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Grenzhäuschen in neuer vermittelnder Funktion

Grenzhäuschen in neuer vermittelnder Funktion

Grenzhäuschen in neuer vermittelnder Funktion

Siltoft
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Das Grenzhäuschen ist seit Donnerstag für den Publikumsverkehr geöffnet. Foto: Jane R. Ohlsen

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Das 65 Jahre alte Gebäude am Siltoftvej zwischen Hoyer und Ruttebüll ist die neue Anlaufstelle für Wanderinnen und Wanderer und weitere Ausflügler. Ein Nachbar rettete das Kulturerbe 2000 vor der Abrissbirne.

Kontrolliert wird im Grenzhäuschen am Grenzübergang Siltoft im Alten Friedrichenkoog nach der Eröffnung am Donnerstag niemand.

Das Gebäude ist nach einer Schönheitsoperation bereit für die neue Aufgabe als unbemannte Empfangsstätte in Regie vom Nationalpark Wattenmeer und der Initiative Tonderner Marsch.

Trinkwasserdepot und Toilette

Am westlichen Ende des Siltoftvej auf dem Deich zwischen Hoyer (Højer) und Ruttebüll (Rudbøl) können Wanderer und Radfahrer des Marschensteigs Informationen und Wasser „tanken“ sowie die Toilette nutzen.

Peter Pørksen (r.) verhinderte vor 21 Jahren den Abriss. Der Landwirt nahm mit seiner Tochter Anne Birgitte an der Eröffnung teil. Pørksen berichtet Kommunalpolitiker Bo Jessen und Kommunikationsberater Jens L. Hansen (v. l.) von der Übernahme. Foto: Jane R. Ohlsen

Kein haushoher Preis

Dass das Häuschen überhaupt seit dem Jahr 2000 eine Zukunft hat, ist Landwirt Peter Pørksen zu verdanken.

„Im Zusammenhang mit Schengen wurde die Holzbaracke auf deutscher Seite abgerissen. Als ich nachhakte, erfuhr ich, dass das gleiche mit dem dänischen Gebäude vorgesehen war“, so der Landwirt, der damals direkter Nachbar war.

Er erhandelte sich das Grenzhäuschen, für das die staatliche Behörde die Abbruchkosten sparen konnte, zum Nulltarif.

Sitzgelegenheiten laden zu einer Rast im Freien ein. Foto: Jane R. Ohlsen

„Eigentlich wollte ich dort ein Gästezimmer einrichten. Daraus ist jedoch nie etwas geworden. Daher ist es fein und eine gute Lösung, dass es nun auf diese Art genutzt wird“, sagt Pørksen.

Inzwischen wohnt er in Gärup (Gærup).  In den zurückliegenden Jahren hatte er dem Touristikverein in Hoyer das Häuschen zur Verfügung gestellt.

19 Quadratmeter

Das 19 Quadratmeter große Gebäude steht seit 1956 am westlichen Ende des Siltoftvejs. Damals ersetzte es die 1920 bei der Grenzziehung errichtete Holzhütte.

Die Empfangsstätte ist Teil eines großen Vermittlungsprojekts zum Kostenpunkt von 22 Millionen Kronen. Damit soll die Einzigartigkeit des 1.459 Quadratkilometer großen und somit größten dänischen Nationalparks den Besucherinnen und Besuchern nähergebracht werden.

Die Finanzierung
• Das Projekt kostet etwa 21,7 Millionen Kronen.
• „Nordea-fonden“ zahlt 14,7 Millionen Kronen.
• Der Nationalpark Wattenmeer bringt knapp 5 Millionen Kronen auf.
• Die Wattenmeerkommunen Tondern, Varde, Fanø, Esbjerg steuern 1,75 Millionen Kronen bei.
• Die Naturbhörde bringt sich mit 250.000 Kronen ein.

Die Grenzziehung wird auch im Inneren des Grenzwächterhäuschens veranschaulicht.

Vier „Kolleginnen" geplant

Weitere unbemannte Empfangsstätten sind bei „Kammerslusen" in Ripen (Ribe), auf Mandø, bei Skallingen und am Hafen von Ho geplant, wie vom Kommunikationsberater des Nationalparks Wattenmeer, Jens L. Hansen, zu erfahren ist.

Die Infostellen, wo es im Freien in der Landschaft Informationen gibt, sind noch nicht errichtet.

Ein Adler dient in seiner vollen Größe als Blickfang. Foto: Jane R. Ohlsen

Appetit auf mehr wecken

„Wenn die Menschen an einer Stelle sind, wollen wir gerne die Lust bei ihnen schüren, einen weiteren Ort zu besuchen“, so Hansen.

