keine gute Werbung.

Zielführend ist es ebenfalls nicht, wenn sich offenbar Deutschland stark gegen die neue Quote gesträubt hat, obwohl sie nach den Worten der Wissenschaftler, die die Bestände beobachten, notwendig ist, um einen befischbaren Bestand zu erhalten. Zielführend ist aber auch nicht, dass Dänemark die Muschelfischerei im dänischen Teil der Flensburger Förde weiterhin genehmigt, die immer wieder unter Sauerstoffarmut leidet und filtrierende Lebewesen nötig hat, ohne dass diese abgeerntet werden.

Und es bleibt abzuwarten, ob der am Mittwoch von den Anrainerstaaten beschlossene neue Aktionsplan in den kommenden Jahren Wirkung zeigt. Der  14 Jahre alte Plan hatte dies nicht so wie gedacht.

Die Ostsee ist ein Spiegel dessen, was passiert, wenn der Mensch seinen Gewinn fortwährend maximieren will mit wenigen Ausgaben (für Mensch und Umwelt) auf der einen und hohem Ertrag/Gewinn auf der anderen Seite. 

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