Paludan-Folgen

Erneut Unruhen in der Hauptstadt: Paludan-Demo verboten

Erneut Unruhen in der Hauptstadt: Paludan-Demo verboten

Erneut Unruhen in der Hauptstadt: Paludan-Demo verboten

ritzau/gn
Kopenhagen/Albertslund
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Montagabend kam es in Kopenhagen erneut zu Unruhen – diesmal im Stadtteil Albertslund. Foto: Anthon Unger, Ritzau/Scanpix

Nach Eskalationen am Sonntag und Montag hat die Polizei in Kopenhagen weitere Demonstration von Paludan im Stadtteil Nørrebro verboten.

Sonntag kam es im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro zu Unruhen nach einer kurzen Demonstration des islamfeindlichen Rasmus Paludan – Gründer der Partei „Stram Kurs" – und Montag eskalierte es wegen Paludan ein weiteres Mal. Allerdings ohne, dass er vor Ort war. Um weitere Eskalationen zu verhindern, hat die Polizei eine für Dienstagmittag angekündigte Paludan-Demo auf dem Blågårdsplads im Stadtteil Nørrebro verboten.

Außerdem wurde dort am Dienstagmorgen von einem Anwohner außerdem ein handgranatenähnlicher Gegenstand gefunden. Der Platz wurde geräumt, und Experten des dänischen Militärs haben die mögliche Granate am Vormittag entfernt. Der Blågårdsplads ist wieder geöffnet.

Rasmus Paludan, der Sonntag die Unruhen provozierte, indem er den Koran in die Luft warf, hatte zunächst Montag für 16 Uhr eine neue Demonstration in Albertslund angemeldet. Aber nach den Unruhen am Sonntag erhielt Paludan keine Erlaubnis für eine erneute Demo. Dennoch kam es zu Unruhen, als bis zu 100 junge Männer die Polizei mit Steinen und Feuerwerkskörper bewarfen. Zuvor waren zwei Gegendemonstrationen – unter anderem von „Black lives matter" – friedlich verlaufen. 

Die Feuerwehr musste zu 35 Einsätzen ausrücken – darunter zehn Autobrände. Fünf Personen wurden festgenommen. „Die Leute waren viel aggressiver, als wir es erwartet hatten", sagte Mogens Lauridsen von Københavns Vestegns Politi. Die Polizei setzte, wie auch am Sonntagabend, Tränengas ein.

 

Der Blågårdsplads im Stadtteil Nørrebro war den ganzen Vormittag gesperrt. Hier hätte Rasmus Paludan mittags eine Demo halten wollen. Foto: Philip Davali, Ritzau/Scanpix

Weitere Demonstration

Paludan, der im vergangenen Monat wegen Rassismus zu 14 Tagen Haft verurteilt worden war, wollte am heutigen Dienstag eine neue Demo auf dem Blågårdsplads auf Nørrebro abhalten, nachdem seine Veranstaltung am Sonntag nur wenige Minuten dauerte und er Montag gar nicht zu Wort kam. Doch diese wurde aus Sicherheitsgründen von der Polizei verboten. Die Polizei bespricht derzeit mit Paludan und Stram Kurs mögliche Alternativen, um die Demonstration abzuwicklen.  

Polizei-Gewerkschaftler Claus Oxfeldt kritisierte indes Paludans Vorhaben: „Es hat sich zu einer Farce entwickelt: Wir verschwenden so viele Arbeitsstunden an einem Mann und seine Art und Weise in der Demokratie zu agieren."

Rasmus Paludan hat im vorigen Jahr 53 Demonstrationen durchgeführt und dabei mehrfach den Koran verbrannt. Außerdem verkündet er seinen Hass über das Internet und dem Youtube-Kanal, weshalb der ausgebildete Anwalt, vor allem bei Jugendlichen bekannt ist. Mehrere seiner Videos wurden mehr als 200.000 Mal gezeigt – ein Video sogar fast eine halbe Million mal.

Anwalt kritisiert Paludan

Neben Claus Oxfeldt kritisiert auch der Anwalt Tyge Trier, Experte in Meinungsfreiheit und Menschenrechte, die Provokationen von Rasmus Paludan.

„Einige sind der Meinung, wenn es sich um Meinungsfreiheit dreht, dann hat man das Recht, solche Aktionen durchzuführen und auch den Anspruch auf Polizeischutz. Meiner Meinung nach, hat man allerdings nicht das Recht, innerhalb kürzester Zeit mehrfach solche Aktionen in dicht besiedelten Wohngebieten durchzuführen, wo viele gläubige Muslime wohnen", sagt Trier zu Ritzau. 

Die Polizei setzte am Montagabend Tränengas gegen junge Männer in Albertslund ein. Foto: Anthon Unger, Ritzau/Scanpix
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