Weihnachtshilfe

Heiligabend – nicht mit Schwarzbrot, sondern mit Ente

Heiligabend – nicht mit Schwarzbrot, sondern mit Ente

Heiligabend – nicht mit Schwarzbrot, sondern mit Ente

Sonderburg/Sønderborg
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Bibiannah Abnieson erhält ihren Kasten voller guter Sachen. Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Kirkens Korshær lieferte in Sonderburg 80 Weihnachtspakete an bedürftige Menschen aus. Was diese Hilfe ihnen bedeutet, erzählen zwei Nordschleswigerinnen.

Für die meisten Menschen ist Weihnachten ein Fest mit Herz. Aber so feierlich und toll ist es nicht überall: Weihnachten kann für Menschen auch eine Jahreszeit voller Sorgen um die finanzielle Situation sein. Im Augenblick bringen die Inflation und gewaltige Preiserhöhungen noch mehr Unsicherheit.

Auf dem Außenbereich vor Kirkens Korshær an der Vøl-Bogade 8 gab es am Mittwochvormittag daher nicht nur die bekannten Nutzerinnen und Nutzer der Wärmestube oder der Herberge. Dort trudelten Männer, Frauen und Kinder aus der ganzen Kommune ein, die sonst nie zu diesem Treffpunkt für bedürftige Menschen kommen. Sie hatten, wie so viele andere, eine Weihnachtshilfe beantragt.

Einige der Ersten, die sich eine Weihnachtshilfe holten Foto: Ilse Marie Jacobsen

Bibiannah Anieson zog ihren mobilen Einkaufswagen auf Rädern hinter sich her.

„Ich bin einfach nur sehr dankbar. In diesem Jahr ist alles anders, weil es überall so viel teurer geworden ist“, erklärt die Sonderburgerin.

Ich bin einfach nur sehr dankbar. In diesem Jahr ist alles anders, weil es überall so viel teurer geworden ist.

Bibiannah Anieson, Sonderburg

Sie ist kein Sozialfall, aber seit mittlerweile drei Jahren wird untersucht, ob ihr ein Flexjob zusteht. „Und ich weiß ja nicht, wann die Entscheidung fällt. Sonst habe ich nur noch einen Vater im Pflegeheim, der Alzheimer hat. Ich habe mich für den Weihnachtskorb beim Roten Kreuz beworben“, meint sie. Sie hat schon im vergangenen Jahr eine solche Hilfe erhalten.

Bibiannah Anieson Foto: Ilse Marie Jacobsen

Hätte sie sich keinen Weihnachtskorb – in dem unter anderem eine ganze Ente, Milch, Kaffee und Chips und Schokolade liegen – holen können, dann hätte ihr Weihnachtsabend ganz anders ausgesehen. „Ich hätte vielleicht etwas Schwarzbrot gegessen. Oder einige Koteletts. Aber das hier gibt mir wirklich mehr Ruhe“, stellt sie lächelnd fest.

Wer wie sie keine Kinder hat, kann sich nicht bei so vielen Organisationen um eine diesbezügliche Hilfe bewerben.

Teure Tierarztrechnung

Eva Svane Petersen Skriver wurde von ihrer Freundin Sandra Kristoffersen im Auto von Guderup nach Sonderburg gebracht.

„Wir sind einfach tausendfach dankbar. Es ist das erste Mal, dass ich mich um diese Hilfe beworben habe. Bald bin ich Rentnerin“, so die 66-Jährige. Der Kasten mit den Weihnachtsspeisen landet bei ihr an einem perfekten Ort. Ihre Katze musste am Montag eingeschläfert werden. Für die fünffache Mutter eine größere Ausgabe, mit der sie nicht gerechnet hatte.

Eva Susanne Petersen Skriver aus Guderup Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Das werde ich vielleicht über mehrere Raten abstottern“, hofft die Guderuperin. Hätte sie bei Frelsens Hær keine Weihnachtshilfe erhalten, dann wären ihre Kinder vermutlich eingesprungen. „Oder ich hätte das genommen, was ich habe“, sagt die Mutter, die den Weihnachtsabend nun doch mit drei ihrer Kinder und einem Schwiegersohn feiern wird.

80 Kästen wurden verteilt

Die beiden Mitarbeitenden von Kirkens Korshærs Wärmestube, Bjarne Platz und Dorte Andersen, kontrollierten im Versammlungsraum neben der früheren Werkstatt auf A4-Listen, ob den eintreffenden Frauen und Männern auch wirklich ein Kasten mit verschiedenen Leckereien zusteht. In diesem Jahr erhalten bei Kirkens Korshær 80 Menschen einen Kasten. Kirkens Korshær steckt 50.000 Kronen in das Projekt, das mit Fördergeldern von verschiedenen Fonds finanziert wird.

Spielzeug für Kinder Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Das sind ein paar weniger als sonst. Aber so ist das in diesem Jahr offenbar verteilt worden“, stellt der 67-jährige Bjarne Platz, der seit 17 Jahren fester Teil des Teams der Wärmestube ist, fest. Bei Kirkens Korshær sind die Helfer in dem einen Jahr auf 120 Hilfskörbe gekommen. Dorte Andersen weiß, dass in diesem Jahr rund 20 Prozent mehr Anträge eingereicht worden sind.

Teil einer Gruppe sein

Dorte Andersen ist zum ersten Mal bei der Aktion dabei. Sie trat im April ihre Stelle bei Kirkens Korshær an.

„Es ist fantastisch, ein Teil dieser Gruppe zu sein“, stellt sie glücklich fest. Sie wird einmal die Nachfolgerin von Bjarne Platz werden. Bei Kirkens Korshær lösen die Mitarbeitenden viele Probleme. Das Handy von Bjarne Platz klingelt immer wieder. Einmal geht es um einen Nutzer, der ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Der Mann hat aber eine Katze, um die sich nun niemand kümmert. Für diese findet Bjarne Platz schnell eine Unterkunft und einen Transport.  

Bjarne Platz und Dorte Andersen Foto: Ilse Marie Jacobsen

In Sonderburg machen die Hilfsorganisationen Kirkens Korshær, Frelsens Hær, Red Barnet und Røde Kors gemeinsame Sache. Wer sich an der einen Stelle bewirbt, wird vorab von der Kommune kontrolliert. Stimmt die angegebene Zahl der Kinder, und hat der Antragsteller vielleicht auch andernorts Hilfe angefordert? Die Hilfsorganisationen finden anschließend heraus, ob und wer sich wo ein Paket abholen kann.

Bilka sorgt für Essen und Waren

In diesem Jahr wird Bilka in Sonderburg überschüssiges Essen und Waren der Wärmestube von Kirkens Korshær vermachen. Am 23. Dezember können Frauen und Männer sich kostenlos ein paar Leckereien für die Weihnachtstage holen. Dorthin wird alles gebracht, was bis zur Ladenschlusszeit vor den anstehenden Feiertagen nicht verkauft worden ist.

„Mit den großen Preissteigerungen in diesem Jahr ist es für uns noch positiver, einen Unterschied für diejenigen machen zu können, die es gerade schwer haben“, so die Sektionschefin bei Fresh Food in Bilka Sonderburg, Didde Lauvring.

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