Tunnelbau

Nabu sieht Riffe als zentral an beim Fehmarn-Prozess

Nabu sieht Riffe als zentral an beim Fehmarn-Prozess

Nabu sieht Riffe als zentral an beim Fehmarn-Prozess

Berlin/Kiel/Kopenhagen
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Seeanemonen und Blättermoostierchen am Ostseegrund. Der NABU sieht solche Biotope durch den Tunnelbau bedroht. Foto: Wolf Wichmann/NABU

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) setzt auf das Argument, dass Riffe durch den Bau des Tunnels zerstört würden, um das Projekt zu kippen.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat von Anfang an gegen den Bau der festen Querung über den Fehmarnbelt gekämpft. Ab kommenden Dienstag wird die wohl entscheidende Auseinandersetzung vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ausgetragen.

Der Nabu meint, der Tunnel sei wirtschaftlich unsinnig und würde sich zu einer ökologischen Katastrophe entwickeln.

„Der Fehmarnbelt ist ein sehr schlechter Ort für dieses Projekt“, meint Kim Detloff, Meeresschutzleiter des Nabu.

So soll der Senktunnel gebaut werden. Foto: Femern A/S

Aus seiner Sicht würde das Ausheben eines tiefen Grabens für den Senktunnel wertvolle Biotope und Schutzgebiete zerstören und die Sauerstoffzufuhr in die ohnehin schon von Atemnot geplagte Ostsee beeinträchtigen. Auch sei der Belt das wichtigste Gebiet in deutschen Gewässern für die Schweinswale.

„Wir sehen grobe Fehler beim Planfeststellungsbeschluss, dagegen haben wir beim Bundesverwaltungsgericht geklagt“, so Detloff.

Steinriffe nicht berücksichtigt

Als einen der zentralen Mängel des Beschlusses sieht der Meeresschutzexperte, dass Steinriffe in den Grundlagen für den Beschluss nicht auftauchen würden.

„In der Umweltverträglichkeitsprüfung ist dort nur Sand und Schlick vermerkt“, bemängelt er.

Der Nabu hat dort zwei solche Riffe nachgewiesen. Das Land Schleswig-Holstein hat diese Riffe bestätigt und ein weiteres gefunden. Dies hat bedeutet, dass das Land nun beim Planfeststellungsbeschluss nachbessern muss und ein Planergänzungsverfahren läuft.

Vor dem Bundesverwaltungsgericht will der Nabu die Riffe als zentrales Argument einbringen, um das Projekt doch noch zu kippen.

„Das Gericht har auch in den vergangenen Tagen noch Schriftstücke mit uns und Femern A/S ausgetauscht. Aus unserer Sicht hat das Gericht die richtigen Fragen gestellt“, meint Detloff.

Tunnelbauer: Umfangreiche Untersuchungen der Riffe

Femern A/S hat den Auftrag, die feste Verbindung zu bauen. Hier meint man nicht, dass die Frage der Riffe alles entscheidend sei.

„Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens haben unsere Umweltexperten umfangreiche Untersuchungen der Riffkulisse vorgenommen. Es handelt sich hierbei um ein großes Team international anerkannter Experten mit jahrelanger Erfahrung auf diesem Gebiet. Wir haben daher großes Vertrauen in diese Untersuchungen, die im Rahmen umfassender Öffentlichkeitsbeteiligungen den zuständigen Umweltbehörden vorgelegt worden sind“, teilte der Bauherr am 24. Juni dem „Nordschleswiger“ mit.

„Sollten nun neue, abschließende Ergebnisse vorliegen, werden unsere Experten diese selbstverständlich prüfen. Wir sind im guten Dialog mit den deutschen Behörden. Wir erwarten nicht, dass hierdurch eine Verzögerung für das Projekt entsteht.“

Gebohrter Tunnel

Der Nabu hofft, dass das Bundesverwaltungsgericht diese Frage anders bewertet.

„Ich bin sehr gespannt, wie das Gericht entscheiden wird“, meint Detloff.

Sollte das Projekt nicht gestoppt werden, setzt der Nabu darauf, dass es auf entscheidende Weise geändert wird.

„Wenn unbedingt hier eine feste Verbindung gebaut werden soll, dann sollte es ein gebohrter Eisenbahntunnel sein.“

Die Tunnelbauer sehen dem großen Umweltprozess in Leipzig gelassen entgegen.

„Wir sind zuversichtlich und haben Vertrauen in unsere Unterlagen und in unsere Experten“, heißt es in einer Stellungnahme der Pressestelle.

Der Prozess beginnt am 22. September. Es sind sechs Verhandlungstage und ein Reservetag eingeplant. Ein Termin für ein Urteil steht noch nicht fest.

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