Militär

Politische Mehrheit für mehr Wehrpflichtige

Politische Mehrheit für mehr Wehrpflichtige

Politische Mehrheit für mehr Wehrpflichtige

Ritzau/nb
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Sozialdemokratie und Venstre wollen mehr Geld für die Verteidigung ausgeben, unter anderem um die Wehrpflicht auszuweiten. Unterstützung kommt auch von den Neuen Bürgerlichen (Archivfoto). Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Sicherheitssituation hat sich nach Ansicht der Sozialdemokratie seit der russischen Invasion in die Ukraine geändert. Die Partei schlägt deshalb vor, die Zahl der Wehrpflichtigen zu erhöhen.

Eine Mehrheit der Politikerinnen und Politiker im Folketing zeigt sich offen dafür, die Zahl der Wehrpflichtigen in Dänemark zu erhöhen. Das schreibt „Berlingske“.

Dänemark stehe nach der Invasion Russlands in die Ukraine in einer neuen sicherheitspolitischen Situation, meint der verteidigungspolitische Sprecher der Sozialdemokratie, Mogens Jensen.

„Das bedeutet, dass wir unser Militär stärken müssen, und das kann natürlich bedeuten, dass wir mehr Wehrpflichtige benötigen“, sagt er zu „Berlingske“.

„Eine Frage des gesunden Menschenverstandes“

Auch Venstre-Politikerinnen und -Politiker möchten die Zahl der Wehrpflichtigen erhöhen, jedoch stehe dieser Wunsch nicht in Zusammenhang mit den Geschehnissen in der Ukraine. Dies sei schlichtweg eine Frage des gesunden Menschenverstandes, meint der verteidigungspolitische Sprecher der Partei, Lars Christian Lilleholt.

Das bedeutet, dass wir unser Militär stärken müssen, und das kann natürlich bedeuten, dass wir mehr Wehrpflichtige benötigen.

Mogens Jensen, verteidigungspolitischer Sprecher der Sozialdemokratie

„Dadurch wird die Verteidigung Dänemarks insgesamt gestärkt und gibt uns eine bessere Möglichkeit für eine Reservetruppe, sofern dies aktuell werden sollte“, sagt er zu „Berlingske“.

Auch die Neue Bürgerliche stützt die Idee, künftig mehr Wehrpflichtige zu haben. Damit zeichnet sich eine politische Mehrheit in dieser Frage ab.

Noch keine konkreten Zahlen

Allerdings benennt keine der Parteien gegenüber „Berlingske“ eine konkrete Zahl dafür, um wie viele Wehrpflichtige es sich jährlich handeln solle.

Der Personalbehörde des Militärs zufolge haben 4.770 Personen ihre Wehrpflicht im vergangenen Jahr begonnen.

Von 2012 bis heute gab es jedes Jahr weniger als 5.000 Wehrpflichtige. In den Jahren 2007 bis 2009 lag diese Zahl noch bei über 6.000 Personen jährlich.

Längere Ausbildung erforderlich

Die größte Gewerkschaft des Militärs, Centralorganisationen for Stampersonel, schlägt vor, dass die momentan vier Monate lange Ausbildung verlängert wird. Dieser Vorschlag findet Zustimmung von mehreren Seiten.

Damit Soldatinnen und Soldaten in verschiedenen Einsetzen eingesetzt werden können, bedürfe es einer weitergehenden Ausbildung, eine Einführung in das Militär sei hierfür nicht ausreichend, so der Vorsitzende der Gewerkschaft, Jesper Korsgaard Hansen.

Es ist derzeit unklar, wie sich die drei politischen Parteien zu diesem Vorschlag stellen.

Die momentane Verteidigungsabsprache läuft noch bis Ende 2023. Bis dahin muss eine neue Vereinbarung zu den Zielen des Militärs und die dafür erforderlichen finanziellen Rahmen für den Zeitraum 2024 bis 2029 geschlossen werden.

Für die meisten beträgt die Wehrpflicht vier Monate

Das dänische Militär setzt sich aus dem Heer, der Luftwaffe und der Marine zusammen. Jede dieser drei Einheiten hat ihre eigene Grundausbildung für Wehrpflichtige. Darüber hinaus ist es möglich, die Wehrpflicht bei der Behörde für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (Beredskabsstyrelsen) durchzuführen.

Heer

Die Grundausbildung beim Heer dauert vier Monate. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, in der Leibgarde zu dienen. Dann dauert die Ausbildung acht Monate. Zudem ist ein Wehrdienst bei der Pferdekompanie (Hesteskadronen) im Kavallerieregiment (Garderhusarregiment) möglich, dann beträgt die Dienstdauer ein Jahr.

Luftwaffe

Die Grundausbildung in der Luftwaffe beträgt vier Monate.

Marine

Die Grundausbildung macht vier Monate aus. Es ist auch möglich, seinen Wehrdienst auf dem Königinnenschiff „Dannebrog“ durchzuführen, dies dauert dann neun Monate.

Katastrophenhilfe

Die Dauer der Ausbildung zum Rettungsspezialisten bei der Behörde für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (Beredskabsstyrelsen) beträgt neun Monate.

Quelle: Militär und Verteidigungsministerium

Der Artikel wurde um 11.08 Uhr um den Hinweis zur Verteidigungsabsprache sowie die Info-Box ergänzt.

Mehr lesen

Streitkräfte

Analyse: Deshalb musste der Verteidigungschef gehen

Kopenhagen Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen hat das Vertrauen in den obersten Chef der Streitkräfte, Flemming Lentfer, verloren und ihn entlassen. Der Skandal um die Fregatte „Ivar Huitfeldt“, deren Waffensysteme in einer kritischen Situation versagten, war der konkrete Anlass. Doch letztlich geht es um die fast 200 Milliarden Kronen Steuergelder, die in die Verteidigung fließen werden, lautet die Einschätzung von Walter Turnowsky.