Tourismus

Hotelgegner: Röm soll kein Sylt im Kleinformat werden

Gegner: Röm soll kein Sylt im Kleinformat werden

Gegner: Röm soll kein Sylt im Kleinformat werden

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Die Geschäftszeile in Lakolk wird spöttisch Frittenmeile genannt (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Durch Facebook schwappt eine Welle der Entrüstung über die Lakolker Hotelpläne. Kommentierende fürchten um die Ruhe und die Natur der stark frequentierten Insel. Der Touristikchef sieht derweil große Möglichkeiten für Röm und die Kommune Tondern.

Wie nicht anders zu erwarten, hat die Nachricht vom Bau eines Badehotels in Lakolk auf Röm (Rømø) die Gemüter erhitzt. Ihre Unzufriedenheit und ihre Befürchtungen hat die gegnerische Seite unter anderem auf der Facebook-Seite der Kommune Tondern zum Ausdruck gebracht. Weit die meisten der mehr als 300 Kommentare sind negativer Art. Darunter mischen sich auch viele Ferien- und Tagesgäste aus Deutschland.

Sie befürchten, dass ihr Röm zu einem Sylt im Miniformat wird. Die Ruhe würde durch noch mehr Feriengäste gestört und die schöne Natur der Insel verschandelt. Mehrere deutsche Kommentare zielen auch darauf ab, dass sie ihre letzten Ferien auf Röm verbracht haben, wenn das Projekt realisiert wird. Viele hoffen, dass das Projekt wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Die Insel sei schon jetzt überlaufen und böte keinen Platz für mehr Feriengäste.

 

Das Badehotel wird 16 Meter hoch sein. Foto: Architekturbüro Ladehoff GmbH

 

Cafébesitzerin will lieber schweigen

 

Aus dem gleichen Grund wollte sich Cafébesitzerin Maria Degn Clausen nicht an dem Presserummel beteiligen und lehnte einen Kommentar ab. „Schaut man sich die Kommentare auf Facebook an, dann halte ich lieber meinen Mund“, so die Eigentümerin von Café Fru Dax.

 

Auch in Havneby deutscher Investor

Auch die „Übernahme“ Röms durch deutsche Investoren passt weder den dänischen noch deutschen Fans der Insel. Im Süden der Insel wartet ein großes Bauvorhaben der deutschen Firma „Übersee GmbH“ aus Bremen. Sie will 216 Ferienwohnungen und ganzjährig bewohnbare Häuser bauen. Die Investition beläuft sich auf 150 Millionen Kronen. Der Investor baut auf Menschen, die mit der Fähre nach Sylt zum Arbeiten pendeln, Angestellte der Offshore-Branche und auf Feriengäste. 

 

Die Monate Juli und August müssen wir erst gar nicht bewerben, da kommen die Urlauber ganz von selbst.

Colin John Seymour

Klar in der Unterzahl befinden sich auf Facebook diejenigen, die durch ein Badehotel mit großen Vorteilen für die Insel und für die ganze Kommune Tondern rechnen. Das erhoffen sich auch die Geschäftstreibenden in Lakolk, von denen die meisten noch in den Wintermonaten in den Winterschlaf gehen.

Ausbau der Infrastruktur

Die Geschäftsleute und der Campingplatz sind von der Kommune bei der Erstellung eines Entwicklungsplans für die Insel beteiligt gewesen, in dem auch der Bau eines Badehotels genannt wird. Bedenken haben sie derweil in Bezug auf die nicht vorhandene Infrastruktur für noch mehr Gäste. Gerade in der Hochsaison Juli/August bilden sich bei gutem Wetter lange Staus vom Damm, der auf die Insel führt, bis nach Lakolk. Die dortige Einfahrt zum Strand ist dabei auch ein Nadelöhr. Daher hoffen sie auf eine gut ausgebaute Infrastruktur.  

