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Die Bundestagswahl aus dänischer Sicht

Die Bundestagswahl aus dänischer Sicht

Die Bundestagswahl aus dänischer Sicht

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Kopenhagen
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Per Stig Møller
Per Stig Møller im Interview Foto: dk4

Die Bundestagswahl steht vor der Tür. Was denken dänische Politiker, Journalisten und Diplomaten über die Bedeutung der Wahl für das dänisch-deutsche Verhältnis? Siegfried Matlok hat sie für den Fernsehsender DK4 gefragt.

(Video in dänischer Sprache)

 


Søren Espersen, Vize-Chef der Dänischen Volkspartei, meint, beide Kandidaten, Martin Schulz (SPD) und Angela Merkel (CDU), seien nicht sein Bier. Er würde in Deutschland für die AfD stimmen.

Der Historiker Bo Lidegaard nennt die Wahl all entscheidend für Europa. Die deutsche Bevölkerung könne zeigen, dass es in diesen Zeiten möglich sei, eine Wahl abzuhalten, bei der Populisten nicht an die Macht gewählt werden, ja sogar weit davon entfernt sind.

Christian Juhl, Abgeordneter der linken Einheitsliste, sagt, die Wahl sei eine Chance, die sozialen Probleme in Deutschland anzugehen. Ein Sieg der Sozialdemokraten könne ein Signal an andere europäische Länder und Parteien aus dem Mitte-Links-Lager sein, meint er.

Der Historiker Ebbe Juul-Heider nennt die Bundestagswahl eine verkappte Präsidentenwahl, die für Dänemark und den Rest Europas außerordentlich wichtig sei. Deutschlands Wohl und Wehe sei für Europa entscheidend. „Die EU kann ohne eine ganze Reihe von Ländern funktionieren. Aber ohne Deutschland gibt es keine EU und keine europäische Zusammenarbeit“, sagt er.

Botschafter Friis Arne Petersen betont die wirtschaftliche Bedeutung Deutschlands und seine Bedeutung für die Fortsetzung der liberalen Ordnung weltweit. Deutschland stehe für Stabilität, sagt er.

Holger K. Nielsen, ehemaliger Außenminister, sagt, die Zukunft Dänemarks hänge davon ab, wie die deutsche Zukunft aussieht. „Ich bin nicht in allem mit Merkel einer Meinung, besonders nicht mit ihrer ökonomischen Politik. Aber andererseits war sie ein hervorragender Anker für Europa“, so Nielsen.

Die Journalistin Kerrin Linde sagt, die deutsche Wahl sei für Dänemark viel wichtiger als die Wahl in den USA es war, „nicht nur, weil Deutschland unserer größter Nachbar und Zusammenarbeitspartner ist, sondern auch, weil es das größte Land der EU ist und das, was in Deutschland passiert, darüber entscheidet, wie sich die EU entwickelt“, sagt sie.

Mogens Lykketoft hält Deutschlands Politik für entscheidend, wenn es darum geht, die europäische Zusammenarbeit zu verbessern – und dies sei nötig, so der ehemalige sozialdemokratische Außenminister.

Auch Niels Helveg Petersen, im Juni verstorbener, ehemaliger sozialliberaler Außenminister, sieht das so. Deutschland hat die Rolle als Anker der europäischen Stabilität inne, sagt er. Beginne das Land, damit zu experimentieren, sehe es für Europa schlecht aus.

Der Germanist Per Øhrgaard sieht Deutschland als Vermittler in Konflikten und Wächter von Stabilität. Beide Kandidaten stünden für diese Werte, deshalb könnten sich die Dänen sicher sein – dennoch sei die Wahl auch aus dänischer Sicht sehr interessant.

Tom Høyem, dänisch stämmiger FDP-Politiker, sieht in Europa nicht nur Europakritik, sondern geradezu Europahass. Deutschland sei ein Bollwerk und spiele im internationalen Zusammenhang eine große Rolle im aktuellen „Tumult“.

Ex-Außenminister Per Stig Møller freut sich über gleich „zwei qualifizierte Kandidaten“, das sei inzwischen nicht selbstverständlich. Merkel lobt er für ihre „gesunde Vernunft“ und als einen wesentlichen Faktor europäischer Politik.

 

 

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