Als Beispiel weist er darauf hin, dass in Siltoft mit einem Bild und einem kurzen Text auf die Schleuse in Hoyer hingewiesen wird.

 

Folgendes ist geplant:
• 4 bemannte Portale: Tirpitz in Blåvand, Myrthuegård in Marbæk, das Fischerei- und Seefahrtsmuseum in Esbjerg sowie das Naturcenter Tønnisgård auf Röm.
Entsprechende Portale gibt es bereits mit dem Wattenmeercenter in Vester Vedsted und der Mühle in Hoyer.
• 5 Empfangsstätten
• 21 Infostellen
• 1 digitales Portal mit einer App mit Wattenmeererlebnissen und Wanderrouten

„Die Landschaft ist fantastisch. Hier kann man poetisch bezeichnet, die Augen strecken und es weht viel“, so die Museumsinspektorin und Vorsitzende des Nationalparkrats, Anne Marie Overgaard.

In der flachen Landschaft gebe es mit dem Wasser in den Kanälen, den Deichen und Dünen viel zu sehen.

„Um die Zusammenhänge zu verstehen, erfordert es aber eine Erklärung, und dazu trägt die Empfangsstätte bei“, so Overgaard.

Anne Marie Overgaard sprach als Vorsitzende des Nationalparkrats und als Museumsinspektorin. Foto: Jane R. Ohlsen

Umsicht gefragt

„Mehr und mehr Menschen zieht es raus in die Natur, um zu radeln, zu wandern oder um Vögel zu beobachten. In Dänemark war dies nicht nur während der Pandemie der Fall, sondern auch nachfolgend. Viele kennen sich aber mit der Natur nicht aus, die für sie ungewohnt ist. Daher sind Erlebnisse mit Bedacht wichtig. Egal, ob man Tourist aus Deutschland, der dänischen Hauptstadt oder zum Beispiel Tondern ist", sagte Anne Marie Overgaard.

„Es geht darum, die Natur auf eine gute Art an den richtigen Stellen zu erleben“, so die Museumsinspektorin. Die Empfangsstätte sei auch wegen der Grenzgeschichte ein markanter Ort mitten im äußeren Koog der Tonderner Marsch.

Zu der Truppe von „Marskstihjælperne", die dafür sorgt, dass es im Umfeld und drinnenn gepflegt aussieht, gehören Jankre (r.) und Henning (leicht verdeckt). Pädagogin Merete Petersen (l.) berichtet, dass sie am Tag vorher unter anderem das Gras gestutzt haben. Das Team vom Beschäftigungsangebot „Vidåværkstedet" für Behinderte hält auch die Pumpstation Legan in Schuss. Foto: Jane R. Ohlsen

Keine architektonische Perle

In der Rolle als Museumsinspektorin ging Anne Marie Overgaard darauf ein, dass das Grenzwächterhäuschen keinen großen architektonischen Wert habe.

Durch die Lage und die Geschichte werde es aber als Kulturerbe erhalten.

Die Ratsvorsitzende dankte den Besitzern Mette und Peter Pørksen, dass sie das Gebäude für diesen Zweck zur Verfügung stellen.

Projektberaterin Lene Rydal Jørgensen von der Nordea-Stiftung und der Leiter des Nationalpark-Sekretariats, Peter Saabye Simonsen Foto: Jane R. Ohlsen

Der Vorsitzende des kommunalen Technischen Ausschusses, Bo Jessen (Tønder Listen), bezeichnete die neue Anlaufstelle als erste von fünf dieser Punkte im größten dänischen Nationalpark als Meilenstein. Es sei schön, dass so viele Partner an einem Strang ziehen würden.

„Das trägt dazu bei, dass sich noch mehr Gäste aus dem In- und Ausland dafür interessieren. Wir, die hier leben, befinden uns in der glücklichen Lage, dass wir täglich in der Gunst sind, die schöne Natur zu genießen“, so Jessen.

Vermittlung der Sonderklasse

Die Natur-Projektberaterin Lene Rydal Jørgensen von der Nordea-Stiftung hob die einzigartige Vermittlung der Natur und Kultur in einer Klasse für sich hervor.

Die Stiftung wolle gerne mehr Leute dazu anregen, sich in die Natur aufzumachen.

Natur ist im Umfeld des Grenzhäuschens am Siltoftvej bei Weitem keine Mangelware. Bei dem Ortstermin trieb auch der Wind sein Spielchen.

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