1. Mai

Arbeitskampftag im Schatten von Rentendiskussion und Sexismus

Arbeitskampftag im Schatten von Rentendiskussion und Sexismus

Arbeitskampftag im Schatten von Rentendiskussion und Sexismu

Kopenhagen
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Die Kopenhagener HK-Vorsitzende Ditte Gottlieb Bredahl sprang kurzfristig als Hauptrednerin bei den 1. Mai-Feierlichkeiten im Fælledparken ein. Sie ersetzte die Gewerkschaftschefin Lizette Risgaard, die am Sonntag nach Sexismus-Vorwürfen zurücktreten musste. Foto: Emil Helms/Ritzau Scanpix

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Zwei der üblichen Hauptpersonen fehlten bei den Feiern der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit: Staatsministerin Mette Frederiksen und Lizette Risgaard, bis Sonntag Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes FH. Frederiksen war wegen des Konfliktes um den Buß- und Bettag ausgeladen worden, Risgaard musste am Sonntag wegen Sexismus-Vorwürfen zurücktreten.

Die Vorsitzende der Sozialdemokratie, Staatsministerin Mette Frederiksen, hielt ihre 1. Mai-Rede nicht wie üblich bei der zentralen Veranstaltung im Fælledparken in Kopenhagen, sondern im Arbeitermuseum.

Der Konflikt um den Buß- und Bettag hat die historisch enge Verbindung zwischen der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften belastet. Der dänische Gewerkschaftsbund „Fagbevægelsens Hovedorganisation (FH)“ hat vehement gegen die Abschaffung des Feiertags protestiert. Nachdem die Regierung den Beschluss dennoch umgesetzt hatte, teilte FH mit, die Vertreterinnen und Vertreter der Sozialdemokratie seien bei den Feierlichkeiten zum Tag der Arbeit – auf Dänisch „Arbejdernes Internationale Kampdag“ – nicht willkommen.

Debatte über Vorruhestand 

Pläne der Regierung, die Vorruhestandsregelungen zu ändern, haben das Verhältnis zwischen Sozialdemokratie und Gewerkschaften nicht geradezu entspannt. Die SVM-Koalition möchte zwei Vorruhestandsregelungen, die Arne-Rente und die Seniorenrente, zusammenlegen.

Im Gegensatz zur Arne-Rente muss man für die Seniorenrente eine verminderte Arbeitsfähigkeit nachweisen. Dafür bekommt man einen deutlich höheren Betrag als bei der Arne-Rente. Die Regierung will diesen Satz von 19.738 Kronen auf 15.000 Kronen senken.

Linke ergreifen die Chance

Die linken Parteien, Einheitsliste und Sozialistische Volkspartei (SF), kritisierten in ihren 1. Mai-Reden diese Pläne. Sie möchten die Möglichkeit der Seniorenrente ausweiten, sodass man sie bereits ab einer Restarbeitsfähigkeit von 18 Stunden pro Woche und nicht erst ab 15 Stunden pro Woche empfangen kann.

Man brauche in den letzten Jahren auf dem Arbeitsmarkt die Sicherheit, sich zurückziehen zu können, so die SF-Chefin Pia Olsen Dyhr in einer Rede bei der Ballerup-Abteilung der Gewerkschaft 3F.

„Wir wollen es abgearbeiteten Menschen erleichtern – nicht erschweren – sich würdig zurückzuziehen“, so die politische Chefin der Einheitsliste, Mai Villadsen, bei 3F in Horsens.

Premieren-Rede für lokale Gewerkschaftlerin

Als Hauptrednerin war bei der Hauptveranstaltung die Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes FH, Lizette Risgaard, vorgesehen gewesen, doch nachdem sie sich zunächst am Sonnabend beurlauben ließ, um dann am Sonntag zurückzutreten, musste Ersatz gefunden werden. Statt ihr hat die FH-Abteilung der Hauptstadt die Vorsitzende der Kopenhagener Kommunalabteilung der Gewerkschaft HK, Ditte Gottlieb Bredahl, eingeladen. Für sie ist es der erste Auftritt auf der ganz großen Bühne.

„Für mich ist es eindeutig meine größte Rede. Dies geschieht vor einem ernsten Hintergrund, umso wichtiger ist es, die richtigen Worte für die Herausforderungen zu finden“, sagte sie im Vorfeld zu „TV2 Kosmopol“.

„Kann nicht Vorsitzende von FH sein“

Am Donnerstagabend hatten „Berlingske“ und „Ekstra Bladet“ berichtet, die FH-Vorsitzende Risgaard habe sich wiederholt gegenüber bei FH angestellten jungen Männern übergriffig verhalten. Zunächst einigte sich der geschäftsführende Vorstand des Gewerkschaftsbundes am Freitag darauf, die Vorwürfe von einer Anwaltskanzlei untersuchen zu lassen, während Risgaard im Amt bleibt.

Die Gewerkschaftsvorsitzende Lizette Risgaard kämpfte am Freitag noch um ihre Position. Am Sonntag musste sie zurücktreten. Foto: Emil Nicolai Helms/Ritzau Scanpix

Wenige Stunden später teilte dann die Gewerkschaft für Handels- und Büroangestellte HK als Erste mit, sie habe das Vertrauen in Risgaard verloren. Zuvor hatte bereits die gewerkschaftlichen Jugendorganisationen erklärt, sie meinten, die FH-Vorsitzende sei nicht mehr tragbar.

Es war kein Zufall, dass HK Risgaard die Unterstützung entzog. Der Arbeitnehmerverband zählt zu den Gewerkschaften, die im Kampf gegen Sexismus am Arbeitsplatz in der ersten Reihe stehen. HK-Mitglieder sind besonders häufig sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Die Kopenhagener HK-Vorsitzende sprach das Thema in ihrer Rede an.

„Es waren die Jugendorganisationen von FH, die als erste zu Lizette Risgaards Belästigungen Stellung bezogen. Und nein, man kann selbstverständlich nicht Vorsitzende von FH sein, wenn man jüngere Mitarbeiter belästigt hat. Die junge Generation ist die Zukunft. Ihre Ansichten werden Bestand haben“, so Ditte Gottlieb Bredahl laut „TV2 Kosmopol“ im Fælledparken.

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