Fehmarnbelt-Querung

Tunnelbauer besorgt Riff-Fund nicht

Tunnelbauer besorgt Riff-Fund nicht

Tunnelbauer besorgt Riff-Fund nicht

Kiel/Berlin
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Steine auf dem Meeresgrund, wie hier im Kattegat, bieten vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. Foto: Lars Laursen/Biofoto/Ritzau Scanpix

Bei den gefundenen Steinriffen am Ostseegrund, dort wo der Fehmarnbelt-Tunnel gebaut werden soll, handelt es sich Umweltschützern zufolge nicht um einzelne Steine. Bauherr Femern A/S sieht kein größeres Problem auf sich zukommen.

An der Fehmarnbelt-Trasse, auf dem Meeresboden zwischen Rødby und Puttgarden, sind nach Information des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages (SHZ) Steinriffe gefunden worden. Der Fund könnte den Bau des Tunnels weiter verzögern.

Kim Detloff, Leiter des Meeresschutzes beim Naturschutzbund Deutschland e.V (Nabu), sagte dem „Nordschleswiger“, es handele sich nicht um einzelne Steine. „Wir reden über Quadratkilometer große Flächen“, so Detloff.

Steinriffe sind geschützt

Steinriffe gelten als besonders schützenswert, sie beherbergen viele Meeresbewohner. Das zuständige Umweltministerium in Schleswig-Holstein teilt dem „Nordschleswiger" mit: „Riffe unterliegen dem gesetzlichen Biotopschutz des § 30 Bundesnaturschutzgesetz, nach dem bestimmte Teile von Natur und Landschaft, die eine besondere Bedeutung als Biotope haben, gesetzlich geschützt sind. Zudem zählen Riffe zu den Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse nach Anhang I der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.“

Der Nabu hatte nach den Worten Detloffs eine Firma aus Kiel bereits im vergangenen Sommer beauftragt, den Seegrund zu kartieren. Dazu wurden zwei Taucher losgeschickt, die den Meeresboden flächig fotografierten, zwei Seemeilen vor der Küste Puttgardens.

Steinriffe: Behörde bestätigt Nabu-Fund

Nun hat das Land Schleswig-Holstein die Existenz der Steinriffe nach eigenen Untersuchungen bestätigt. Die Fachbehörde, das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, LLUR, bestätigt „mit hoher Wahrscheinlichkeit die Funde des Nabu“. Sonardaten und Videoaufnahmen legten nahe, dass es sich hier um eine ausgedehnte Riffstruktur handele, so das zuständige Ministerium.

Der Nabu stieß nach eigener Darstellung in alten Planungsunterlagen aus dem Jahr 2013 auf Karten, in denen Grobsedimente  vor Puttgarden verzeichnet waren. In Unterlagen aus dem Jahr 2019 waren dort, so der Nabu, Feinsedimente (beispielsweise Sand) verzeichnet. Dies veranlasste den Nabu, selbst der Sache nachzugehen.

Nabu: Genaue Lage des Tunnels unbekannt

Ob die gefundenen Steinriffe genau auf oder in der Nähe der Trasse liegen, kann Kim Detloff nicht sagen, da nach seinen Worten der Verlauf der Trasse noch nicht genau festgelegt sei. „Es gibt nur einen Korridor“, so Detloff.

Das dänische Transportministerium unter Minister Benny Engelbrecht (Soz.) wollte sich auf Anfrage des „Nordschleswiger" zum Thema nicht äußern und verwies auf den Bauherren Femern A/S.

Femern A/S erwartet: keine Verzögerung

Femern A/S sieht keine größeren Probleme heraufziehen. Der Bauherr teilte dem Nordschleswiger mit: „Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens haben unsere Umweltexperten umfangreiche Untersuchungen der Riffkulisse vorgenommen. Es handelt sich hierbei um ein großes Team international anerkannter Experten mit jahrelanger Erfahrung auf diesem Gebiet. Wir haben daher großes Vertrauen in diese Untersuchungen, die im Rahmen umfassender Öffentlichkeitsbeteiligungen den zuständigen Umweltbehörden vorgelegt worden sind. Sollten nun neue, abschließende Ergebnisse vorliegen, werden unsere Experten diese selbstverständlich prüfen. Wir sind im guten Dialog mit den deutschen Behörden. Wir erwarten nicht, dass hierdurch eine Verzögerung für das Projekt entsteht.“

Gerichtstermin bislang am 22. September

Dies bezweifelt der Nabu. Ab 22. September soll nach Informationen des  SHZ vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über den Bau des Tunnels verhandelt werden. Der Nabu klagt gegen den Planfeststellungsbeschluss; es gibt mehrere Klagen gegen die behördliche Baugenehmigung des Großprojektes.

Der Verkehrsstaatssekretär Thilo Rolfs (FDP) sprach sich am Freitag gegenüber dem SHZ dafür aus, den „Fehler“ im Bauantrag im Rahmen eines ergänzenden Verfahrens zu „heilen“. Ob dies bis zum 22. September gelingt, hält Kim Detloff für fraglich. Ein solches Verfahren sei „nicht trivial“, so Detloff.

Es bleibt somit abzuwarten, ob es bei dem Gerichtstermin bleibt oder ob das Gericht angesichts der neuen Lage den Termin verschiebt.

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