Ein Autostau von Gästen, die am Lakolker Strand gewesen sind (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Touristikchef Colin John Seymour ist überzeugt, dass die Kommune das schultern kann. Auf Röm würde die Natur immer eine wichtige Rolle spielen. „Lakolk ist mit Sommerhäusern und mit Geschäftsgebäuden schon bebaut. Die Insel soll aber durch Neubauten nicht zugepflastert werden“, sagt er.  Er sei dankbar für das Einsehen der Politik, dass der Ganzjahrestourismus mit einem neuen Badehotel gestärkt werden müsse,

„Ich bin froh und gespannt. Es wird ein neuer Akteur nach Röm kommen, der einen großen Marketingapparat und loyale Gäste hinter sich hat. Damit wird eine deutliche Qualitätsverbesserung erzielt. Ich habe mir vor einigen Jahren schon ihr Hotel in St. Peter-Ording angeschaut und war begeistert. Das muss für alle Umsatzsteigerungen bringen.  Mit einem Hotel können wir ein Produkt für das ganze Jahr – auch bei schlechtem Wetter – anbieten“, freut er sich.

Wellness mit dem Meer als Nachbarn

Im Hotel mit eigenem Wellness-Bereich sollen auch Events stattfinden. „Das Hotel wird eher funky und hip sein und wird skandinavisches Flair haben, aber anders als die in Dänemark bekannten Badehotels“, berichtet Seymour.

Das Sroka-Hotel „Bretterbude“ im ostholsteinischen Heiligenhafen Foto: Andrea Flak

Mehr als zwei Millionen Übernachtungen

„Wir haben im vergangenen Jahr einen neuen Besucherrekord mit 2.060.000 übernachtenden Gästen – weit die meisten auf Röm – in der gesamten Kommune Tondern erreicht. Der erzielte Zuwachs von 250.000 übernachtenden Gästen wurde bereits zu 75 Prozent von Gästen außerhalb der Hochsaison verzeichnet. Die Monate Juli und August müssen wir erst gar nicht bewerben. Da kommen die Urlauberinnen und Urlauber ganz von selbst. Beim Ganzjahrestourismus ist aber noch Luft nach oben“, so der Touristikchef.

Die Fakten über das Hotel

  • Bauherr ist die in Hamburg beheimatete Hotelkette „Heimathafen Hotels“ von Jens Sroka.
  • Zur Kette gehören schon sieben Hotels in Schleswig-Holstein. Drei weitere befinden sich in der Planung.
  • Sroka wurde 2019 zum Hotelier Deutschlands gekürt. Er will rund 525 Millionen Kronen in Lakolk investieren.
  • Er reichte das einzige Angebot für das 2,3 Hektar große Grundstück in Höhe von 35 Millionen Kronen ein. Die Kommune hatte einen Preis von mindestens 30 Millionen Kronen verlangt.
  • Das Hotel soll bis zu 100 Personen Platz bieten. Geplant sind auch 55 Ferienwohnungen, einige Naturhütten und ein unterirdischer Parkkeller mit 200 Plätzen.
  • Aufgrund des Hotelbaus werden jährlich 100.000 übernachtende Gäste mehr erwartet.
  • Es soll eine Umsatzsteigerung von 40 Millionen Kronen für den Tourismus erzielt werden können.
  • Es sollen bis zu 150 Arbeitsplätze geschaffen werden.
  • Geplante Inbetriebnahme: 2027
  • Klausel: Kann das Projekt aus Planungsgründen aber nicht durchgeführt werden, kann Sroka vom Kauf zurücktreten.

Es sei verständlich, dass Neuem zunächst mit Unsicherheit und Bedenken begegnet wird. „Aber es gibt Platz für mehr Gäste auf Röm. Indem mehr als 100 Plätze vom Campingplatz für den Bau des Hotels stillgelegt werden, wird es zwar weniger Campinggäste in Lakolk geben, was die Hotelgäste hoffentlich ausgleichen. Wir haben andere Campingplätze auf der Insel, auf die diese Zielgruppe ausweichen kann, deren Anteil im vergangenen Jahr auch um 20 Prozent gestiegen ist.“

Jüngere und kaufkräftigere Zielgruppe

Mit einem Badehotel bekomme die Insel eine neue Zielgruppe. „Wir wünschen uns mit dem Hotel eine kaufkräftigere und eine etwas jüngere Zielgruppe. Heute besuchen vornehmlich Familien und ältere Menschen ohne Kinder die Insel. Wir wollen nicht ein neues Sylt im Kleinformat werden, sondern eine Alternative, wo Entspannung und das Genießen der Natur weitab vom hektischen Trubel im Vordergrund stehen sollen. Auf der Insel und in der Kommune gibt es so viele Möglichkeiten, die Natur zu erleben, und so soll es bleiben“, erklärt Colin John Seymour.

Das geplante Hotel als Model umgeben von Sand Foto: Monika Thomsen
Mehr lesen